Daniels 70 Jahrwochen

Im einigen Artikeln habe ich immer wieder von Daniels 70 Jahrwochen geschrieben. Jetzt will ich einmal erklären, was diese Jahrwochen sind und was die entsprechende Prophetie im Buch Daniel bedeutet. Er ergänzt auch den Artikel “Die letzte Jahrwoche“.

24 Über dein Volk und über deine heilige Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben.
25 So sollst du denn erkennen und verstehen: Von dem Zeitpunkt an, als das Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen und 62 Wochen. Und Platz und Stadtgraben werden wiederhergestellt und gebaut sein und zwar in der Bedrängnis der Zeiten.
26 Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteil werden …

Daniel 9,24-26

Was sind die 70 Jahrwochen?

In den obigen Versen spricht der Erzengel Gabriel mit dem Propheten Daniel. Für Daniel war die gesamte Prophetie noch Zukunftsmusik. Für uns dagegen ist der größte Teil heute bereits erfüllt. Nur die letzte Jahrwoche hat noch nicht begonnen. Warum, dazu komme ich noch. Daniel werden 70 Wochen prophezeit, die das Volk Israel noch bestehen wird, bevor ein ewiges Friedensreich aufgebaut wird.. Als Gabriel mit Daniel sprach, bestand Jerusalem nur aus Ruinen. Die Stadt wurde zuvor im Jahr 586 v.Chr. durch Nebukadnezar zerstört. Deshalb sagt Gabriel, dass die Stadt zunächst wieder aufgebaut wird, und zwar “in Bedrängnis der Zeiten”, was bedeutet, dass Israel immer unter Fremdherrschaft stehen wird. Das traf auch zu. Daniel war ein hoher Beamter zunächst der Babylonier, dann der Perser. Nach den Persern regierten die Griechen über Israel, bis sie dann von den Römern abgelöst wurden. Seit der Zerstörung durch Nebukadnezar war Israel kein freier Staat. Das ist er erst seit der Neugründung im Jahr 1948.

Die 69 Wochen

Die siebzig Wochen, von denen Gabriel hier spricht, sind keine Wochen mit jeweils sieben Tagen, sondern jeweils sieben Jahren. Weil der israelische Kalender 360 Tage hat, muss hier natürlich auch das Jahr mit 360 Tagen berücksichtigt werden. Das bedeutet: 69 Wochen x 7 Jahre x 360 Tage = 173.880 Tage.

Diese siebzig Wochen beginnen beim Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems. Der Befehl zum Wiederaufbau wurde von König Artaxerxes I (in der Bibel Arthasasta genannt) im Jahr 444 v.Chr. erlassen:

1 Es geschah aber im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahr des Königs Artasasta, als Wein vor ihm stand, da nahm ich den Wein und gab ihn dem König. Ich war aber zuvor nie traurig vor ihm gewesen.
2 Da sprach der König zu mir: Warum siehst du so traurig aus? Du bist doch nicht krank? Es ist nichts anderes als ein betrübtes Herz! Da fürchtete ich mich sehr;
3 und ich sprach zu dem König: Der König lebe ewig! Warum sollte ich nicht traurig aussehen, da doch die Stadt, wo die Grabstätte meiner Väter ist, in Trümmern liegt und ihre Tore vom Feuer verzehrt sind?
4 Da sprach der König zu mir: Was erbittest du denn? Da flehte ich zu dem Gott des Himmels;
5 und dann sagte ich zu dem König: Wenn es dem König gefällt und wenn dein Knecht wohlgefällig vor dir ist, so sende mich nach Juda, zu der Stadt, wo meine Väter begraben liegen, damit ich sie wieder aufbaue!
6 Da sprach der König zu mir, während die Königin neben ihm saß: Wie lange wird die Reise dauern, und wann wirst du zurückkommen? Und es gefiel dem König, mich hinzusenden, nachdem ich ihm eine bestimmte Zeit genannt hatte.
7 Und ich sprach zu dem König: Wenn es dem König gefällt, so gebe man mir Briefe an die Statthalter jenseits des Stromes, damit sie mich durchziehen lassen, bis ich nach Juda komme;
8 auch einen Brief an Asaph, den Forstmeister des Königs, dass er mir Holz gibt, damit ich die Tore des Tempelbezirkes, der zum Haus [Gottes] gehört, aus Balken zimmern kann, und für die Stadtmauer und für das Haus, in das ich ziehen soll! Und der König gab sie mir, weil die gute Hand meines Gottes über mir war.

Nehemia 2,1-8

Nach 69 Wochen wird “der Gesalbte” erscheinen, dann aber “ausgerottet” werden – und zwar ohne Hilfe (“ihm wird nichts zuteil werden”). Der Gesalbte ist natürlich niemand Geringeres als Jesus Christus selbst. Die Ausrottung des Gesalbten ohne Hilfe ist die Kreuzigung am 3. April 33 n.Chr. Damit enden die 7 + 62 = 69 Wochen. und es beginnt die 70. Jahrwoche. Davon lesen wir in der Fortsetzung des Textes aus dem Buch Daniel. Ich hatte das jetzt Folgende zwar bereits in meinem Artikel “Die letzte Jahrwoche” beschrieben, dieser Artikel wäre aber nicht vollständig, wenn ich die letzte Jahrwoche nicht noch einmal beschreiben würde.

Die letzte Jahrwoche

26 … die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen.

Daniel 9,26

Am Ende der 69. Jahrwoche wird “die Stadt” – das ist Jerusalem – zum zweiten Mal zerstört. Hier wird es jetzt interessant: Das “Volk des zukünftigen Fürsten” wird Jerusalem zerstören. Welches Volk hat Jerusalem im Jahr 70 n.Chr. zerstört? Die Römer! Mit anderen Worten: Der zukünftige Fürst wird aus dem römischen Reich – also dem heutigen Europa – kommen. Dieser zukünftige Fürst ist der Antichrist. Das können wir an den Ereignissen erkennen, die Daniel im Folgenden beschreibt. Weil der Antichrist heute noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten ist, hat die letzte Jahrwoche noch nicht begonnen. Das ist der Grund, weshalb man sagen kann, dass hier die Zukunftsprophetie beginnt. Zwischen den Versen 26 und 27 liegt also ein Zeitraum von über 2.000 Jahren. In der Prophetie haben wir häufig das Phänomen, dass ein plötzlicher großer Zeitsprung auftritt, der mehrere Jahrhundert oder – wie in unserem Fall – sogar Jahrtausende überspringt. Das macht die Auslegung zwar nicht unbedingt leichter, aber dafür interessanter.

Der Text geht aber noch weiter: Jerusalem wird untergehen “in der überströmenden Flut und es wird Krieg geben, fest beschlossene Verwüstung”. Israel wird bis zum Ende im Krieg leben. Einen sehen wir heute (15.10.2023). Acht Tage nach den brutalen Terroranschlägen der Hamas befindet sich Israel wieder im Krieg – ein Krieg, von dem ich ausgehe, dass er den Nahen Osten nachhaltig verändern wird. Das Ziel Israel ist, die Hamas endgültig zu zerschlagen und wird sich wahrscheinlich auch den Terrorgruppen in Syrien und Libanon widmen. Wird jetzt vielleicht der ganze Gazastreifen zerstört, wie uns das der Prophet Amos erzählt (Amos 1,6-8)? Die Palästinenser sehen sich ja immer als Nachfahren der Philister, deshalb könnte diese Prophetie von ihnen sprechen. Allerdings sehen sie sich auch als Nachfahren Ismaels, des Sohnes Abrahams. Beides geht nicht: Entweder sie sind die Nachfahren der Philister oder die Nachfahren Abrahams, denn die Philister waren unbeschnitten (z.B. 1. Samuel 17,26). Aber eigentlich ist es egal, wessen Nachfahren sie sind, denn Amos spricht von Gaza.

Der Bund

27 Und er wird mit den Vielen einen festen Bund schließen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel werden Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergießt.

Daniel 9,27

Der Antichrist wird “mit den Vielen einen festen Bund schließen” für eine Woche – also sieben Jahre. Dieser Bund wird – entgegen der Aussage von vielen Auslegern – nicht mit Israel geschlossen. “Die Vielen” ist nicht Israel, denn Israel ist ein kleines Volk (5. Mose 7,7, Jesaja 41,14). Nein, “die Vielen” sind viele Völker. Hier vermute ich die Erweiterung des Abraham Accords, wie er von Donald Trump begonnen wurde und erheblich erweitert wird. Vielleicht ist es auch ein ganz anderer Bund, der geschlossen wird. In jedem Fall wird Israel ein Teil dieses Bundes sein, der für sieben Jahre geschlossen wird.

In der Mitte – also nach 3 1/2 Jahren – wird der Antichrist dafür sorgen, dass Schlacht- und Speisopfer aufhören. Wie geht das? Der Opferdienst ist in Israel doch an den Tempel gebunden. Wie können Opfer aufhören, ohne begonnen zu haben? Die Antwort: Es wird wieder einen Tempel geben. Ich glaube, dass der Antichrist mit dem “Bund mit den Vielen” gleichzeitig den Wiederaufbau des Tempels ermöglichen wird. Ob dafür die muslimischen Gebäude verschwinden müssen oder der Tempel daneben gebaut werden kann, geht aus der Bibel nicht hervor. Heute ist man sich in Israel einig, dass der Tempel gebaut werden kann, ohne dass die al-Aqsa-Moschee oder der Felsendom weichen müssen. Mit dem Neubau des dritten Tempels wird es wieder Opfer auf dem Tempelberg geben.

Nach 3 1/2 Jahren allerdings sorgt der Antichrist dafür, dass diese Opfer aufhören. Wie und warum er das macht und warum die Juden ihm gehorchen, sagt uns die Prophetie Daniels nicht. Weil aber Daniel nicht der einzige Prophet ist, der eine Schau der Endzeit hat, finden wir die Antwort in anderen prophetischen Schriften. Der Apostel Paulus war nicht nur ein gelehrter Theologe und begnadeter Redner, er war auch Prophet. In seinem zweiten Brief an die Thessalonicher finden wir eine Prophetie, die den Antichristen betrifft:

4 der sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt.

2. Thessalonicher 2,4

Der Antichrist wird sich in den Tempel setzen und sich dort als Gott ausgeben. Wenn wir diesen Vers mit den Aussagen aus Offenbarung 12 verknüpfen, erhalten wir das ganze Bild:

6 Und die Frau floh in die Wüste, wo sie einen von Gott bereiteten Ort hat, damit man sie dort 1 260 Tage lang ernähre.

Offenbarung 12,6

Die Frau ist Israel. Das habe ich in meinem Artikel “Die letzte Jahrwoche” bereits beschrieben. Dort steht auch die Fortsetzung der Geschichte. Ich höre also mit einem Cliffhanger auf.


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