Älteste und Gemeinde

Älteste und Gemeinde

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33 Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Gemeinden der Heiligen.
40 Lasst alles anständig und ordentlich zugehen!

1. Korinther 14, 33+40

Wo Menschen zusammen kommen, kristallisiert sich irgendwann der “Platzhirsch” heraus (manchmal ist es auch ein “Platzreh”). Das ist logisch und oft auch vernünftig. Wo ein gemeinsames Ziel verfolgt wird, muss irgendjemand sagen, wo es lang gehen soll.

Das ist in einer Gemeinde nicht anders. Für sie gelten allerdings die ältesten Regeln, die für eine Gruppe jemals bestimmt wurden. Eine Gemeinde besteht aus den Mitgliedern, Diakonen und Ältesten. Die wichtigste Person, die in einer Gemeinde vorkommt ist natürlich Jesus Christus selbst. Die christlichen Gemeinden sind Seine Braut (2. Korinther 11,2), Sein Eigentum (Epheser 5,23), Sein Leib (1. Korinther 12,12-30). Dabei gibt es keine wirkliche menschliche Leitung. Der einzige, der der Gemeinde vorsteht, ist Christus selbst. Ein wichtiger Hinweis: Die Gemeindeleitung, Älteste – oder wie auch immer sie genannt werden – sind nicht “Stellvertreter Christi auf Erden” mit papstähnlichem, unangreifbarem Status. Sie sind Teil der Gemeinde wie jedes “normale” Mitglied. Dabei nehmen sie besondere Aufgaben wahr und stehen der Gemeinde vor. Das ist aber Dienst und nicht Herrschaft (1. Petrus 4,10), denn sie dienen Christus.

Das Neue Testament wurde im ersten Jahrhundert geschrieben – zu einer Zeit, als die christlichen Gemeinden erst entstanden. Der Apostel Paulus war in vielen Gemeinden die treibende Kraft. Er gründete Gemeinden, lehrte sie einige Zeit und setzte Älteste ein. Als Apostel hatte er die Vollmacht, Älteste zu bestimmen und einzusetzen. Weil es heute keine Apostel mehr gibt, müssen wir aus der Bibel herausfinden, welche Aufgaben und Fähigkeiten Älteste haben müssen und wie sie berufen werden.

Wer darf Ältester sein?

2 Nun muss aber ein Aufseher untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, anständig, gastfreundlich, fähig zu lehren;
3 nicht der Trunkenheit ergeben, nicht gewalttätig, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig;
4 einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder in Unterordnung hält mit aller Ehrbarkeit

1. Timotheus 3,2+3

Hier werden einige wichtige Kriterien genannt, die ein Ältester erfüllen muss. Ein Ältester wird anhand der Vergangenheit beurteilt: Wie hat er sich bisher verhalten? Wie geht er mit seiner Familie und seinen Freunden, Arbeitskollegen und Nachbarn um? Was noch auffällt: Ein Ältester ist ein Mann. Frauen scheiden aus. Das liegt daran, dass Gott die Frauen den Männern untergeordnet hat. Der Mann soll seine Frau lieben, versorgen und beschützen. Lehren oder Leiten steht Frauen nicht zu (1. Timotheus 2,12), außer bei Kindern oder anderen Frauen. Ich sage dazu: Frauen sind die schönsten Geschöpfe, die Gott geschaffen hat – aber sie sind keine Führungspersönlichkeiten.

Die Berufung von Ältesten

Jetzt wird es schwierig. Es gibt kein Patentrezept, wie Älteste berufen werden. Nirgendwo wird in der Bibel die Berufung nach dem Motto beschrieben: “So wird’s gemacht”. In jedem Fall wird aber die Gemeinde zur Suche nach geeigneten Ältesten eingebunden. Es gibt keinen elitären Kreis, der die Ältesten bestimmt. Auch die Ältesten selbst haben nicht die Kompetenz, andere Älteste zu berufen. Das kann nur aus der Gemeinde heraus geschehen. Es muss eine “Gewaltenteilung” geben, wie wir sie auch in der deutschen Demokratie kennen. Älteste brauchen ein Korrektiv, um erkennen zu können, ob sie noch auf dem richtigen Weg sind. Auch aus der Bibel selbst heraus können wir nicht erkennen, dass Älteste andere Älteste berufen haben. Die einzigen Einzelpersonen, die Älteste einsetzen durften, waren Apostel. Eine Ausnahme war Titus, dazu komme ich später noch einmal.

1 Glaubwürdig ist das Wort: Wer nach einem Aufseherdienst trachtet, der begehrt eine vortreffliche Tätigkeit.

1. Timotheus 3,1

In allen Fällen müssen wir aber beachten, dass der eigentlich Berufende von Ältesten der Heilige Geist ist. Er vergibt die Gaben (1. Korinther 12,5-11), wie Er es für richtig hält. Er beruft die Ältesten, indem Er ihnen die Fähigkeit zum Amt gibt und der Gemeinde den richtigen Ältesten zeigt, den Er berufen will. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn der Älteste selbst wie auch die Gemeinde sich vom Heiligen Geist leiten lassen. Sonst ähnelt die Suche nach einem Ältesten einer politischen Wahl, in der der Älteste die tollsten Versprechen macht und die Gemeinde nach Sympathie entscheidet, statt über den Glauben des Ältesten urteilt.

23 Nachdem sie (=Paulus und Barnabas) ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste bestimmt hatten, befahlen sie sie unter Gebet und Fasten dem Herrn an, an den sie gläubig geworden waren.

Apostelgeschichte 14,23

Hier haben wir eine Ausnahme: Paulus und Barnabas setzen Älteste ein. Wie das genau geschah, wird uns nicht erzählt. Die beschriebenen Gemeinden wurden von ihnen gegründet und die Mitglieder hatten sich durch sie bekehrt. Sie kannten also die Gemeinden und wussten deshalb, wer die Eignung zum Ältesten mitbringt. Dabei müssen wir eines beachten: Paulus hatte als Apostel die Vollmacht, Älteste einzusetzen. Weil es die Apostel heute nicht mehr gibt, müssen wir andere Wege finden, um Äĺteste zu bestimmen. Niemand kann sich die Vollmacht eines Apostels anmaßen.

Es wird zwar nicht beschrieben, aber wir können wohl davon ausgehen, dass die Apostel die Gemeinde befragt haben. Das ist logisch, weil ein Ältester die Rückendeckung der Gemeinde haben muss. Paulus hätte also niemanden zum Ältesten berufen, den die Gemeinde ablehnt.

Die ausführlichste Beschreibung finden wir in der Apostelgeschichte bei der Suche nach Diakonen:

3 Darum, ihr Brüder, seht euch nach sieben Männern aus eurer Mitte um, die ein gutes Zeugnis haben und voll Heiligen Geistes und Weisheit sind; die wollen wir für diesen Dienst einsetzen,

Apostelgeschichte 6,3

Die Gemeinde wird in die Berufung der Diakone einbezogen. Sie soll aus ihrer Mitte die geeigneten Männer bestimmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Berufung von Ältesten anders verlaufen ist.

5 Ich habe dich zu dem Zweck in Kreta zurückgelassen, damit du das, was noch mangelt, in Ordnung bringst und in jeder Stadt Älteste einsetzt, so wie ich dir die Anweisung gegeben habe

Titus 1,5

Auch Titus hat Älteste eingesetzt. Er ist bestimmt in eine Gemeinde gegangen, hat einige Männer herausgenommen, sie vor die Gemeinde gestellt und gesagt: “Das sind eure Älteste!” Glaubt das irgend jemand? Mit Sicherheit nicht. Ich bin mir also sicher, dass Titus erst die Gemeinde kennenlernen musste, um festzustellen, wer als Ältester in Frage kommt. Seine Vollmacht zur Berufung konnte er durch den Brief von Paulus beweisen.

3 Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen.

Apostelgeschichte 13,3

Die Ältesten wurden bestimmt. Nun beginnt ihr Dienst aber nicht einfach so mit einem Glückwunsch und vielleicht einem Blumenstrauß. Nein, zur Berufung von Ältesten muss natürlich der Heilige Geist um Hilfe gebeten werden. Das geschieht durch Handauflegen und Gebet. Damit beginnt ihr Dienst.

Nirgendwo wird in der Bibel die Berufung von Ältesten als ein Prozess beschrieben, der hinter verschlossenen Türen stattfindet. In jeder Phase der Ältestenberufung ist die Gemeinde beteiligt. Sie muss die Ältesten selbstverständlich unterstützen. Dazu muss – wie ich das bereits geschrieben habe – der Älteste von der Gemeinde Rückendeckung haben.

Aufgaben der Ältesten

1 Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden des Christus, aber auch als Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll:
2 Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe

1. Petrus 5,1+2

Die Ältesten sind Hirten der Gemeinde. Wie ein Hirte seine Herde beschützt und versorgt, müssen auch die Ältesten die Gemeinde vor Irrlehren beschützen und mit dem Wort Gottes versorgen. Damit gehört die Predigt zu den Aufgaben der Ältesten. Ein Ältester sollte also auch predigen können. Wenn nicht, sollte er die Fähigkeit für andere Aufgaben haben. Das Vorbild eines guten Hirte ist Jesus Christus selbst (Johannes 10,11). Wie Jesus für die Gemeinde der gute Hirte ist, müssen auch die Ältesten gute Hirten für die Gemeinde sein.

14 Wir ermahnen euch aber, Brüder: Verwarnt die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen jedermann!

1. Thessalonicher 5,14

Die Ältesten sind die “gute Seele” der Gemeinde. Sie ermahnen, trösten und ermutigen, wo es erforderlich ist. Sie müssen jedes einzelne Mitglied der Gemeinde im Blick haben, jedes Mitglied kennen und es dazu ermutigen, ein wichtiger Teil der Gemeinde zu werden und zu sein. Dazu müssen sie auch die Fähigkeiten und Gaben des Mitglieds kennen, um die richtigen Aufgaben zu finden.

9 (Der Älteste ist) einer, der sich an das zuverlässige Wort hält, wie es der Lehre entspricht, damit er imstande ist, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.

Titus 1,9

Sie müssen dem Widersprechenden anhand der Bibel entgegentreten und ihn von seiner Irrlehre überführen. Dazu muss ein Ältester natürlich seine Bibel sehr genau kennen. Das Bibelstudium ist deshalb ein wichtiger Teil seines Dienstes.

Ein Hinweis an die Gemeinde

Noch ein wichtiger Punkt: Älteste führen die Gemeinde und treffen auch Entscheidung. Immer wieder wird es Gemeindemitglieder geben, die die Ältesten angreifen. Älteste stehen deshalb im Kreuzfeuer der Gemeinde. Auch dazu hat die Bibel etwas zu sagen:

19 Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, außer aufgrund von zwei oder drei Zeugen.

1. Timotheus 5,19

Ja, auch ein Ältester kann mal Fehler machen. Auch er ist nicht perfekt. Wenn ihm solche Dinge passieren, muss auch die Gemeinde etwas dazu sagen dürfen. Dazu sind aber zwei oder drei Zeugen erforderlich. Das entspricht übrigens dem Gebot Gottes (5. Mose 19,15), das Er bei Streitfällen gegeben hat.

Die Kehrseite der Medaille ist ein Ältester, der einen guten Dienst in der Gemeinde versieht. Hier ist es wichtig, dass die Gemeinde nicht als “normal” hinnimmt, sondern ihm das auch entsprechend signalisiert:

17 Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre wertgeachtet werden, besonders die, welche im Wort und in der Lehre arbeiten.

1. Timotheus 5,17

Die Gemeinde soll einen Ältesten, der sich vorbildlich verhält, auch entsprechend wertschätzen und unterstützen.

Fazit

Älteste sind ein Teil der Gemeinde. Sie stehen nicht außerhalb und nicht über ihr. Im Gegenteil: Sie dienen der Gemeinde. Nirgendwo wird in der Bibel berichtet, dass Älteste sich Rechte angemaßt hätten, die ihnen nicht zustehen. Im Gegenteil: Die Kirchengeschichte zeigt, dass in Zeiten der Verfolgung die Ältesten die ersten sind, die leiden müssen. Ein Beispiel von vielen ist Polykarp von Smyrna, der übrigens vom Apostel Johannes in seinen Dienst eingeführt wurde. Ist sein Märtyrertod vielleicht der Inhalt des Sendschreibens an die Gemeinde Smyrna, die als eine von zwei Gemeinden nur Lob erhält (Offenbarung 2,8-11)?

Mit guten Ältesten kann eine Gemeinde ein wertvolles Glied im Leib Christi sein (1. Korinther 12,12-30). Dazu gehört auch, dass solche Gemeinden im Umfeld entsprechend beachtet und gewürdigt werden. Nicht nur die Mitglieder sind das Licht der Welt (Matthäus 5,14). Auch die Gemeinde als Ganzes kann es sein.

Kindertaufe oder Gläubigentaufe?

Kindertaufe oder Gläubigentaufe?

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Ein Diskussionsthema, das die Christenheit schon seit ewigen Zeiten beschäftigt, ist die Tauffrage. Dürfen Kinder getauft werden? Wird das durch die Bibel bestätigt? Immerhin können sich Kinder ja nicht ihrer Taufe widersetzen. Oder ist nur die Taufe eines Gläubigen gültig: Ein Mensch kommt zum Glauben an Jesus und lässt sich taufen? Ist das – wie es von einigen Glaubensrichtungen behauptet wird – die einzige Taufe, die biblisch begründet wird? Oder sind am Ende sogar beide Taufpraktiken erlaubt und gültig?

Was ist denn nun richtig? Können wir diese Frage überhaupt beantworten? Und – ganz wichtig: Ist es rechtens, wenn eine Gemeinde bei der Aufnahme neuer Mitglieder nur die Gläubigentaufe akzeptiert und von Kindgetauften verlangt, sich “noch einmal” taufen zu lassen?

Was sagt die Bibel denn überhaupt zur Taufe? Welche Bedeutung hat sie? Ist sie heilsentscheidend oder einfach nur “schmückendes Beiwerk” ohne tieferen Sinn?

Die Taufe des Johannes

Der erste, der die Menschen taufte, war Johannes, der wegen dieser Tätigkeit mit dem Beinamen “der Täufer” benannt wird. Diese Beschreibung ist auch notwendig, um ihn vom gleichnamigen Apostel zu unterscheiden.

Johannes wurde sechs Monate vor Jesus geboren. Sein Kommen wurde vom Propheten Maleachi im fünften vorchristlichen Jahrhundert und von Jesaja im siebten vorchristlichen Jahrhundert angekündigt:

3 Die Stimme eines Rufenden ertönt: In der Wüste bereitet den Weg des Herrn, ebnet in der Steppe eine Straße unserem Gott!

Jesaja 40,3

1 Siehe, ich sende meinen Boten, der vor mir her den Weg bereiten soll; und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Bote des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!, spricht der Herr der Heerscharen.

Maleachi 3,1

Johannes hatte die Aufgabe, die Menschen auf das Kommen des Sohnes Gottes, Jesus Christus, vorzubereiten. Das tat er durch seine Predigten, in denen er den Menschen den Spiegel vorhielt und sie darauf hinwies, dass Gott keinen Gefallen an ihnen hat, wenn sie keine Buße tun.

4 So begann Johannes in der Wüste, taufte und verkündigte eine Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.

Markus 1,4

Für die Juden war die Taufe nichts wirklich Neues. Sie kannten die rituellen Waschungen aus dem Gesetz, das sie von Mose erhalten hatten (2. Mose 19,10; 2. Mose 30,20 u.a.). Johannes rief sie zur Buße und erreichte durch die Taufe eine sinnbildliche Reinigung von der Sünde.

Dass seine Taufe nur eine vorübergehende Bedeutung hatte, wusste Johannes. Er hatte die Menschen darauf hingewiesen, dass nach ihm der Messias kommen würde, in dessen Namen sie mit dem Heiligen Geist getauft werden:

8 Ich habe euch mit Wasser getauft; er aber wird euch mit Heiligem Geist taufen.

Markus 1,8

Das war auch der Grund, weshalb Paulus die Johannesjünger erneut taufte (Apostelgeschichte 19,1-6). Johannes taufte nur zur Buße. Die Taufe auf den “Namen des Vaters, des Sohnes und des Heligen Geistes”, wie sie durch die Apostel praktiziert wurde, hat weitere Bedeutungen.

Die Taufe der Apostel

Nach Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt erhielten die Apostel das Geschenk des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 2). Sie predigten den auferstandenen Herrn und tauften die Menschen, die sich bekehrten, “auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes”, wie Jesus das in seiner Abschiedsrede befohlen hatte (Matthäus 28,19+20). Die Apostel tauften – wie bereits Johannes – zur Reinigung der Sünde. Ihre Taufe hatte aber eine weitere Bedeutung. Paulus schrieb der Gemeinde in Kolossä:

11 In ihm seid ihr auch beschnitten mit einer Beschneidung, die nicht von Menschenhand geschehen ist, durch das Ablegen des fleischlichen Leibes der Sünden, in der Beschneidung des Christus,
12 da ihr mit ihm begraben seid in der Taufe. In ihm seid ihr auch mitauferweckt worden durch den Glauben an die Kraftwirkung Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat.

Kolosser 2,11-12

Diese Textstelle wird uns später noch einmal beschäftigen, denn hier beschreibt Paulus eine vielfältige Bedeutung der Taufe. Zunächst aber dieses: Die Taufe der Apostel – genauer: Die Taufe nach dem Neuen Testament – ist zur Reinigung von Sünde bestimmt (s. auch Apostelgeschichte 2,38; 22,16) , sie geschieht aber auch in den Tod Jesu hinein. Wir sind durch die Taufe sinnbildlich mit Ihm gestorben und bekommen das Versprechen, dass wir mit Ihm wieder auferstehen werden. Deshalb wurde und wird auch heute die Gläubigentaufe durch Untertauchen praktiziert.

Was die Taufe des Neuen Testamentes wesentlich von der Taufe des Johannes unterscheidet ist, dass der Täufling den Heiligen Geist empfängt.

Gläubigentaufe

“Sie glaubten und ließen sich taufen” Das wird als Argument von den Verfechtern der Gläubigentaufe angebracht. “Die Bibel berichtet nur von Gläubigentaufe” ist ein weiteres Argument. Dazu wollen wir die Bibel untersuchen.

36 Als sie (=Philippus und der äthiopische Kämmerer) aber auf dem Weg weiterzogen, kamen sie zu einem Wasser, und der Kämmerer sprach: Siehe, hier ist Wasser! Was hindert mich, getauft zu werden?
37 Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so ist es erlaubt! Er antwortete und sprach: Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist!
38 Und er ließ den Wagen anhalten, und sie stiegen beide in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.

Apostelgeschichte 8,36-38

Wir finden noch weitere Erzählungen, in denen Menschen zum Glauben kommen und sich taufen lassen. Die erste finden wir in der Apostelgeschichte nach der Pfingstpredigt von Petrus (Apostelgeschichte 2,37-38). Ja, einer Taufe muss immer eine Bekehrung vorangehen. Ohne Bekehrung keine Taufe. Die Apostelgeschichte erzählt auch in allen Tauf-Begebenheiten davon, dass der Täufling sich bekehrte und sich sofort taufen ließ. Wenn eine Gemeinde nur die Gläubigentaufe akzeptiert, weil nur sie “biblisch begründet” sei, müsste sie sich vollständig nach der Bibel richten und eine Taufe sofort ansetzen. Sie dürfte nicht ein paar Wochen bis zur Taufe warten. Das wird nämlich auch nirgendwo in der Bibel berichtet.

Aber ist die Gläubigentaufe wirklich die einzige Taufe, die wir in der Bibel finden? Kommen wir nun zur

Kindertaufe

14 Und eine gottesfürchtige Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; und der Herr tat ihr das Herz auf, sodass sie aufmerksam achtgab auf das, was von Paulus geredet wurde.
15 Als sie aber getauft worden war und auch ihr Haus, bat sie und sprach: Wenn ihr davon überzeugt seid, dass ich an den Herrn gläubig bin, so kommt in mein Haus und bleibt dort! Und sie nötigte uns.

Apostelgeschichte 16,14+15

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth:

16 Ich habe aber auch das Haus des Stephanas getauft. Sonst weiß ich nicht, ob ich noch jemand getauft habe

1. Korinther 1,16

Die Purpurhändlerin Lydia aus Thyatira ließ sich mit ihrem Haus taufen. Paulus hat das Haus des Stephanas getauft. Was bedeutet der Begriff “Haus”? Wurden auch Kinder getauft? Gehörte die Dienerschaft dazu? Haben sich denn alle bekehrt, bevor sie getauft wurden? Lydia wird allein ohne Ehemann genannt. Daraus können wir schließen, dass sie entweder verwitwet oder ledig war und ihre Angehörigen die Angestellten und Sklaven waren.

Hier muss ich bekennen, dass ich bisher ein Verfechter der Gläubigentaufe war. Ich habe immer geglaubt, dass die Kindertaufe biblisch nicht berichtet wird und deshalb ungültig war. Aber ich muss zugeben: Bibellesen schafft manchmal ungeahnte Klarheit.

Zurück zur Frage: Wurden Kinder und die Dienerschaft ebenfalls getauft? Haben sie sich denn auch bekehrt – vor allem, wenn Säuglinge dabei sind?

Exkurs: der bibische Begriff “Haus”

Dazu müssen wir einmal feststellen, was als “Haus” in der Bibel überhaupt gemeint ist. Im Neuen Testament wird nur vom Haus berichtet. Was damit gemeint ist, beschreibt nur das Alte Testament.

Warum spricht die Bibel überhaupt vom “Haus”? Warum nennt sie nicht die Personen, die getauft werden? Meint sie tatsächlich das “Haus”? Ja, offensichtlich meint sie tatsächlich die Hausgemeinschaft. Im Neuen Testament wird der Begriff “Haus” überhaupt nicht definiert. Weil wir keine Erklärung im Neuen Testament haben, müssen wir auf das Alte Testament zurückgreifen.

Wir finden im Alten Testament mehrmals den Begriff “Haus”. Aus den Berichten können wir erkennen, wer zu dem Haus einer Person gehört. Das können wir besonders gut an der Erzählung von Abrahams Beschneidung erkennen:

23 Da nahm Abraham seinen Sohn Ismael und alle in seinem Haus geborenen Knechte, und alle, die um sein Geld erkauft waren, alles, was männlich war unter seinen Hausgenossen, und er beschnitt das Fleisch ihrer Vorhaut am selben Tag, wie Gott es ihm gesagt hatte.

1. Mose 17,23

Auch andere Bibelstellen sprechen vom Haus. Dort sind das Familienoberhaupt und alle männlichen Nachkommen gemeint, weil im Alten Testament die Familienzugehörigkeit vom Vater weitergegeben wird.

Zugegeben: Die Beschneidung ist keine Taufe. Aber Parallelen gibt es. Dazu komme ich später noch einmal. Hier muss zunächst die Erklärung reichen: Das Haus umfasst alle Personen, die zu dem Oberhaupt gehören: Ehefrau, Kinder (auch Säuglinge), Diener und Sklaven. Allerdings nicht die Tiere. Die sind Besitz. Weil wir im Neuen Testament keine andere Erklärung haben, müssen wir die Definition des Alten Testamentes nehmen und unterstellen, dass die Bezeichnung im Neuen Testament die gleiche ist. Wer etwas anderes behauptet, tut dies ohne biblische Grundlage.

Ist die Kindertaufe erlaubt?

Ein klares “Ja”. Ein Mensch kommt zum Glauben und lässt sich und die Seinen taufen. Das ist möglich, ohne dass jeder Getaufte zum Glauben kommt. Nicht jeder Getaufte wird automatisch Christ. Aber: Einer Taufe muss immer eine Bekehrung vorausgehen. Es muss nur nicht der Getaufte selber sein, wenn er Angehöriger eines Täuflings ist. Das bedeutet, dass auch die Kindertaufe erlaubt ist, wenn der Vater gläubig ist, weil er das Familienoberhaupt ist (1. Korinther 11,3). Wenn nur die Mutter gläubig ist, bin ich skeptisch. Ja, sie ist für das Kind ebenfalls verantwortlich, aber nicht das Familienoberhaupt. Wenn sie allerdings – wie wir das weiter oben von der Purpurhändlerin Lydia gelesen haben – das Familienoberhaupt ist, entscheidet sie selbstverständlich über die Taufe der Kinder.

Nehmen wir einmal die Geschichte von Noah. Gerettet wurden: Noah selbst, seine Frau, seine Söhne und die Frauen seiner Söhne. Dabei spricht die Bibel nur vom Glauben Noahs.

8 Noah aber fand Gnade in den Augen des Herrn.

1. Mose 6,8

Noah war gläubig. Vom Glauben seiner Familie berichtet die Bibel nichts. Das tat sie nicht deshalb, weil sie es als selbstverständlich voraussetzte, dass natürlich nur Gläubige gerettet wurden. Nein, das tat sie, weil es egal war. Entscheidend war der Glaube des Familienoberhauptes, um die ganze Familie zu retten. Bei einer Kindertaufe ist es ebenfalls wichtig, dass das Familienoberhaupt gläubig ist.

Eine Taufe soll nicht nur den Rahmen für ein schönes Fest liefern Sie bedeutet immer Verantwortung. Darüber muss sich jeder, der die Seinen taufen lässt, im Klaren sein: Er übernimmt die Verantwortung, dass er die Getauften zu Christus führt. Er hat die Verantwortung, den Seinen von Christus zu erzählen und – noch wichtiger – ihnen einen christlichen Lebensstil vorzuleben. Deshalb dürfen Kinder von Ungläubigen nicht getauft werden. Eine Behauptung der “Gläubigen-Taufen-Verfechter”, dass bei der Taufen des ganzen Hauses selbstverständlich keine Kinder dabei waren, muss ich abweisen. Nein, die Bibel spricht nicht von Kindern. Sie sagt aber auch nicht, dass sie ausgeschlossen waren. Deshalb müssen wir tatsächlich die alttestamentliche Definition des Hauses heranziehen und unterstellen, dass auch unmündige Kinder getauft wurden.

Eine Freundin erzählte einmal: Sie gehörte zur Evangelischen Landeskirche, die bekanntlicher maßen die Kindertaufe praktiziert. Für sie war die Taufe ihrer Tochter nicht einfach nur eine Taufe. Sie hat ihre Tochter in der Taufe Gott geweiht, quasi gesagt: “Dieses Kind hast du mir geschenkt. Nun gebe ich es dir zurück”. Ihre Tochter hat sich bekehrt und hat Jesus als ihren Herrn anerkannt. Sie hat damit ihre Kindertaufe bestätigt. Ein ähnliches Ereignis lesen wir in 1. Samuel 1 von Hanna, der Mutter des Propheten Samuel.

Taufen ober besprengen?

Eine Kindertaufe wird nicht durch Untertauchen sondern Besprengen praktiziert. Ist sie denn dann überhaupt gültig? Dazu müssen wir das griechische Original zu Rate ziehen.

Das griechische Wort für Taufe ist baptisma. Es ist eigenständig und bedeutet nur “Taufe”. Nirgendwo wird es anders übersetzt. Das Wort ist allerdings ähnlich dem Wort baptismos, das “Waschung”, also nicht unbedingt Untertauchen, sondern einfach nur “nass machen” bedeutet. Bei der Taufe des Kämmerers glaube ich kaum, dass in der Wüste ein genügend großer See da war, in dem Philippus ihn untertauchen konnte. Deshalb konnte der Kämmerer wohl auch nur durch Besprengen getauft werden. Auch bei einigen Behinderungen kann eine Taufe durch Untertauchen nicht durchgeführt werden. Sie ist aber dennoch gültig.

Alter Bund – neuer Bund

Ich habe weiter oben schon nach der Schriftstelle von Kolosser 2,11-12 darauf hingewiesen, dass ich auf die Aussage des Apostels Paulus noch einmal zurück kommen möchte.

11 In ihm seid ihr auch beschnitten mit einer Beschneidung, die nicht von Menschenhand geschehen ist, durch das Ablegen des fleischlichen Leibes der Sünden, in der Beschneidung des Christus

Kolosser 2,11-12

Paulus schreibt, dass die Getauften in der Taufe “beschnitten” wurden. Das bringt uns zu der Beschneidung Abrahams und seines Hauses (ebenfalls weiter oben: 1. Mose 17,23). Mit der Beschneidung wurden männliche Nachfahren automatisch Teil der Sippe, der Familie, des Volkes und damit Mitglied des alten Bundes, den Gott mit Abraham geschlossen hat. Sie wurden nicht gefragt, ob sie sich beschneiden lassen wollen – wie auch: Die Beschneidung findet am achten Lebenstag statt. Die Beschneidung, von der Paulus spricht, ist die “Beschneidung im Geist”, die nicht am Körper geschieht und findet natürlich bei Männern und Frauen statt. Sie bedeutet die Versiegelung eines Menschen und ist damit ein Versprechen der Auferstehung am letzten Tag, wenn der Täufling gläubig ist.

Die Taufe ist ein Zeichen des neuen Bundes, den wir in Christus erhalten haben: Wir gehören zur Gemeinde Jesu Christi und sind Kinder Gottes. Damit sind wir Teil des neuen Bundes. Das können auch unmündige Kinder sein. Ihnen muss nur – wie ich das schon geschrieben habe – der Glaube vermittelt werden. Die Eltern übernehmen die Verantwortung, ihr Kind im Sinne des christlichen Glaubens zu erziehen, damit sie später aus eigener Entscheidung die Mitgliedschaft im neuen Bundes bestätigen.

Die Taufform

Wir finden im Neuen Testament mehrere Taufberichte. Alle sind unterschiedlich. Die Taufe findet in der Öffentlichkeit statt wie in Apostelgeschichte 2 berichtet. Aber auch in kleinstmöglichen Rahmen, zwischen Philippus und dem Kämmerer (Apostelgeschichte 8,37-38) kann getauft werden.

Oftmals wird gesagt, dass eine Taufe ein “öffentliches Bekenntnis zur Jüngeschaft” sei. Das ist schön, wenn ein Täufling das so sieht und zu seiner Taufe Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn einlädt. Allerdings ist sie keine Pflicht. Denn dann wäre eine Taufe, bei der nur zwei Personen anwesend sind (der Täufer und der Täufling) ja ungültig. Nein, ich denke, eine Taufe kann öffentlich sein, sie muss es aber nicht. In jedem Fall aber bekennt der Täufling (oder sein Vater) seinen Glauben an Jesus Christus.

Die Bedeutung der Taufe

Ich habe weiter oben bereits beschrieben, was die Taufe bewirkt:

  • Sie ist eine sinnbildliche Reinigung von Sünde.
  • Der Getaufte wird Teil des neuen Bundes in Christus und Teil Seines Leibes (1. Korinter 12,12-13)
  • Der Getaufte erhält den Heiligen Geist (Apostelgeschichte 2,38)
  • Die Kinder des Getauften (oder getaufte Kinder) werden geheiligt (1. Korinther 7,14).

Was die Taufe nicht ist::

  • Der Getaufte wird nicht automatisch gerettet. Das trifft besonders auf Ehepartner und Kinder des Getauften zu, die noch nicht bekehrt sind.
  • Sie ist keine Freikarte in den Himmel. Ein Getaufter kann verloren gehen, wenn er nicht glaubt. Das müssen wir besonders bei Familienmitgliedern eines Getauften sehen: Sie können getauft sein; um aber gerettet zu werden, ist der Glaube an Jesus Christus entscheidend (Johannes 14,6).
  • Sie ist keine Voraussetzung für den Himmel. Auch ein Ungetaufter ist gerettet, wenn er sich bekehrt, wie wir das am Verbrecher am Kreuz sehen . Er war nicht getauft und Jesus sagt ihm trotzdem: “Heute wirst du mit mir im Paradies sein.” (Lukas 23,42-43).

Fazit

Welch überraschendes Ende! Ich war ehrlich überzeugt, dass nur die Glaubenstaufe die einzig wahre Taufe ist, die auch biblisch berichtet wird. Nun muss ich gestehen, dass ich mich geirrt habe. Sowohl Gläubigen- als auch Kindertaufe sind gültig. Bei der Kindertaufe muss ich allerdings einschränken, dass das Familienoberhaupt gläubig sein muss. Dazu fällt mir wieder ein Ausspruch von Pastor Jakob Tscharntke ein: “Theologie heißt: Lesen, was da steht und nicht lesen, was man meint, was da steht oder was andere sagen, was da steht.”

Zum Schluss möchte ich noch eine Frage beantworten, die ich eingangs stellte: Nein, eine Gemeinde darf von Kindgetauften, die ihre Taufe als vor Gott gültig ansehen, nicht erwarten, dass sie sich noch einmal taufen lassen. Eine Taufe reicht. Das ist genug für das Leben und genug für den Himmel.

Hat die Trübsal begonnen?

Hat die Trübsal begonnen?

Bild: Youtube zum Vortrag von Amir Tsarfati

Eines der neuesten Bücher von Amir Tsarfati trägt den Titel “Has the Tribulation Begun? (Hat die Trübsal begonnen?)”. Er beginnt sein Buch mit dem Wort: “Nein!”. Seiner Meinung nach hat die Trübsal noch nicht begonnen. In seinem Buch beschreibt er die letzte Jahrwoche (s. Artikel “Die letzte Jahrwoche” und “Daniels 70 Jahrwochen“) und damit die Trübsal. Für ihn sind nur die letzten sieben Jahre die Trübsal. Alles andere ist es nach seiner Meinung nicht. Grundsätzlich bin ich mit ihm einer Meinung: Die letzte Jahrwoche hat noch nicht begonnen. So sehr ich Amir schätze und die Lektüre des Buches jedem empfehlen kann (und auch seinen Vortrag zum Thema), muss ich ihm in diesem Punkt widersprechen. In Bezug auf den Beginn der Trübsal gehen unsere Meinungen auseinander. Denn ich sage: “Doch, die Trübsal hat bereits begonnen.” Warum, das möchte ich hier einmal erklären.

Obwohl ich Amir in Bezug auf den Beginn der Trübsal widerspreche, bin ich grundsätzlich mit ihm einer Meinung: Die Gemeinde wird vor dem Beginn der letzten Jahrwoche entrückt.

Was ist die Trübsal – entspricht sie der letzten Jahrwoche?

Wo können wir aus der Bibel die Trübsal erkennen? Dazu müssen wir uns den Originaltext ansehen. Das benutzte griechische Wort lautet thlipsis und bedeutet Drangsal, Bedrängnis, Trübsal. Es wird mehrfach im Neuen Testament benutzt. Hier sind einige Verse, in denen wir dieses Wort finden:

Aus der Endzeitrede Jesu:

Dann wird man euch der Drangsal (thlipsis) preisgeben und euch töten; und ihr werdet gehasst sein von allen Heidenvölkern um meines Namens willen

Matthäus 24, 9

Aus der Abschiedsrede Jesu im Obersaal

“In der Welt habt ihr Bedrängnis (thlipsis); aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden”

Johannes 16, 33

Jesus spricht von der Trübsal, die die Gemeinde bereits seit ihrer Entstehung trifft. Er weist Seine Jünger – und damit natürlich auch uns – darauf hin, dass wir in der Welt einen schweren Weg gehen müssen. Die Schwierigkeiten für die Gemeinde begannen sofort nach ihrer Entstehung. Ja, ich gebe zu, dass für die einen der Weg leichter ist als für die anderen. Ich denke oft an die Glaubensgeschwister, die unter Verfolgung, Folter und Tod leiden. Der für uns scheinbar leichtere Weg ist allerdings nicht wirklich leicht. Wir erleben Verführung, Täuschung und Denunziation. “In der Spur” Jesu zu bleiben ist für keinen Christen leicht. Der Abfall der Kirchen bestätigt, dass der Weg mit Jesus ein schwerer ist (Matthäus 7,13-14).

Nachdem Paulus seine Steinigung in Lystra überlebt hatte, kehrte er nach Antiochia zurück:

Dabei stärkten sie die Seelen der Jünger und ermahnten sie, unbeirrt im Glauben zu bleiben, und sagten ihnen, dass wir durch viele Bedrängnisse (thlipsis) in das Reich Gottes eingehen müssen.

Apostelgeschichte 14, 22

Auch der Apostel Johannes litt unter Drangsal:

Ich, Johannes, der ich auch euer Bruder bin und mit euch Anteil habe an der Bedrängnis (thlipsis) und am Reich und am standhaften Ausharren Jesu Christi, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses Jesu Christi willen.

Offenbarung 1, 9

Alle diese Verse beschreiben den Anfang der Kirchengeschichte. Bereits seit ihrer Gründung leidet die Gemeinde unter Trübsal. Allerdings wird eine weitere Trübsal kommen, die schlimmer ist, als alles bisher da Gewesene:

Aus der Endzeitrede Jesu auf dem Ölberg

Dann wird eine große Drangsal (thlipsis) sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird.

Matthäus 24, 21

Hier beschreibt Jesus tatsächlich eine schwere Bedrängnis / Trübsal / Drangsal die so schwer ist, wie keine andere zuvor. Damit kann er nur die letzte Jahrwoche meinen. Er bestätigt in dieser Rede aber auch, dass es bereits vorher eine Bedrängnis (oder Drangsal / Trübsal) gibt.

7-jährige Trübsal

Woher wissen wir denn, wie lange die schlimme Trübsal dauert? Hierzu fragen wir einmal den Propheten Jeremia, bevor wir Jesus selbst zu Worte kommen lassen.

7 Wehe! Denn groß ist dieser Tag, keiner ist ihm gleich, und eine Zeit der Drangsal ist es für Jakob; aber er wird aus ihr errettet werden!
8 Und es soll geschehen an jenem Tag, spricht der HERR der Heerscharen, dass ich sein Joch von deinem Hals wegnehmen und zerbrechen werde und deine Fesseln zerreiße, sodass Fremde ihn nicht mehr knechten sollen;
9 sondern sie werden dem HERRN, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will.
10 Darum fürchte dich nicht, du, mein Knecht Jakob, spricht der HERR, und erschrick nicht, Israel! Denn siehe, ich will dich aus einem fernen Land erretten und deine Nachkommen aus dem Land ihrer Gefangenschaft, und Jakob wird zurückkehren, ruhig und sicher sein, und niemand wird [ihn] aufschrecken!
11 Denn ich bin mit dir, spricht der HERR, um dich zu erretten; denn ich will allen Heidenvölkern, unter die ich dich zerstreut habe, ein Ende machen; nur dir will ich nicht ein Ende machen, sondern dich nach dem Recht züchtigen; doch ganz ungestraft kann ich dich nicht lassen.

Jeremia 30, 7 – 11

Der Prophet Jeremia spricht von einer großen Trübsal, die Israel treffen wird. Wie lange sie dauern wird, sagt er nicht. Er sagt aber, dass das Volk Israel (das hier “Jakob” genannt wird) zwar eine große Drangsal erleben, aber aus ihr gerettet wird. Sie werden König David dienen und in ihr Land Israel zurückkehren. Zum Teil ist diese Prophetie erfüllt: Das Volk Israel lebt wieder in seinem Land, nachdem es aus den Heidenvölkern heraus gerufen und gerettet wurde. Aber eines fehlt noch: König David ist noch nicht wieder da. Hier glaube ich, dass Jeremia nicht David selbst meint, sondern seinen berühmten Nachfahren, den König der Könige – nämlich niemand anders als Jesus Christus.

Zu dieser Prophetie müssen wir noch die Aussagen Jesu hinzufügen:

Dann wird eine große Drangsal (thlipsis) sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird.

Matthäus 24, 21

Diesen Vers hatte ich schon weiter oben zitiert und auch erwähnt, dass Jesus mit dieser Aussage nur die letzte Jahrwoche gemeint haben kann, die die schlimmste Zeit sein wird, die auf die Erde zukommt. Deshalb wird diese dramatische Zeit die letzte Jahrwoche von sieben Jahren sein.

Gottes Zorn in der Trübsal

Viele Ausleger behaupten, das in der gesamten Jahrwoche Gottes Zorn ausgegossen wird. Das wird aber in der Bibel nicht bestätigt. Die Sintflut war das erste Gericht, das Gott über die Erde gebracht hat (1. Mose 6,5-6). Das könnte man als Gottes Zorn bezeichnen, obwohl die Bibel selbst bei diesem großen Gericht nicht vom Zorn spricht. Sie sagt viel mehr, dass es Gott “reute”, dass er den Menschen gemacht hatte. Daraus verstehe ich vielmehr, dass Gott über die Sünde der Menschen traurig war und in Seiner Trauer die Menschheit vernichtete, um wenigstens Noah und seine Familie zu retten.

In der Offenbarung gibt es nur die Schalengerichte, die den Zorn Gottes auf die Erde bringen (Offenbarung 15,7; 16,1). Alle anderen Gerichte haben andere Funktionen: Die Siegelgerichte sind Gerichte, die zur Buße rufen (ein Indiz dafür, dass die Gemeinde noch auf der Erde anwesend sein muss). Die Posaunengerichte sind “Rufergerichte”, sie rufen das Volk Israel in das Land zurück und zur Bekehrung (Rosh Hashana, 3, Mose 25,9). Nur die Schalengerichte sind Zornesgerichte. Das ist daran zu erkennen, dass die Menschen Gott wegen der Gerichte lästern. Sie denken mit keinem Gedanken daran, sich zu Gott zu bekehren.

Nach meinem Verständnis sind nur die Schalengerichte der Zorn Gottes. Dieses Gericht findet erst in der zweiten Hälfte der letzten Jahrwoche statt. Das bedeutet nicht, dass sich die Entrückung der Gemeinde erst zur Hälfte der letzten Jahrwoche ereignet. Im Gegenteil: Wenn der Antichrist öffentlich in Erscheinung tritt, hat die Gemeinde die Erde verlassen. Das findet vor dem Beginn der letzten Jahrwoche statt. So habe ich das in meinem Artikel “Entrückung vor den Siegelgerichten?” beschrieben. Damit bin ich wieder mit Amir einer Meinung: Die Gemeinde wird vor der letzten Jahrwoche entrückt.

1. Thessalonicher 5, 9 sagt, dass die Gemeinde nicht für den “Zorn Gottes” bestimmt ist. Das hier benutzte Wort lautet orge und bedeutet Zorn, Grimm oder Wut. Dieser Zorn kann logischerweise nicht über die Gemeinde ausgegossen werden, weil Jesus sie mit seinem Tod am Kreuz erkauft und damit den Zorn Gottes getragen hat, der eigentlich der Gemeinde gilt.

Warum muss die letzte Jahrwoche stattfinden?

Die letzte Jahrwoche ist kein Ereignis, dass Gott für die Gemeinde bestimmt hat. Er will in dieser Zeit Sein Volk Israel zur Bekehrung führen. So haben wir das weiter oben im Propeten Jeremia gelesen: Israel wird eine schwere Zeit der Bedrängnis durchmachen, danach aber gerettet werden und dem “König David” – genauer: Jesus Christus – dienen. Damit beschreibt Jeremia die letzte Jahrwoche mit der nachfolgenden sichtbaren Wiederkehr Jesu und dem Beginn den 1.000-jähringen Reiches.

Während der letzten Jahrwoche werden 2/3 der Juden sterben. Das lesen wir im Propheten Sacharja:

8 Und es soll geschehen, spricht der Herr, dass im ganzen Land zwei Drittel ausgerottet werden und umkommen, ein Drittel aber soll darin übrig bleiben.
9 Aber dieses letzte Drittel will ich ins Feuer bringen und es läutern, wie man Silber läutert, und ich will es prüfen, wie man Gold prüft. Es wird meinen Namen anrufen, und ich will ihm antworten; ich will sagen: »Das ist mein Volk!«, und es wird sagen: »Der Herr ist mein Gott!«

Sacharja 13,8-9

Sacharja bestätigt damit die Aussage Jeremias, indem er schreibt, dass die Juden “im Feuer geläutert werden”. Dieses Drama wird die Juden wieder zu Gott führen. Wenn dann am Ende Jesus wiederkommt, werden die Juden bereuen und ihren Herrn anerkennen. Das verbleibende Drittel der Juden wird dann gerettet.

Fazit

Es gibt kein Wort, das ausschließlich mit “Trübsal” übersetzt wurde. Nur aus der Ölbergrede Jesu können wir schließen, dass die letzte Jahrwoche eine besondere schwere Trübsal ist (“so schwer wie noch nie zuvor und auch danach”). Die Bibel sagt allerdings nirgendwo, dass sie mit dem Öffnen des ersten Siegels beginnt.

Damit komme ich zur Offenbarung. Hier spricht einer der Ältesten mit Johannes nachdem die “große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen” vor dem Thron steht:

13 Und einer von den Ältesten ergriff das Wort und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit weißen Kleidern bekleidet sind, und woher sind sie gekommen?
14 Und ich sprach zu ihm: Herr, du weißt es! Und er sprach zu mir: Das sind die, welche aus der großen Drangsal kommen; und sie haben ihre Kleider gewaschen, und sie haben ihre Kleider weiß gemacht in dem Blut des Lammes.

Offenbarung 7,13+14

Die von mir genannten Ausleger meinen, dass diese Völkerschar während der die letzten sieben Jahre gesammelt wird und vor dem Thron erscheint. Ich habe nun aber klar gemacht, dass die Trübsal, von der der Älteste spricht, die gesamte Kirchengeschichte umfasst. Deshalb sehe ich auch in diesem Ereignis die Entrückung der Gemeinde am Ende der Zeiten der Nationen, wenn die Vollzahl der Heidenvölker eingegangen ist. Die beschriebene Menge vor dem Thron ist die entrückte Gemeinde.

Abschlussworte von Amir

Ich habe diesen Artikel mit dem Buch von Amir Tsarfati begonnen. Ich will ihn auch mit seinem Buch beenden und Amir selbst zu Worte kommen lassen. In seinem Buch “Has The Tribulation Begun?” beendet er ein Kapitel, in dem er die schreckliche Zeit der letzten Jahrwoche beschreibt, mit einem dringenden Aufruf zur Bekehrung. Den will ich hier wiedergeben:

“Ob du es glaubst oder nicht, ich habe gezögert, dieses Kapitel zu schreiben. Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich die Trübsal schlimmer mache, um mehr Bücher zu verkaufen. Es ist wichtig zu verstehen, wie schrecklich der Zorn Gottes sein wird. Es ist mehr als „Hey, das willst du sicher nicht erleben“ mit einem glucksenden Kichern zu sagen. Es wird furchtbarer sein, als man es sich vorstellen kann. Lieber Freund, es ist wahr – du willst bestimmt nicht da sein, wenn die Trübsal beginnt. Denk daran, der einzige Grund, dass du noch hier sein wirst ist der, dass du törichterweise und rebellisch Gottes kostenloses Angebot der Errettung abgelehnt hast.

Wenn du nach dem, was du in diesem Kapitel gelesen hast, noch zögerst und denkst: ‘wie kann Gott so etwas tun?’, möchte ich dich ermutigen, noch einmal Kapitel 3 zu lesen, in dem wir uns die abscheuliche Natur der Sünde und das tiefe Erbarmen Gottes angesehen haben. Die menschliche Rebellion gegen den Schöpfer verdient jedes Quäntchen des kommenden Zorns. Aber Gottes Wunsch ist, dass niemand die Trübsal erlebt. Er will dich so sehr davor bewahren, dass Jesus bereit war, das Leiden, die Folter und einen furchtbaren, gewaltsamen Tod zu ertragen, damit du vor der Strafe deiner Sünde verschont bleibst. Lass Sein Opfer für dich nicht umsonst gewesen sein. Entscheide dich nicht für die Leiden der Trübsal. Entscheide dich für die Rettung. Entscheide dich für die Hoffnung. Entscheide dich für Jesus.”

Aus: “Has The Tribulation Begun?” von Amir Tsarfati
Israel und Gaza

Israel und Gaza

Bild: Google Maps

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem 1400 Israeliten brutal ermordet und weitere 240 als Geiseln entführt wurden, vernichtet Israel die Hamas endgültig mit militärischen Mitteln. Ich habe bisher immer geglaubt, dass ein Terrorakt, der in seiner Brutalität nur mit dem Holocaust vergleichbar ist, in den Prophetien nicht unerwähnt bleibt. Mir ist jedoch keine Prophetie bekannt. Wahrscheinlich wird sich aber vor unseren Augen eine biblische Prophetie zu erfüllen beginnen, die den Gazastreifen betrifft. Wird er nun vollständig zerstört, wie es die alttestamentlichen Propheten vorhergesagt haben? Das ist gut möglich, denn die Erfüllung dieser Prophetien steht noch aus und die aktuellen Ereignisse deuten darauf hin:

Die Prophetie

15 So spricht Gott, der Herr: Weil die Philister aus Rachsucht gehandelt und Rache geübt haben in Verachtung des Lebens und in ewiger Feindschaft, um zu verderben,
16 darum, so spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will meine Hand gegen die Philister ausstrecken und die Kreter ausrotten und den Überrest an der Meeresküste umbringen.
17 Ich will große Rache an ihnen üben durch grimmige Züchtigungen; und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Rache über sie bringe!

Hesekiel 25,15-17

Es gab mal eine Forderung des israelischen Ministers für Kulturerbe, Amichai Elijahu, den Gazastreifen mit einer Atombombe zu vernichten. Auch wenn das auch eine Möglichkeit wäre, wie der Gazastreifen zerstört und damit die Prophetie erfüllt wird, können wir diese Aussage natürlich nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Außerdem war sie wohl sowieso nicht ernst gemeint. Entsprechend wurde sie von der gesamten Regierung abgelehnt. Trotzdem steht diese Prophetie ja noch aus und könnte jetzt tatsächlich erfüllt werden – dann allerdings mit konventionellen Waffen.

6 So spricht der HERR: Um der drei, ja der vier Frevel willen derer von Gaza will ich es nicht zurücknehmen, weil sie die Gefangenen alle weggeführt und an Edom ausgeliefert haben;
7 sondern ich will Feuer in die Mauern von Gaza schicken, das soll seine Paläste verzehren.
8 Und ich will die Einwohner aus Aschdod und den, der das Zepter hält, aus Aschkelon ausrotten und meine Hand gegen Ekron wenden, und es soll umkommen, was von den Philistern noch übrig ist, spricht Gott der HERR.

Amos 1,6-8

4 Denn Gaza wird verlassen und Aschkelon verwüstet werden. Aschdod soll am Mittag vertrieben und Ekron ausgewurzelt werden.
5 Weh denen, die zum Meer hin wohnen, dem Volk der Kreter! Des Herrn Wort wird über euch kommen, du Kanaan, der Philister Land; ich will dich umbringen, dass niemand mehr da wohnen soll.
6 Dann sollen zum Meer hin Hirtenfelder und Schafhürden sein.
7 Und das Land am Meer soll den Übriggebliebenen vom Hause Juda zuteilwerden, dass sie darauf weiden. Am Abend sollen sie sich in den Häusern von Aschkelon lagern. Denn der Herr, ihr Gott, wird sie wiederum heimsuchen und ihr Geschick wenden.

Zefanja 2,4-7

Die Städte Aschdod und Aschkelon sind heute große Städte in Israel. Ekron gibt es nicht mehr. Man weiß noch nicht mal mehr sicher, wo es sich befand. Zur Zeit der Propheten Amos und Zefanja waren sie noch Städte der Philister. Diese Prophetien sind also bereits zum Teil erfüllt. Wie es allerdings üblich ist, können in einer Prophetie verschiedene Ereignisse genannt werden, die einige hundert, teilweise sogar mehr als 2.000 Jahre auseinander liegen.

Es ist gut möglich, dass wir nun die endgültige Zerstörung des Gazastreifens sehen werden und damit die vollständige Erfüllung der Prophetie. Vielleicht noch in diesem Jahr, vielleicht im nächsten. Die israelische Militärführung hat schon angekündigt, dass der Krieg mehrere Monate dauern wird, vielleicht sogar Jahre, auf jeden Fall aber so lange, bis die Hamas endgültig vernichtet wurde. Wegen des Missbrauchs der Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde, werden natürlich auch viele von ihnen den Angriffen zum Opfer fallen. Die gehen allerdings auf die Rechnung der Hamas, nicht des israelischen Militärs.

Während die IDF (Israel Defense Force) nur gegen die Terroristen der Hamas kämpft, verursachen diese immer weitere Todesopfer unter den Zivilisten. Ein Beispiel: Den Einwohnern im Norden wurden von der IDF Zeit und Ort mitgeteilt, wann und wo ihnen ein sicherer Korridor zur Flucht in den Süden geöffnet wird. Genau zu der angegebenen Zeit an dem angegebenen Ort griff die Hamas an und tötete dabei viele Zivilisten. Wenn das so weitergeht, werden viele Zivilisten bei diesem Krieg ums Leben kommen. Das kann tatsächlich zur endgültigen Zerstörung des Gazastreifens führen, wenn keine Bewohner mehr übrig bleiben, weil sie von ihren eigenen Leuten ermordet werden.

Palästinenser = Philister?

Die Philister sind heute verschwunden. Übrig geblieben sind nur die so genannten “Palästinenser”, die Besitzansprüche an das Land Israel erheben, weil sie es angeblich in den letzten “tausenden von Jahren” mit “Millionen Einwohnern” bewohnt haben wollen. Außerdem seien sie Nachfahren der alttestamentlichen Philister und hätten auch deshalb Anspruch auf das Land.

Zu diesen Behauptungen einmal ein paar Fakten:

  1. Nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. benannten sie das Land nach den schlimmsten Feinden der besiegten Juden um und nannten es “Philistia” nach den Philistern. Später wurde der Name in “Palästina” umbenannt. Nicht das “Volk” der Palästinenser gab dem Land seinen Namen – das “Volk” erhielt seinen Namen vom Land.
  2. Wer vor 1948 in dem Land lebte, wurde “Palästinenser” genannt – egal, ob Araber oder Jude. Auch Golda Meir – die israelische Ministerpräsidentin von 1969 bis 1974 war – hatte bis 1948 einen Pass, der sie als “Palästinenser” auswies.
  3. Die Palästinenser waren nie ein eigenständiges Volk. Es gibt keine Münzfunde der Palästinenser, eine eigene Sprache haben sie auch nicht. Sie sprechen arabisch. Deshalb sind sie keine Palästinenser, sondern Araber.
  4. Den Palästinensern hat das Land nie gehört. Nach dem Untergang des Oströmischen Reiches wurde es Teil des Osmanischen Reiches. Anschließend war es Teil des britischen Commonwealth. Die Briten haben das damalige “Palästina” in ein arabisches und ein israelisches Land aufgeteilt. Das arabische Land heißt heute Jordanien. Die so genannte “Zweistaatenlösung” gibt es damit seit mehr als 70 Jahren, denn – wie bereits erwähnt – die Palästinenser sind Araber wie die Jordanier auch.
  5. Um Besitzansprüche erheben zu können, muss man ein Land vorher bewohnt haben. Das haben die Palästinenser aber nie getan. Israel war eine einzige, menschenleere Wüste. Mark Twain hat das Land 1867 bereist und in seinem Reisebericht “Unterwegs mit den Arglosen” das Heilige Land beschrieben:
    “Wir kamen nach Galiläa, diese unbewohnten Wüsten, diese rostigen Hügel der Unfruchtbarkeit, die niemals den Glanz von ihren rauen Umrissen abschütteln, diese melancholische Ruine von Kapernaum. Wir erreichten Tabor sicher. Wir sahen kein menschliches Wesen auf der ganzen Route. Bethlehem und Bethanien in ihrer Armut und ihrer Erniedrigung haben nichts mehr an sich. Der geheiligte Ort, an dem die Hirten nachts ihre Herde bewachten und an dem die Engel sangen: ‘Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen’ ist von keiner lebenden Kreatur bewohnt. Sogar der Olivenbaum und der Kaktus, diese treuen Freunde eines wertlosen Bodens, hatten das Land fast verlassen. Bethsaida und Chorazin sind von der Erdoberfläche verschwunden und die wüsten Orte um sie herum schlafen in der Stille einer Einsamkeit, die nur von Raubvögeln und schleichenden Füchsen bewohnt wird. Im Tal Jezreel (der Ebene “Harmageddon”, wie sie in Offenbarung 16,16 genannt wird) spielen sich keine bewegenden Szenen mehr ab. Es gibt kein Dorf, so weit es sich erstreckt, nicht in dreißig Meilen in jeder Richtung. Palästina liegt in Sack und Asche, verödet und unansehnlich.”
    Mark Twain hat keine “Millionen von Arabern” in dem verwüsteten Land gesehen, das heute Israel heißt und von den Juden – besonders das Tal Jezreel – in eine blühende, fruchtbare Oase verwandelt wurde, die heute eine der schönsten Flecken der Erde ist.
  6. Die Palästinenser behaupten, sie seien Nachfahren Abrahams und die Nachfahren der alten Philister. Entweder – oder; Beides geht nicht: Die Philister waren unbeschnitten (1. Samuel 17,26) und kamen ursprünglich aus Griechenland (wie das in den Eingangsversen aus Hesekiel 25,16 und Zefanja 2,5 steht, wo von Kretern gesprochen wird). Entweder sind sie unbeschnittene Nachfahren der Philister oder beschnittene Nachfahren Abrahams und Ismaels. Letztlich ist das aber egal, weil die Prophetien von Gaza sprechen. Ein Palästinenser, der der Bibel glaubt, würde das Land spätestens jetzt verlassen. Das Problem ist nur: Wohin soll er gehen? Die Palästinenser sind nirgendwo willkommen, selbst in arabischen Ländern nicht. Nach dem sechs-Tage-Krieg bat Ägypten Israel um die Rückgabe der Halbinsel Sinai. Den Gazastreifen allerdings wollten sie nicht zurück haben.

Der “Hesekiel-Krieg”

Es steht noch eine weitere wichtige Prophetie aus, die ebenfalls noch erfüllt werden muss, und zwar einer der “großen Endzeitkriege”, der in Hesekiel 38 und 39 beschrieben wird. Eine genauere Erklärung gibt es in meinem Artikel “Die Kriege der Endzeit“. Ich denke, dass wir die Möglichkeit in Betracht ziehen müssen, dass der aktuelle Krieg gegen die Hamas den Hesekiel-Krieg vorbereitet. Israel will – nein: muss – die Hamas endgültig vernichten. Gleichzeitig werden ständig Raketen aus Syrien und dem Libanon von der Hisbollah auf Israel abgeschossen. Die Hisbollah sitzt auf tausenden Raketen, die aus iranischer Produktion stammen und will natürlich in den Krieg eingreifen. Auch der Iran “scharrt schon mit den Hufen” und will von Syrien aus angreifen.

Die dauernden Angriffe könnten Israel so weit schwächen, dass den Gegnern ein Angriff Erfolg versprechend erscheint. Immerhin behauptet die Hisbollah, so viel Raketen zu besitzen, dass sie den “Iron Dome” unschädlich machen können. Der “Iron Dome” ist ein Raketen-Abwehrsystem, mit dem feindliche Raketen abgefangen werden können. Dazu braucht Israel natürlich Abfangraketen, deren Bestand nicht unendlich ist. Zwar soll der Iron Dome bald durch den “Iron Beam” ersetzt werden – ein Abwehrsystem mit Lasern, das aktuell zwar funktioniert, aber noch in der Testphase ist. Offensichtlich ist die Entwicklung nicht so schnell, wie das die israelitischen Wissenschaftler gedacht haben. Eigentlich sollte der Iron Beam bereits jetzt in Betrieb sein. Wenn aber der Iron Dome tatsächlich ohne Raketen dasteht, werden Russland, Türkei und Iran ihre Chance wittern und über Israel herfallen. Die unbeteiligten Länder werden sich halbherzig beschweren – aber nicht wirklich, weil Israel ja Gaza zerstört hat und die meisten Länder nur Solidarität mit Israel heucheln, tatsächlich aber für die Hamas, Hisbollah und andere Terrororganisationen sind. Sie trauen sich auch deshalb nicht einzugreifen, weil die meisten westlichen Ländern von Arabern überflutet wurden, die gewalttätige Ausschreitungen ohne Maß verursachen würden. Aber wenn der “Hesekiel-Krieg” tatsächlich der Zerstörung Gaza folgt, würden die Ereignisse beginnen, die bei der Öffnung des sechsten Siegels in Offenbarung 6,12-17 beschrieben werden.

Das sechste Siegel

Gott wird den Angriff verhindern und mit Mitteln beenden, die nur Ihm zur Verfügung stehen. Die Mächtigen der Erde werden erkennen, dass nur Gott selbst eingegriffen haben kann. Sie werden Ihn fürchten, aber sich nicht bekehren. Gottes Gericht wird sich nicht nur auf die feindlichen Truppen in Israel beschränken. Es werden auch die angreifenden Länder selbst gerichtet (Hesekiel 39,6 Mit “Inseln” ist im Alten Testament immer Europa gemeint, weil von Israel aus gesehen die griechischen Inseln die nächsten sind).

Mit dem Hesekiel-Krieg wird das sechste Siegel geöffnet. Die Zeit der Gemeinde Jesu Christi und der Heidenvölker ist vorüber. Jesus wird Seine Braut – die Gemeinde – zu sich holen und sich dann Seinem Volk Israel zuwenden. Damit beginn die letzte Jahrwoche.

Wie nah stehen wir vor der Entrückung?

Sehr nah! Mach dich bereit. Bringe dein Leben vor Gott in Ordnung und – ganz wichtig: Erzähle Nachbarn, Freunden, Arbeitskollegen und allen Menschen, die du kennst, dass Jesus bald wiederkommt. Ob sie das glauben wollen oder nicht, spielt keine Rolle. Er kommt auf jeden Fall. Dann wird jeder Ihn sehen und jeder wird vor Ihm knien und ihn als Herrn anerkennen (Jesaja 45,23).

Ich habe für mich entschieden: Wenn ich sowieso vor Jesus knien werde, dann kann ich das auch jetzt schon tun und Ihn als meinen Herrn und Gott anerkennen. Er ist der beste Chef, den man sich nur wünschen kann. Welcher König ist für das Wohlergehen seines Volkes freiwillig gestorben? Das hat nur Jesus selbst getan. Deshalb kann ich dir nur dringend raten: Heute ist der Tag, an dem du dich zu Ihm bekehren kannst. Tu es jetzt. Dieser Moment kommt vielleicht nie wieder und dann kann es zu spät sein.

Fragen zur Bibel

Fragen zur Bibel

Manchmal kommen beim Lesen der Bibel Fragen. Das mag vielleicht nicht jedem so gehen, mir allerdings war nicht alles sofort klar gewesen. Nachdenken und Bibellesen haben mir geholfen, diese Fragen zu beantworten. Mir geht es dabei vor allem darum zu zeigen, dass die Bibel sich selbst auslegt. Dabei hat sie keine Fehler und keine Widersprüche. Fangen wir also an und sehen uns einige Fragen und ihre Antworten an.

Hat die Schlange tatsächlich mit Eva gesprochen?

1 Aber die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der Herr gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Sollte Gott wirklich gesagt haben, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?
2 Da sprach die Frau zur Schlange: Von der Frucht der Bäume im Garten dürfen wir essen;
3 aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt: Esst nicht davon und rührt sie auch nicht an, damit ihr nicht sterbt!
4 Da sprach die Schlange zu der Frau: Keineswegs werdet ihr sterben!
5 Sondern Gott weiß: An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was Gut und Böse ist!
6 Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre, und dass er eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß.

1. Mose 3,1-6

In der Bibel wird der Satan oft als Schlange bezeichnet (Offenbarung 20,1-3). Hat hier also der Satan persönlich mit Eva gesprochen und die Schlange war nur ein Bild? Nein, das war sie nicht. Die Verführung geschah zwar durch den Satan, aber mit Eva hat die Schlange gesprochen. Das erkennen wir, wenn wir uns das Ende der Geschichte ansehen. Die Schlange selbst wurde bestraft, nicht der Satan. Der Schlange wurden zur Strafe die Beine genommen (1. Mose 3,14), die sie auch im 1.000-jährigen Reich nicht zurückbekommt (Jesaja 65,25: Die Schlange wird sich weiter “von Staub nähren”).

Da stellt sich jetzt die Frage: Konnte die Schlange tatsächlich reden – und wenn ja, warum wundert sich Eva nicht darüber? Wir haben zur Beantwortung dieser Frage keine Informationen, deshalb bleiben uns nur Vermutungen. Meine ist die folgende: Wissenschaftler haben festgestellt, dass Tiere eine Sprache haben, mit der sie sich verständigen können. Gott versteht diese Sprache der Tiere (Hiob 38,41). Das ist logisch, weil Er sie erschaffen hat. Ich denke, dass Gott auch den Menschen die Fähigkeit gegeben hat, mit den Tieren zu sprechen. Nach dem Sündenfall verlor der Mensch diese Gabe jedoch.

Ich glaube also, dass die Schlange tatsächlich mit Eva gesprochen hat.

Es wird uns noch ein weiteres Ereignis erzählt, in der ein Tier spricht:

Bileam und seine Eselin

25 Als nun die Eselin den Engel des Herrn sah, drängte sie sich an die Wand und klemmte Bileams Fuß an die Wand. Da schlug er sie noch mehr.
26 Da ging der Engel des Herrn weiter und trat an einen engen Ort, wo kein Platz zum Ausweichen war, weder zur Rechten noch zur Linken.
27 Als nun die Eselin den Engel des Herrn sah, fiel sie unter Bileam auf ihre Knie. Da entbrannte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit dem Stecken.
28 Da öffnete der Herr der Eselin den Mund; und sie sprach zu Bileam: Was habe ich dir getan, dass du mich nun dreimal geschlagen hast?
29 Bileam sprach zu der Eselin: Weil du Mutwillen mit mir getrieben hast! Wenn nur ein Schwert in meiner Hand wäre — ich hätte dich jetzt umgebracht!
30 Die Eselin aber sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, die du von jeher geritten hast bis zu diesem Tag? War es jemals meine Art, mich so gegen dich zu verhalten? Er antwortete: Nein!
31 Da enthüllte der HERR dem Bileam die Augen, und er sah den Engel des Herrn im Weg stehen und das gezückte Schwert in seiner Hand. Da verneigte er sich und warf sich auf sein Angesicht.

4. Mose 22,25-31

Auch in dieser Geschichte stellt sich die Frage: Hat die Eselin selbst gesprochen oder war es der Engel des Herrn? Wir müssen beachten, dass sie sich gänzlich von der “Schlangen-Geschichte” in Zeit und Vorgeschichte unterscheidet. Ich glaube, dass mit dem Sündenfall nicht nur die Menschen die Fähigkeit verloren, mit Tieren zu sprechen, auch die Tiere verloren die Fähigkeit, mit Menschen vernünftige Gespräche zu führen.

Ich glaube deshalb, dass der Engel des Herrn durch die Eselin mit Bileam sprach. Gott hat der Eselin den Mund geöffnet, um Bileam auf seine Sünde hinzuweisen. Gott hatte ihm nämlich im Traum verboten, zu Balak zu gehen, um das Volk Israel zu verfluchen. Bileam hatte zwar die Erlaubnis erhalten, als er das zweite Mal fragte. Seine Sünde war es aber, überhaupt noch einmal zu fragen. Wenn Gott “nein” sagt, heißt das nicht “vielleicht” oder “frag mich später nochmal, vielleicht habe ich meine Meinung geändert” – es heißt einfach “Nein”. Auch war es Bileams Ziel, trotz Gottes Verbot die Israeliten zu verfluchen, wie wir später erfahren (5. Mose 23,6).

Es war Gottes Gnade, dass Er der Eselin die Fähigkeit zu sprechen gab und Bileam danach die Augen öffnete, um den Engel des Herrn zu sehen. Bileam hätte nach seiner Begegnung mit dem Engel umdrehen und nach Hause gehen sollen. Die Habgier war aber zu stark, weshalb er zu Balak ging. Der Engel des Herrn wusste das und hat ihm die Erlaubnis gegeben. Das war aber mehr resignierend: Du willst es nicht verstehen, also gehe und lauf in dein Unglück. Das hat er zwar nicht gesagt, ich verstehe aber seine Reaktion so. Wir wissen, wie Bileam endete: Als die Israeliten die Midianiter vernichteten, töteten sie auch Bileam (4. Mose 31,8). Denn trotz des dreimal ausgesprochenen Segens war sein eigentliches Ziel, Israel zu verfluchen. Bileam wurde einfach von Gottes Geist übermannt, weshalb er das Volk nicht segnen wollte, aber musste.

Was wäre geschehen, wenn Adam die Frucht abgelehnt hätte?

6 Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre, und dass er eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß.

1. Mose 3,6

Eva wurde von der Schlange verführt und gab anschließend ihrem Mann von der Frucht. Was wäre aber geschehen, wenn Adam die Frucht abgelehnt und stattdessen auf Evas Sünde hingewiesen hätte?

Dazu müssen wir Gottes Ordnung in der Ehe betrachten. Er überlässt uns Menschen nicht der Anarchie, sondern hat schon bei der Schöpfung die Rechte und Rangordnung von Mann und Frau vorgegeben. Das tat Er, indem Er die Frau als Gehilfin des Mannes schuf (1. Mose 2,18) – und zwar aus einer Rippe (1. Mose 2,22). Deshalb ist der Mann das Haupt der Frau (1. Korinther 11,3).

Ein wichtiges Gesetz, das uns helfen kann, diese Frage zu beantworten, gab Gott für den Fall, dass eine Frau ein Gelübde oder einen Schwur leistete. Vater bzw. Ehemann einer Frau hatten das Recht, diesen Schwur ihrer Tochter bzw. Ehefrau aufzuheben und ihn damit ungültig zu machen (4. Mose 30,6; 30,9). Für Männer gibt es dieses Gebot nicht. Ich gehe deshalb davon aus, dass Gott die Sünde der Frau vergeben hätte, wenn Adam die Frucht nicht angenommen hätte. Bei der Bestrafung des Mannes wies Gott auf seine eigentliche Schuld hin: Er hat auf seine Frau gehört (1. Mose 3,17).

Ich will hier nicht weiter auf die Stellung von Mann und Frau eingehen. Nur soviel: Auch wenn Adam dafür bestraft wurde, auf seine Frau gehört zu haben, heißt das nicht, dass Männer nie auf ihre Frau hören sollen. Sie müssen aber den Ratschlag ihrer Frau prüfen, denn letztendlich tragen sie sie Verantwortung für ihre Entscheidung. Gott hat die Frau nicht minderwertig oder dümmer als den Mann geschaffen. Ganz im Gegenteil: Die Frau ist nicht besser oder schlechter als der Mann – sie ist nur anders als er. “Mann und Frau sind gleichwertig, aber nicht gleichartig.” (Jakob Tscharntke). Gott hat die Frau als Gehilfin des Mannes geschaffen, weil Er wusste, dass Männer Hilfe brauchen und nicht alles allein machen können. Die Frauen hat Er so klug geschaffen, weil Er wollte, dass Männer einen guten Ratgeber haben. Gott hat diese Rangordnung vorgegeben, um die Frau als die Schwächere unter den Schutz des Mannes zu stellen. Männern gab Er das Verlangen, ihre Familie zu versorgen und zu beschützen. Männer haben die Pflicht, ihre Frau zu lieben (Epheser 5,25) – und zwar so, dass sie notfalls bereit sind, für ihre Frau zu sterben. Frauen gab Er dieses Gebot nicht. Ein Mann, der seine Frau mehr liebt als sein Leben, wird sie niemals unterdrücken. Wer behauptet, dass die Frau in der Ehe ausgebeutet wird, hat die Bibel nicht verstanden oder ignoriert ihr Gebot.

Woher kommt die Kleidung von Adam und Eva?

21 Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie.

1. Mose 3,21

Diese Frage ist recht einfach zu beantworten: Gott hat keine himmlische Kleiderkammer und auch kein himmlisches Fell-Depot. Um die Kleidung herzustellen, tötete Er ein oder mehrere Tiere und machte aus dem Fell Kleidungsstücke. Gott war also der Erste, der tötete. Das tat er bestimmt auch, um den Menschen die grausamen Folgen der Sünde zu zeigen.

Warum nahm Gott Abels Opfer an, aber nicht Kains?

3 Es geschah nach geraumer Zeit, dass Kain dem Herrn ein Opfer darbrachte von den Früchten des Erdbodens.
4 Und auch Abel brachte ein Opfer dar von den Erstlingen seiner Schafe und von ihrem Fett. Und der HERR sah Abel und sein Opfer an;
5 aber Kain und sein Opfer sah er nicht an.

1. Mose 4,3-5

Wenn wir den Bibeltext genau lesen, fällt auf, dass Kain von den Früchten des Erdbodens brachte, Abel aber von den Erstlingen seiner Schafe. Manche Ausleger unterstellen, dass Abels Opfer angenommen wurde, weil Blut floss. Das halte ich nicht für die korrekte Erklärung. Kain war Ackerbauer und konnte deshalb kein Blut opfern. Das musste er auch nicht. In 2. Mose 23,19 fordert Gott die Erstlinge des Ackers, also ein Opfer, das kein Blut enthielt. Kain machte aber einen Fehler: er gab lediglich “von den Früchten”, aber nicht die Erstlinge. Abel dagegen brachte die Erstlinge seiner Schafe und erfüllte damit die Forderung Gottes, dass Ihm die erste männliche Geburt eines jeden Tieres gehört (5. Mose 15,19). Hier haben wir den großen Unterschied der beiden Brüder: Während Kain nur seine Pflicht tat und irgendwas opferte, zeigte Abel seine Liebe zum Herrn und gab Ihm mit den Erstgeburten die besten Tiere seiner Herde.

Hatte Noah Dinosaurier auf der Arche?

19 Von allem, was lebt, von allem Fleisch, sollst du je zwei in die Arche führen, dass sie mit dir am Leben bleiben, und zwar sollen es ein Männchen und ein Weibchen sein;
20 von jeder Art der Vögel und von jeder Art des Viehs und von allem Gewürm des Erdbodens nach seiner Art, von allen sollen je zwei von jeder Art zu dir kommen, damit sie am Leben bleiben.

1. Mose 6,19-20

So leicht diese Frage zu beantworten ist, so schwer ist die Antwort zu akzeptieren. Glaubt man der Evolution, dann gab es keine Sintflut und sind sich Mensch und Dinosaurier nie begegnet.

Die Bibel spricht aber von einer 6-Tage-Schöpfung, die nach meiner Chronologie 4.115 v.Chr. stattgefunden hat, also keine Millionen oder Milliarden Jahre zuvor.

Vielleicht hilft uns ein Blick in das Buch Hiob.

Nach seiner Diskussion mit seinen Freunden erhält Hiob Besuch vom Allmächtigen, der ihm Seine Macht in der Schöpfung zeigt. Dabei spricht Er von einem seltsamen Tier, das es eigentlich nicht hätte geben dürfen.

Der Behemoth

15 Sieh doch den Behemoth, den ich gemacht habe wie dich: Gras frisst er wie der Ochse!
16 Sieh doch, welche Kraft in seinen Lenden liegt und welche Stärke in seinen Bauchmuskeln!
17 Sein Schwanz streckt sich wie eine Zeder; die Sehnen seiner Schenkel sind fest verflochten.
18 Seine Knochen sind wie eherne Röhren, seine Gebeine wie Eisenstangen.
19 Er ist der Erstling der Wege Gottes; der ihn gemacht hat, reichte ihm sein Schwert.
20 Denn Futter tragen ihm die Berge, wo alle Tiere des Feldes spielen.
21 Unter Lotosgebüschen liegt er, versteckt im Rohr und Sumpf.
22 Lotosgebüsche bedecken ihn mit ihrem Schatten; die Bachweiden umgeben ihn.
23 Siehe, der Strom schwillt mächtig an — er fürchtet sich nicht; er bleibt auch ruhig, wenn ein Jordan sich in seinen Mund ergießt!
24 Kann man ihm in seine Augen greifen, kann man mit Fangseilen seine Nase durchbohren?

Hiob 40,16-24

Der Behemoth, den Gott hier beschreibt, hat schon manchen Ausleger vor große Herausforderungen gestellt. Was für ein Tier ist das? Er ist ein riesiger Pflanzenfresser und hält sich im Wasser auf. Da sind einige bereit, von einem Nilpferd zu sprechen. Ein Nilpferd hat aber keinen “Schwanz wie eine Zeder”. Ein Elefant scheidet aus demselben Grund aus. Ein Krokodil? Das frisst kein Gras.

Nein, wir müssen “älter” denken. Das Buch Hiob wurde vor der Sintflut geschrieben. Das Tier, das hier beschrieben wird, gibt es heute nicht mehr. Es war ein Brachiosaurus. Er entspricht genau Gottes Beschreibung.

Dinosaurier waren Echsen. Echsen wachsen ein Leben lang (deshalb häuten sie sich ein Leben lang, weil die Haut nicht mitwächst). Aus dem Alter, das Menschen in der damaligen Zeit erreicht haben (Methusalah wurde als der älteste Mensch 969 Jahre alt), können wir schließen, dass auch Dinosaurier damals entsprechend alt wurden. Die gefundenen Überreste stammen wahrscheinlich von sehr alten Tieren. Ich denke, dass Hiob Jungtiere auf die Arche mitnahm, die noch klein waren und damit auf die Arche passten. Weil sie nach der Sintflut nicht mehr so alt wurden wie früher, waren sie entsprechend kleiner. Deshalb lautet die Antwort auf die Frage: Ja, Hiob hatte Dinosaurier an Bord der Arche.

Der Naturwissenschaftler Dr. Markus Blietz hat dazu einen interessanten Vortrag gehalten: “Gab es Drachen wirklich?”

Konnte die Totenbeschwörerin tatsächlich Samuel von den Toten herausholen?

13 Der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Was siehst du? Die Frau sprach zu Saul: Ich sehe ein Götterwesen aus der Erde heraufsteigen!
14 Er sprach: Wie sieht es aus? Sie sprach: Es kommt ein alter Mann herauf und ist mit einem Obergewand bekleidet! Da erkannte Saul, dass es Samuel war, und er neigte sich mit seinem Angesicht zur Erde und verbeugte sich.
15 Samuel aber sprach zu Saul: Warum hast du mich gestört, indem du mich heraufbringen lässt? Und Saul sprach: Ich bin hart bedrängt; denn die Philister kämpfen gegen mich, und Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht, weder durch die Propheten noch durch Träume; darum habe ich dich rufen lassen, damit du mir zeigst, was ich tun soll!
16 Samuel sprach: Warum willst du denn mich befragen, da doch der Herr von dir gewichen und dein Feind geworden ist?
17 Der Herr hat so gehandelt, wie er durch mich geredet hat, und der Herr hat das Königtum deiner Hand entrissen und es David, deinem Nächsten, gegeben.
18 Weil du der Stimme des Herrn nicht gehorcht und seinen glühenden Zorn gegen Amalek nicht vollstreckt hast, darum hat der Herr dir heute dies getan.
19 Und der Herr wird auch Israel und dich in die Hand der Philister geben; und morgen wirst du samt deinen Söhnen bei mir sein. Auch das Heer Israels wird der Herr in die Hand der Philister geben!

1. Samuel 28,13-19

Die Beantwortung dieser Frage wird etwas länger dauern. Wir müssen uns nämlich zuerst klar machen, wo die Gestorbenen überhaupt hinkommen. Dazu müssen wir unterscheiden zwischen der Zeit vor dem Erlösungstod Jesu am Kreuz und danach.

Die Zeit vor dem Kreuz

Schon immer wurden die Menschen nach ihrem Tod nach Gläubigen und Ungläubigen getrennt. Zur Zeit des Alten Testamentes wurden die Ungläubigen ins Feuer geworfen. Diesen Ort kennen wir als “Scheol” oder “Hades” – das Totenreich. Jesus selbst ging nach Seinem Tod dorthin, um “den Geistern im Gefängnis” zu predigen (1. Petrus 3,18-20). Die unerlöst-Verstorbenen kommen also in den Scheol. Das lesen wir auch aus Jesu Geschichte, die Er vom armen Lazarus und dem reichen Mann erzählt (Lukas 16,19-31). Die Gläubigen dagegen kamen in “Abrahams Schoß”. In beiden Fällen waren sie von Gott getrennt, wurden aber nach ihren Taten bestraft oder getröstet.

Die Zeit nach dem Kreuz

Jesus sagt zu dem Verbrecher an Seiner Seite: “Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.” (Lukas 23,43). “Abrahams Schoß” ist nicht das Paradies. Nachdem Jesus am Kreuz für die Sünde der Welt starb, kamen die Erlösten, die “in Abrahams Schoß” waren, wie der erlöste Verbrecher in das Paradies. Das wird durch Johannes in der Offenbarung bestätigt: Nach Öffnen den fünften Siegels sieht er die Seelen der Märtyrer unter dem Altar, also in direkter Gegenwart Gottes (Offenbarung 6,9).

Heute kommen also ungläubig Verstorbene in den Scheol, die Gläubigen in das Paradies, wobei den Märtyrern ein Ehrenplatz in der Gegenwart Gottes zusteht. Zur Zeit Sauls und Samuels kamen die Gläubigen in “Abrahams Schoß”. Damit will ich die eigentliche Frage beantworten:

Viele Ausleger behaupten, dass in dieser Erzählung tatsächlich Samuel von den Toten gerufen wurde und höchstpersönlich mit Saul sprach. Das würde bedeuten, dass Menschen nach ihrem irdischen Tod satanischen Mächten gehorchen müssen. Das mag für die Toten gelten, die im Hades landen, weil sie ungläubig gestorben sind. Was ist aber mit den Geretteten und Gottesfürchtigen, die nun “in Abrahams Schoß” sind? In der bereits erwähnten Geschichte von Lazarus und dem reichen Mann (Lukas 16,19-31) lehnt Abraham das Verlangen ab, Lazarus auf die Erde zu schicken. Nun sind zwar auch Mose und Elia auf die Erde zurück gekommen, als Jesus vor Seinen Jüngern verherrlicht wurde (Matthäus 17,1-8). Das geschah aber zu dem Zweck, dass Mose und Elia als die größten Propheten Jesus vor den Jüngern als Sohn Gottes bestätigen sollten. Außerdem waren sie bestimmt hocherfreut, mit dem Sohn Gottes persönlich zu sprechen und deshalb mehr als bereit für eine Stippvisite auf der Erde. Nur Gott selbst kann über die Menschen bestimmen, die bei Ihm sind. Ich glaube, dass der Satan keine Gewalt über sie hat. Mir fällt zwar kein Bibelvers ein, der das bestätigen könnte, aber es entspricht dem Wesen Gottes, der Seine Kinder nicht zum Spielball satanischer Mächte macht.

Wer hat also mit Saul gesprochen, wenn es nicht Samuel war? Saul selbst sah Samuel (oder wer auch immer das war) nicht selbst. Er musste die Totenbeschwörerin fragen, was sie sieht. In der obigen Textstelle ist der Vers 13 interessant: Die Frau sagt, dass sie ein “Götterwesen” sieht. Im Original steht “Elohim”, das Wort für Gott selbst. Sie sah also keinen Menschen, sondern ein überirdisches Wesen, das aus der Erde kam. Wenn sie einen Menschen gesehen hätte, hätte sie vielleicht gesagt, dass sie die Seele eines Menschen sieht, wie das Johannes in der Offenbarung bei der Öffnung des fünften Siegels sah (Offenbarung 6,9). Auch eine Frau, die mit dem Satan selbst im Bunde ist, würde einen Menschen nicht “Elohim” nennen. Das Wort wird in 1. Mose 1,1 mit “Gott” übersetzt. Eigentlich hat sie also gesagt, dass sie einen “Gott” aus der Erde kommen sah. Ein Engel wäre nicht aus der Erde gekommen.

Ich glaube deshalb, dass Saul mit einem Dämonen oder mit dem Satan selbst sprach. Dieser Dämon mag wohl in der Gestalt Samuels erschienen sein. Er sagt ihm allerdings nur das voraus, was der Satan von Gott bestätigt bekam: Saul wird einen Tag später “bei ihm” sein. Wenn die Person, mit der Saul sprach, tatsächlich Samuel gewesen wäre, dann hätte er gelogen. Saul kam nach seinem Tod mit Sicherheit nicht dorthin, wo Samuel war. Er kam in den Hades, in dem auch der reiche Mann war, von dem Jesus in der Geschichte vom armen Lazarus sprach. Samuel dagegen war “in Abrahams Schoß”.

Vergebung

Vergebung

Bild: Pixabay

“Christen müssen alles vergeben!” Diese Aussage hat sich in den Köpfen von gläubigen Menschen festgesetzt – und Jesus hat sie in Seinem irdischen Leben scheinbar immer wieder bestätigt, indem Er Menschen, die zu Ihm kamen ungefragt ihre Sünden vergab. So hat Er dem Gelähmten, der von seinen Freunden zu Jesus getragen wurde, zuerst die Sünden vergeben, bevor Er ihn geheilt hat (Lukas 5,20).

Dabei dürfen wir nicht übersehen, dass Jesus bei Seinem ersten Kommen einen einzigartigen Auftrag erfüllte. Er kam als “Lamm Gottes”. Sein Kommen war eine Rettungsaktion. Er wollte die Verlorenen retten, indem Er für sie am Kreuz starb. Beim Seiner Wiederkunft wird Er dagegen als Richter kommen. Zwischen diesen beiden Gegensätzen – Lamm Gottes, das für unsere Sünden starb und Richter der ganzen Welt, der auch in die Hölle werfen wird – leben wir heute. Deshalb müssen wir uns die Frage stellen, ob wir immer noch ein Spiegelbild seiner einzigartigen Gnade sein müssen, die Er in Seinem irdischen Leben gezeigt hat, ob wir uns wirklich bis zur Selbstaufgabe aufopfern müssen oder ob wir ein etwas differenzierteres Verhalten befolgen müssen.

Als Kinder Gottes müssen wir doch viel eher Seinem Wesen entsprechend handeln. Das bedeutet: Alle Menschen ohne Unterschied lieben – aber nicht automatisch vergeben. Wir müssen anderen die Vergebung nicht “wie ein billiges Werbegeschenk hinterherwerfen”. Das tut Gott selbst auch nicht.

Forderungen, die in eine Katastrophe führen

Ich behaupte: Die Aussage “Christen müssen alles vergeben”, ist theologisch falsch und führt menschlich in eine Katastrophe. Ein Opfer, das ständig alles vergibt, sendet dem Täter falsche Signale: Ich habe dir alles vergeben, deshalb ist alles in Ordnung. Der Täter hat keine Veranlassung, sein Verhalten zu ändern. Dazu ein Beispiel: In einer Gemeinde leidet ein Pastor ständig unter falschen Anschuldigungen einer Frau, die jedem, der es nicht hören will, erzählt, dass der Pastor Mädchen belästige oder das Geld aus dem Opferstock veruntreue. Was soll der Pastor tun? Vergeben und der Frau zeigen, dass alles in Ordnung ist? Die Frau hätte dann die Rechtfertigung weiterzumachen. Ein zweites Problem: Wenn von einem Opfer die Vergebung gefordert wird, es aber nicht vergeben kann, dann geraten wir schnell in eine Opfer-Täter-Umkehr, in dem das Opfer zum Täter wird, weil es als unversöhnlich bezeichnet werden kann.

Um das ein wenig deutlicher zu machen, sind hier zwei Fragen:
Würden wir von einer Frau verlangen, ihrem Vergewaltiger zu vergeben?
Würden wir von einem Vater erwarten, dem Mörder seines Sohnes zu vergeben?

Wie ungerecht können Menschen sein, wenn diesen Personen, die schon unglaubliches Leid erfahren haben, noch zusätzliche Vergebung aufgebürdet wird!

Als Beweis für die Forderung “alles zu vergeben” wird gern das Gleichnis vom ungerechten (oder erbarmungslosen) Knecht herangezogen (Matthäus 18, 21-35), das auch als “das Gleichnis vom Schalksknecht” bezeichnet wird. Petrus fragt Jesus, wie oft er vergeben müsse – reiche sieben Mal? Jesu Antwort: Nicht sieben Mal sondern siebzig mal sieben Mal – also unbegrenzt. Um seine Aussage zu unterstützen, erzählt er von einem Knecht, der seinem König eine unglaublich große Summe schuldet. Als er den König um Zeit bittet, “er würde alles bezahlen”, hat der König Erbarmen und vergibt ihm die ganze Schuld. Der Knecht dagegen ist seinem Mitknecht gegenüber, der ihm einen kleinen Betrag schuldet, nicht so gnädig.

Schritte zur Vergebung

Wir machen beim Lesen dieses Gleichnisses oft den Fehler, dass wir es “vom Ende her” lesen. Wir kennen den Schluss und die Aussage, die Jesus mit dem Gleichnis machen will. Deshalb überlesen wir gern die Mitte, also in diesem Gleichnis die Schritte, die in Jesu Geschichte der Vergebung vorangehen. Diese Schritte müssen wir beachten, bevor wir vergeben.

Erster Schritt: Schuld muss angesprochen werden

Stellen wir uns vor, der König ruft seinen Knecht und offenbart ihm: „Ich vergebe dir!“ Gegenfrage des Knechts wäre natürlich: „was denn?“ Wenn Schuld nicht angesprochen wird, weiß der Schuldige nicht, worum es eigentlich geht. Wer einen anderen von dessen Schuld überführen will, muss sie ansprechen.

Zweiter Schritt: Schuld muss anerkannt werden

Diesen Schritt überspringt Jesus. Das liegt daran, dass in seinem Gleichnis der Knecht seine Schuld bereut. Wer dies tut, hat die Schuld anerkannt. Stellen wir uns aber das Folgende vor: Der König rechnet dem Knecht seine Schuld vor, der Knecht erkennt sie aber nicht an. Er sagt: „Lieber König, deine Buchhalter haben dich an der Nase herumgeführt. Ich bin dir überhaupt nichts schuldig.“ Was soll der König dann vergeben? Nichts! Es gibt keine Schuld, die anerkannt wird, deshalb muss sie auch nicht vergeben werden.

Dazu hilft das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner (Lukas 18, 9–14). Das Gebet des Pharisäers ist sehr wortreich und lautet im Prinzip: „Gott, du musst ja eigentlich froh sein, dass du mich hast.“ Er spricht keine seiner Schulden an, sondern erklärt Gott nur, dass er doch ein richtig guter Mensch sei. Der Zöllner dagegen sagt nur einen Satz: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ Er macht keine großen Worte, aber er bereut seine Schuld. Jesu Quintessenz: Dem Zöllner wurde vergeben, dem Pharisäer nicht.

Wenn jemand an mir schuldig wird und ich ihn darauf anspreche, kann es sein, dass er seine Schuld nicht anerkennt. Muss ich dann vergeben? Gott tut es nicht. Da wir wie gesagt, Spiegelbilder des Wesens Gottes sein sollen, müssen auch wir es nicht. Ich darf meinen Gott darum bitten, dass Er meinen Schuldner von seiner Schuld überführt oder – auch das kann sein – mir die Augen öffnet, dass ich selbst falsch liege.

Dritter Schritt: Schuld muss bereut werden

Nehmen wir an, der Knecht erkennt seine Schuld an, sagt aber: „König, das musst du verstehen. Meine Frau war unzufrieden, deshalb musste ich ihr einen Pelzmantel kaufen, das Dach von unserem Haus war undicht und außerdem muss ich fünf Kinder versorgen. Die Lebenshaltungskosten sind nun einmal so hoch.“ Das ist kein Bereuen, das sind Ausreden. Jesus sagt aber ganz klar: Kein Bereuen – keine Vergebung.

Lukas 17,3+4: „Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben.“

Jesus sagt ganz klar: „Wenn er es bereut“. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir nicht vergeben müssen, wenn der Schuldige seine Tat nicht bereut. Warum auch? Er meint ja, nicht schuldig zu sein.

Ein Beispiel für anerkannte aber nicht bereute Schuld gibt König Saul in 1. Samuel 13,8–14: Als er in den Krieg ziehen will, fordert Samuel, auf ihn zu warten. Weil die Zeit, in der Samuel erscheinen wollte, aber fast verstrichen war, übertritt Saul Gottes Gebote und opfert selbst. Es ist Königen nicht erlaubt zu opfern. Das dürfen nur die Priester. Das wurde Saul zum Verhängnis, weil er seine Schuld zwar anerkennt, aber als Erklärung nur Ausflüchte hatte („Meine Leute wären mir sonst weggelaufen“).

Einfach so vergeben – geht das?

Ich habe oben geschrieben, dass wir anderen nicht die Vergebung “wie ein kostenloses Werbegeschenk hinterherwerfen” müssen. Aber wir dürfen das tun. Manchmal ist das sogar eine gute Möglichkeit, sich selbst aus einem Teufelskreis von Hass, Verletzung, Streit und Leid zu befreien. Wenn wir Leidtragende eines rücksichtslosen und verletzenden Verhaltens sind, unserem Peiniger aber “einfach nur so” vergeben, ohne dass er das weiß, kann das ungeahnte Folgen haben. Man hat sich gedanklich und gefühlsmäßig von dem anderen gelöst. Die Taten bleiben, die Verletzungen aber bleiben aus. Häufig signalisieren wir dem anderen unbewusst: ‘Mach ruhig weiter. Deine Giftpfeile treffen mich nicht mehr, weil ich einen göttlichen Schutzschild um mich habe.’ Wenn der Angreifer das merkt, hört er von ganz allein auf. Hinzu kommt: Der andere wird seine Taten vor Gott rechtfertigen müssen. Diese Art der Vergebung heißt, die Rache Gott zu überlassen. Sie ist ein Selbstschutz und überlässt Gott das Feld.

Was wir nie vergessen dürfen

Jesus trägt uns ganz klar auf, Schuld unbegrenzt oft zu vergeben. Wenn jemand an uns schuldig wird und um Vergebung bittet, können wir nicht anders, als zu vergeben, wenn wir wirklich Gottes Kinder sind. Aber: Vergeben heißt nicht vergessen. Wir dürfen aus den Taten eines anderen unsere Konsequenzen ziehen. Jakob Tscharntke sagte einem Gemeindemitglied, das gegen ihn vorgegangen ist und ihn anschließend um Vergebung bat: “Vergeben kann ich dir, aber ich werde dir nie wieder vertrauen.” Das ist auch ein Selbstschutz, um nicht noch einmal “ins offene Messer zu laufen”.

Fazit

Ich nehme den Satz vom Anfang noch einmal auf: “Christen müssen alles vergeben”. Dazu sage ich: “Ja, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.” Wir sind nicht dazu verpflichtet, immer und alles zu vergeben – vorausgesetzt, der Schuldige bittet nicht ehrlich um Vergebung. Tut er es, ist unsere Vergebung unsere Pflicht, weil wir Gottes Kinder sind und Gott ebenso handelt.

Die Fragen, die ich gestellt habe beantworte ich so: Natürlich muss die Frau ihrem Vergewaltiger nicht vergeben, genauso wenig wie der Vater dem Mörder seines Sohnes vergeben muss. Wir müssen auch den Politikern nicht vergeben, die den Corona-Terror eingeleitet und damit unzählig vielen Menschen unendliches Leid zugefügt haben. Auch muss Israel der Hamas nicht den Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 vergeben.

Das bedeutet aber nicht, dass Menschen, denen Unrecht angetan wurde, sich rächen dürfen. Rache ist uns verboten, denn Gott sagt: „Mein ist die Rache und die Vergeltung“ (5. Mose 32,35). Wer jetzt sagt: “Ja, aber Israel rächt sich doch!”, der muss die Äußerungen der Militärführung beachten: Ja, die Hamas bezahlt jetzt den Preis für den Terroranschlag. Es geht aber vor allem darum, diese Terrororganisation zu vernichten, um solche Anschläge in Zukunft zu verhindern und damit die eigene Bevölkerung zu schützen. Das hat nichts mit Rache zu tun, sondern damit, dass die Hamas die Konsequenzen für ihr Tun zu spüren bekommt. Es wird ja wohl noch erlaubt sein, die Mörder von fast 1.500 unschuldigen Menschen zur Strecke zu bringen. Auch König David musste die Konsequenzen seiner Sünde tragen, die er mit Bathseba beging. Gott hat ihm vergeben und damit die Sünde aus der Welt geschafft, David musste trotzdem die Konsequenzen seines Tuns tragen.

Vergebung hält die Liebe jung

Dürfen wir denn vergeben auch ohne diese drei genannten Schritte zu gehen? Das liegt in der Entscheidung eines jeden Einzelnen. Außer meinem genannten Beispiel, einem anderen “einfach so” zum Selbstschutz zu vergeben, kommt die wahre Vergebung unter Freunden, in Familien und natürlich auch unter Ehepartnern ständig vor.

Schuld wird stillschweigend vergeben und verziehen. Das liegt zum großen Teil daran, dass die Basis des Zusammenlebens die Liebe ist. Vergebung hält die Liebe jung!

Daniels 70 Jahrwochen

Daniels 70 Jahrwochen

24 Über dein Volk und über deine heilige Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben.
25 So sollst du denn erkennen und verstehen: Von dem Zeitpunkt an, als das Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen und 62 Wochen. Und Platz und Stadtgraben werden wiederhergestellt und gebaut sein und zwar in der Bedrängnis der Zeiten.
26 Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteil werden …

Daniel 9,24-26

Im einigen Artikeln habe ich immer wieder von Daniels 70 Jahrwochen geschrieben. Jetzt will ich einmal erklären, was diese Jahrwochen sind und was die entsprechende Prophetie im Buch Daniel bedeutet. Er ergänzt auch den Artikel “Die letzte Jahrwoche“.

Was sind die 70 Jahrwochen?

In den obigen Versen spricht der Erzengel Gabriel mit dem Propheten Daniel. Für Daniel war die gesamte Prophetie noch Zukunftsmusik. Für uns dagegen ist der größte Teil heute bereits erfüllt. Nur die letzte Jahrwoche hat noch nicht begonnen. Warum, dazu komme ich noch. Daniel werden 70 Wochen prophezeit, die das Volk Israel noch bestehen wird, bevor ein ewiges Friedensreich aufgebaut wird.. Als Gabriel mit Daniel sprach, bestand Jerusalem nur aus Ruinen. Die Stadt wurde zuvor im Jahr 586 v.Chr. durch Nebukadnezar zerstört. Deshalb sagt Gabriel, dass die Stadt zunächst wieder aufgebaut wird, und zwar “in Bedrängnis der Zeiten”, was bedeutet, dass Israel immer unter Fremdherrschaft stehen wird. Das traf auch zu. Daniel war ein hoher Beamter zunächst der Babylonier, dann der Perser. Nach den Persern regierten die Griechen über Israel, bis sie dann von den Römern abgelöst wurden. Seit der Zerstörung durch Nebukadnezar war Israel kein freier Staat. Das ist er erst seit der Neugründung im Jahr 1948.

Die 69 Wochen

Die siebzig Wochen, von denen Gabriel hier spricht, sind keine Wochen mit jeweils sieben Tagen, sondern jeweils sieben Jahren. Weil der israelische Kalender 360 Tage hat, muss hier natürlich auch das Jahr mit 360 Tagen berücksichtigt werden. Das bedeutet: 69 Wochen x 7 Jahre x 360 Tage = 173.880 Tage.

Diese siebzig Wochen beginnen beim Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems. Der Befehl zum Wiederaufbau wurde von König Artaxerxes I (in der Bibel Arthasasta genannt) im Jahr 444 v.Chr. erlassen:

1 Es geschah aber im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahr des Königs Artasasta, als Wein vor ihm stand, da nahm ich den Wein und gab ihn dem König. Ich war aber zuvor nie traurig vor ihm gewesen.
2 Da sprach der König zu mir: Warum siehst du so traurig aus? Du bist doch nicht krank? Es ist nichts anderes als ein betrübtes Herz! Da fürchtete ich mich sehr;
3 und ich sprach zu dem König: Der König lebe ewig! Warum sollte ich nicht traurig aussehen, da doch die Stadt, wo die Grabstätte meiner Väter ist, in Trümmern liegt und ihre Tore vom Feuer verzehrt sind?
4 Da sprach der König zu mir: Was erbittest du denn? Da flehte ich zu dem Gott des Himmels;
5 und dann sagte ich zu dem König: Wenn es dem König gefällt und wenn dein Knecht wohlgefällig vor dir ist, so sende mich nach Juda, zu der Stadt, wo meine Väter begraben liegen, damit ich sie wieder aufbaue!
6 Da sprach der König zu mir, während die Königin neben ihm saß: Wie lange wird die Reise dauern, und wann wirst du zurückkommen? Und es gefiel dem König, mich hinzusenden, nachdem ich ihm eine bestimmte Zeit genannt hatte.
7 Und ich sprach zu dem König: Wenn es dem König gefällt, so gebe man mir Briefe an die Statthalter jenseits des Stromes, damit sie mich durchziehen lassen, bis ich nach Juda komme;
8 auch einen Brief an Asaph, den Forstmeister des Königs, dass er mir Holz gibt, damit ich die Tore des Tempelbezirkes, der zum Haus [Gottes] gehört, aus Balken zimmern kann, und für die Stadtmauer und für das Haus, in das ich ziehen soll! Und der König gab sie mir, weil die gute Hand meines Gottes über mir war.

Nehemia 2,1-8

Nach 69 Wochen wird “der Gesalbte” erscheinen, dann aber “ausgerottet” werden – und zwar ohne Hilfe (“ihm wird nichts zuteil werden”). Der Gesalbte ist natürlich niemand Geringeres als Jesus Christus selbst. Die Ausrottung des Gesalbten ohne Hilfe ist die Kreuzigung am 3. April 33 n.Chr. Damit enden die 7 + 62 = 69 Wochen. und es beginnt die 70. Jahrwoche. Davon lesen wir in der Fortsetzung des Textes aus dem Buch Daniel. Ich hatte das jetzt Folgende zwar bereits in meinem Artikel “Die letzte Jahrwoche” beschrieben, dieser Artikel wäre aber nicht vollständig, wenn ich die letzte Jahrwoche nicht noch einmal beschreiben würde.

Die letzte Jahrwoche

26 … die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen.

Daniel 9,26

Am Ende der 69. Jahrwoche wird “die Stadt” – das ist Jerusalem – zum zweiten Mal zerstört. Hier wird es jetzt interessant: Das “Volk des zukünftigen Fürsten” wird Jerusalem zerstören. Welches Volk hat Jerusalem im Jahr 70 n.Chr. zerstört? Die Römer! Mit anderen Worten: Der zukünftige Fürst wird aus dem römischen Reich – also dem heutigen Europa – kommen. Dieser zukünftige Fürst ist der Antichrist. Das können wir an den Ereignissen erkennen, die Daniel im Folgenden beschreibt. Weil der Antichrist heute noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten ist, hat die letzte Jahrwoche noch nicht begonnen. Das ist der Grund, weshalb man sagen kann, dass hier die Zukunftsprophetie beginnt. Zwischen den Versen 26 und 27 liegt also ein Zeitraum von über 2.000 Jahren. In der Prophetie haben wir häufig das Phänomen, dass ein plötzlicher großer Zeitsprung auftritt, der mehrere Jahrhundert oder – wie in unserem Fall – sogar Jahrtausende überspringt. Das macht die Auslegung zwar nicht unbedingt leichter, aber dafür interessanter.

Der Text geht aber noch weiter: Jerusalem wird untergehen “in der überströmenden Flut und es wird Krieg geben, fest beschlossene Verwüstung”. Israel wird bis zum Ende im Krieg leben. Einen sehen wir heute (15.10.2023). Acht Tage nach den brutalen Terroranschlägen der Hamas befindet sich Israel wieder im Krieg – ein Krieg, von dem ich ausgehe, dass er den Nahen Osten nachhaltig verändern wird. Das Ziel Israel ist, die Hamas endgültig zu zerschlagen und wird sich wahrscheinlich auch den Terrorgruppen in Syrien und Libanon widmen. Wird jetzt vielleicht der ganze Gazastreifen zerstört, wie uns das der Prophet Amos erzählt (Amos 1,6-8)? Die Palästinenser sehen sich ja immer als Nachfahren der Philister, deshalb könnte diese Prophetie von ihnen sprechen. Allerdings sehen sie sich auch als Nachfahren Ismaels, des Sohnes Abrahams. Beides geht nicht: Entweder sie sind die Nachfahren der Philister oder die Nachfahren Abrahams, denn die Philister waren unbeschnitten (z.B. 1. Samuel 17,26). Aber eigentlich ist es egal, wessen Nachfahren sie sind, denn Amos spricht von Gaza.

Der Bund

27 Und er wird mit den Vielen einen festen Bund schließen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel werden Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergießt.

Daniel 9,27

Der Antichrist wird “mit den Vielen einen festen Bund schließen” für eine Woche – also sieben Jahre. Dieser Bund wird – entgegen der Aussage von vielen Auslegern – nicht mit Israel geschlossen. “Die Vielen” ist nicht Israel, denn Israel ist ein kleines Volk (5. Mose 7,7, Jesaja 41,14). Nein, “die Vielen” sind viele Völker. Hier vermute ich die Erweiterung des Abraham Accords, wie er von Donald Trump begonnen wurde und erheblich erweitert wird. Vielleicht ist es auch ein ganz anderer Bund, der geschlossen wird. In jedem Fall wird Israel ein Teil dieses Bundes sein, der für sieben Jahre geschlossen wird.

In der Mitte – also nach 3 1/2 Jahren – wird der Antichrist dafür sorgen, dass Schlacht- und Speisopfer aufhören. Wie geht das? Der Opferdienst ist in Israel doch an den Tempel gebunden. Wie können Opfer aufhören, ohne begonnen zu haben? Die Antwort: Es wird wieder einen Tempel geben. Ich glaube, dass der Antichrist mit dem “Bund mit den Vielen” gleichzeitig den Wiederaufbau des Tempels ermöglichen wird. Ob dafür die muslimischen Gebäude verschwinden müssen oder der Tempel daneben gebaut werden kann, geht aus der Bibel nicht hervor. Heute ist man sich in Israel einig, dass der Tempel gebaut werden kann, ohne dass die al-Aqsa-Moschee oder der Felsendom weichen müssen. Mit dem Neubau des dritten Tempels wird es wieder Opfer auf dem Tempelberg geben.

Nach 3 1/2 Jahren allerdings sorgt der Antichrist dafür, dass diese Opfer aufhören. Wie und warum er das macht und warum die Juden ihm gehorchen, sagt uns die Prophetie Daniels nicht. Weil aber Daniel nicht der einzige Prophet ist, der eine Schau der Endzeit hat, finden wir die Antwort in anderen prophetischen Schriften. Der Apostel Paulus war nicht nur ein gelehrter Theologe und begnadeter Redner, er war auch Prophet. In seinem zweiten Brief an die Thessalonicher finden wir eine Prophetie, die den Antichristen betrifft:

4 der sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt.

2. Thessalonicher 2,4

Der Antichrist wird sich in den Tempel setzen und sich dort als Gott ausgeben. Wenn wir diesen Vers mit den Aussagen aus Offenbarung 12 verknüpfen, erhalten wir das ganze Bild:

6 Und die Frau floh in die Wüste, wo sie einen von Gott bereiteten Ort hat, damit man sie dort 1 260 Tage lang ernähre.

Offenbarung 12,6

Die Frau ist Israel. Das habe ich in meinem Artikel “Die letzte Jahrwoche” bereits beschrieben. Dort steht auch die Fortsetzung der Geschichte. Ich höre also mit einem Cliffhanger auf.

Der Tag des Herrn

Der Tag des Herrn

Die Bibel nennt 22 Mal den “Tag des Herrn”. Er wird mit unterschiedlichen Kriterien genannt, die alle einander ergänzen. Wir können daraus schließen, dass er in der Bibel ein feststehendes Ereignis ist, das von fast allen Propheten erwähnt wird. Der Tag des Herrn droht Zorn Gottes und das Gericht über die Völker an. An diesem Tag werden Sonne und Mond verfinstert. Das Gericht Gottes wird sich also auch auf den Kosmos erstrecken. Weil er im Alten wie auch im Neuen Testament erwähnt wird, hat er eine besondere Bedeutung. Deshalb will ich einmal diesen besonderen Tag untersuchen.

Ein “Tag”

Das Wort “Tag” – hebräisch “jom” oder griechisch “hemera” – bezeichnet einen 24-Stunden-Zeitraum oder ist das Gegenstück zur Nacht. In allen drei Sprachen – Deutsch, Hebräisch, Griechisch – ist die Bedeutung dieses Begriffes gleich. Dabei macht der “Tag des Herrn” eine Ausnahme: Er ist der einzige Tag, der nicht zwingend einen Zeitraum von 24 Stunden beschreibt, wie wir das noch sehen werden.

Ein feststehender Begriff …

In der Bibel wird er immer identisch bezeichnet als “Tag des Herrn” und steht in den Originalsprachen mit “Jom JHWH” (hebr.) bzw. Hemera Kyrion (griech.). Er wird als ein Ereignis beschrieben, an dem Gott etwas besonderes tut oder der eine besondere göttliche Bedeutung hat. In einigen Fällen wird er aber auch mit “an jenem Tag” bezeichnet. Gemeint ist aber immer das gleiche Ereignis.

… leider nicht immer

Hier gibt es eine Ausnahme, die leider nicht von allen Bibelübersetzern übernommen wurde: der Tag des Herrn steht im griechischen Original z.B. in 2. Thessalonicher 2,2 (griechisch: hermera tou kyrion). Johannes beschreibt in Offenbarung 1,10, dass er “an des Herrn Tag im Geist war” (griechisch: kyriake hemera). Die Stellung der Worte ist in der griechischen Sprache wichtig: während das eine den Tag (oder das Ereignis) des Gerichtes beschreibt, nennt das andere lediglich den Tag, der dem Herrn gehört – also den Sonntag. Es ist nicht möglich, dass Johannes am “Tag des Herrn” im Geist war und seine Sicht auf die Ereignisse der Offenbarung bekam. Leider wurde das in der Schlachter-Übersetzung nicht beachtet.

Was geschieht an dem Tag des Herrn

Die 24 Bibelstellen, in denen der Tag des Herrn vorkommt, beschreiben …

Diese Merkmale weisen auf ein bestimmtes Ereignis hin – eines, das Gott tut und nicht die Menschen. Wir lesen hier, dass sich alle Heidenvölker zum Krieg in Israel versammeln und dort von Gott gerichtet werden.

Wann findet dieses Ereignis statt? Genauer gefragt: Wo wird in der Bibel ein Krieg beschrieben, der zu den genannten Kriterien passt? Der Krieg am Tag des Herrn wurde bestimmt von den Propheten genannt, weil Gott sein Handeln immer durch Propheten vorhersagen lässt (Amos 3, 7). Außerdem nennen die Propheten immer Ereignisse, die Israel betreffen, also auch den Tag des Herrn. Dieser Krieg wird von Gott persönlich geführt, weshalb die Prophetien ganz sicher nicht darüber geschwiegen haben. Welche prophezeiten Kriege in Israel wurden noch nicht erfüllt?

Es gibt drei Kriege, von denen die Propheten erzählen und deren Erfüllung noch ausstehen, wie ich auch im Artikel “Die Kriege der Endzeit” beschrieben habe.

  • Der Krieg, der in Hesekiel 38 erwähnt wird,
  • die Versammlung der Völker in Israel nach der letzten Jahrwoche, bevor Jesus sein sichtbares Reich auf dieser Erde aufbaut (Offenbarung 16, 13-16) und
  • der Krieg der Völker am Ende des Milleniums, bevor Himmel und Erde zerstört werden und Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft (Offenbarung 20, 7-10).

Bevor wir klären, um welchen Krieg es sich beim Tag des Herrn handelt, müssen wir zuerst die Ortsangabe vom “Tal Josaphat” untersuchen (oder auch “Tal Joschafat”). Wo befindet sich dieses Tal?

Der Name geht zurück auf König Joschafat (947 bis 887 v. Chr., König ab 912 v.Chr., wie ich das in meiner Biblischen Chronologie beschrieben habe). Während seiner Regierungszeit wurde das Südreich von den Ammonitern und Moabitern angegriffen. Die Feinde wurden durch Gottes Eingreifen vernichtet. Die Juden feierten ihren Sieg mit einem Dankfest im “Lobetal” (2. Chronik 20,26). Dieses Lobetal befindet sich südlich von Jerusalem, westlich des Toten Meeres, weil die Ammoniter östlich des Toten Meeres ihr Gebiet hatten. Wahrscheinlich befindet sich hier das “Tal Joschafat”.

Der Krieg aus Hesekiel 38

Im Krieg von Hesekiel 38 kämpfen einige wenige Völker gegen Israel. Damit fällt dieser Krieg schon mal weg, weil sich am Tag des Herrn alle Völker zum Krieg versammeln (Joel 4,9-16).

Der Krieg nach der 70. Jahrwoche

Ist es vielleicht der Krieg am Ende der letzten Jahrwoche? Hier versammeln sich nämlich alle Heidenvölker. (Daniels 70 Jahrwochen habe ich in meinem Artikel “Die letzte Jahrwoche” erklärt. )

13 Und ich sah aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister herauskommen, gleich Fröschen.
14 Es sind nämlich dämonische Geister, die Zeichen tun und ausgehen zu den Königen der Erde und des ganzen Erdkreises, um sie zum Kampf zu versammeln an jenem großen Tag Gottes, des Allmächtigen.
15 — Siehe, ich komme wie ein Dieb! Glückselig ist, wer wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht entblößt einhergeht und man seine Schande sieht! —
16 Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmageddon heißt.
17 Und der siebte Engel goss seine Schale aus in die Luft; und es ging eine laute Stimme aus vom Tempel des Himmels, vom Thron her, die sprach: Es ist geschehen!
18 Und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze, und ein großes Erdbeben geschah, wie es dergleichen noch nie gegeben hat, seit es Menschen gab auf Erden, ein solch gewaltiges und großes Erdbeben.

Offenbarung 16,13-18

Dieser Krieg findet im Tal Harmageddon statt, nicht im Tal Joschafat. Das Tal Harmageddon ist im Norden Israels und kann deshalb nicht mit dem Tal Joschafat identisch sein, das sich im Süden befindet.
Für diesen Krieg sprechen jedoch einige Äußerungen, die wir in diesem Text finden:

  • Vers 14: “um sie zum Kampf zu versammeln an jenem großen Tag Gottes
  • Vers 15: “Siehe, ich komme wie ein Dieb
  • Vers 18: “… ein großes Erdbeben geschah, wie es dergleichen noch nie gegeben hat”

Trotz dieser Ähnlichkeiten halte ich diesen Krieg nicht für deckungsgleich mit den oben genannten Kriterien. Es müssen ja alle Kriterien mit diesem Krieg übereinstimmen, nicht nur einige.

Bleibt also noch …

Der Krieg nach dem 1000-jährigen Reich

9 Sie (=die Völker) zogen herauf auf die Fläche des Landes und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie.

Offenbarung 20,9

Hier kommen alle Völker und besetzen das ganze Land Israel und damit auch das Tal Joschafat. Allerdings macht Gott mit dieser Kriegsmacht kurzen Prozess: Er lässt Feuer vom Himmel fallen und vernichtet damit die Armeen. Also haben wir auch hier keine Deckungsgleichheit mit allen Kriterien der Prophetien.

Was bleibt jetzt noch übrig? Kein Krieg ist identisch mit der Aufzählung über den Tag des Herrn. Dann bleibt noch eine Lösung: Alle Kriege gemeinsam entsprechen dem Tag des Herrn.

Die 70. Jahrwoche

Ich hatte ja bereits geschrieben, dass der Tag des Herrn nicht zwingend ein 24-Stunden-Tag sein muss. Dies ist der einzige “Tag”, der länger dauern darf. Weil wir den Ablauf der letzten Jahrwoche nur in der Offenbarung beschrieben finden, müssen wir die Kriterien, die uns der Apostel Johannes in der Offenbarung gab, mit den Propheten vergleichen. In der folgenden Tabelle habe ich das getan. Links die Stellen aus der Offenbarung, rechts eine Auswahl der entsprechenden Prophetien.

Vor dem Tag des Herrn wird die Sonne verfinstert und der Mond in Blut verwandelt
12 Als es (= das Lamm) das sechste Siegel öffnete, und siehe, ein großes Erdbeben entstand, und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der Mond wurde wie Blut;
13 und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine unreifen Früchte abwirft, wenn er von einem starken Wind geschüttelt wird.
Offenbarung 6,12-13
3 und ich werde Zeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut und Feuer und Rauchsäulen; 4 die Sonne soll verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe der große und schreckliche Tag des Herrn kommt.Joel 3,3-4
Vor dem Tag des Herrn findet die Entrückung statt
9 Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Kleidern, und Palmzweige waren in ihren Händen.
Offenbarung 7,9
2 Lasst euch nicht so schnell in eurem Verständnis erschüttern oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist noch durch ein Wort noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Christus schon da.
3 Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens

7 Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken, nur muss der, welcher jetzt zurückhält, erst aus dem Weg sein;
8 und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden
2. Thessalonicher 2,2-3;7-8

Anmerkung: Die Entrückung habe ich genauer in dem Artikel “Entrückung vor den Siegelgerichten” und “Die Entrückung” beschrieben
Vor dem Tag des Herrn wird der Prophet Elia erscheinen
3 Und ich will meinen zwei Zeugen geben, dass sie weissagen werden 1.260 Tage lang, bekleidet mit Sacktuch.
Offenbarung 11,3

Anmerkung: Nein, ich glaube nicht, dass einer der zwei Zeugen Elia sein wird. Ich glaube aber, dass einer der beiden – oder beide gemeinsam – im Geist des Elia kommen wird, wie Johannes im Geist von Elia kam (Matthäus 11,13-14)
23 Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, ehe der große und furchtbare Tag des HERRN kommt;
24 und er wird das Herz der Väter den Kindern und das Herz der Kinder wieder ihren Vätern zuwenden, damit ich bei meinem Kommen das Land nicht mit dem Bann schlagen muss!
Maleachi 3,23-24
Ein Tag des Zorns und Gerichtes Gottes
1 Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel, die sprach zu den sieben Engeln: Geht hin und gießt die Schalen des Zornes Gottes aus auf die Erde!
Offenbarung 16,1
4 Horch! Lärm auf den Bergen wie von einem großen Volk! Horch! Getöse von Königreichen, von versammelten Heidenvölkern! Der HERR der Heerscharen mustert ein Kriegsheer! 5 Sie kommen aus einem fernen Land, vom Ende des Himmels, der HERR und die Werkzeuge seines Zorns, um das ganze Land zu verderben. 6 Heult! Denn der Tag des Herrn ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung von dem Allmächtigen!
Jesaja 13,4-6

14 Nahe ist der große Tag des HERRN; er ist nahe, und sehr rasch kommt er herbei! Horch, der Tag des Herrn! Bitter schreit dort auf der Held. 15 Ein Tag des Zorns ist dieser Tag, ein Tag der Angst und der Bedrängnis, ein Tag des Ruins und der Zerstörung, ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels,
Zefanja 1,14-15
Ein Tag der Finsternis
10 Der fünfte Engel goss seine Schale aus auf den Thron des Tieres, und dessen Reich wurde verfinstert, und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerz
Offenbarung 16,10
1 Stoßt in das Schopharhorn in Zion und blast Lärm auf meinem heiligen Berg, dass alle Bewohner des Landes erzittern; denn der Tag des Herrn kommt, ja, er ist nahe
2 ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels. Wie Morgenrot breitet sich über die Berge aus ein großes, mächtiges Volk, wie es seinesgleichen von Ewigkeit her nicht gegeben hat und auch in künftigen Zeiten und Generationen nicht mehr geben wird.
Joel 1,1-2

18 Wehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Was soll euch der Tag des HERRN? Er wird Finsternis sein und nicht Licht,
20 Wird nicht der Tag des Herrn Finsternis sein und nicht Licht, Dunkelheit und nicht Glanz?
Amos 5,18+20
Die Völker versammeln sich zum Krieg
13 Und ich sah aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister herauskommen, gleich Fröschen.
14 Es sind nämlich dämonische Geister, die Zeichen tun und ausgehen zu den Königen der Erde und des ganzen Erdkreises, um sie zum Kampf zu versammeln an jenem großen Tag Gottes, des Allmächtigen.
Offenbarung 16,13-14
2 ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels. Wie Morgenrot breitet sich über die Berge aus ein großes, mächtiges Volk, wie es seinesgleichen von Ewigkeit her nicht gegeben hat und auch in künftigen Zeiten und Generationen nicht mehr geben wird.
Joel 2,2

9 Ruft dies aus unter den Heidenvölkern, rüstet euch zum heiligen Krieg! Weckt die Helden auf! Alle Krieger sollen einrücken und hinaufziehen!
Joel 4,9
Ein Tag der Verwüstung
17 Und der siebte Engel goss seine Schale aus in die Luft; und es ging eine laute Stimme aus vom Tempel des Himmels, vom Thron her, die sprach: Es ist geschehen!
18 Und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze, und ein großes Erdbeben geschah, wie es dergleichen noch nie gegeben hat, seit es Menschen gab auf Erden, ein solch gewaltiges und großes Erdbeben.
Offenbarung 16,17-18
Ach, was für ein Tag! Ja, der Tag des HERRN ist nahe, er kommt als eine Verwüstung vom Allmächtigen!
Joel 1,1-15
Die Völker versammeln sich zum Krieg im Tal Joschafat
7 Und wenn die 1 000 Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden,
8 und er wird ausgehen, um die Heidenvölker zu verführen, die an den vier Enden der Erde leben, den Gog und den Magog, um sie zum Kampf zu versammeln, deren Zahl wie der Sand am Meer ist.
9 Und sie zogen herauf auf die Fläche des Landes und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie.
Offenbarung 20,7
12 Die Heidenvölker sollen sich aufmachen und in das Tal Josaphat hinaufziehen! Dort will ich zu Gericht sitzen über alle Heidenvölker ringsum.
Joel 4,12
Er bedeutet Rettung für das Volk Israel
1 Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die trugen den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben.
Offenbarung 14,1


Anmerkung: Die 144.000, von denen hier gesprochen wird, sind die versiegelten Juden aus Offenbarung 7,1-8
4 die Sonne soll verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. 5 Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des HERRN anruft, wird gerettet werden; denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem wird Errettung sein, wie der HERR verheißen hat, und bei den Übriggebliebenen, die der HERR beruft.
Joel 3,3-5
Nach dem Tag des Herrn werden Himmel und Erde vergehen
1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr.
Offenbarung 21,1
10 Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht; dann werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen.
2. Petrus 3,10

Damit ist recht klar, dass nur die 70. Jahrwoche dem Tag des Herrn entsprechen kann – und zwar die zweite Hälfte dieser Jahrwoche. Wir müssen nämlich beachten, dass einige Prophetien von Ereignissen berichten, die vor dem Tag des Herrn stattfinden und andere, die sich während dieser Zeit ereignen. Mit der Ermordung der zwei Zeugen (Offenbarung 11,7) in der Mitte der Jahrwoche beginnen die Schalengerichte, die den Zorn Gottes auf die Erde ausgießen. Das ist die zweite Hälfte der 70. Jahrwoche und der Beginn des “Tages des Herrn”.

Mit dem Beginn der letzten Jahrwoche beginnt die schlimmste Zeit, die diese Erde jemals erlebt hat. Wenn in der zweiten Hälfte der Zorn Gottes in den Schalengerichten ausgegossen wird, wird die Menschheit nur noch Gericht und Zerstörung erleben. Mit jeder Schale wird es immer schlimmer.

Jetzt bist du gefragt!

Glaube mir, du willst das nicht erleben. Du musst das auch gar nicht erleben. Jesus will dich davor retten, weil wir als Kinder Gottes nicht für diese Zeit des Zornes bestimmt sind (1. Thessalonicher 5,9). Gottes Zorn über uns und unsere Sünde hat Jesus am Kreuz ertragen.

Übergib dein Leben dem einzigen Herrn, der es gut mit dir meint und der dich ewig bei sich haben will, um dir Gutes zu tun. Hier ist ein einfaches Gebet, das du sprechen kannst:

Herr Jesus, ich komme zu dir und gebe dir mein Herz und mein Leben.
Bitte vergib mir meine Sünden und was ich getan habe (falls dir Begebenheiten einfallen, nenne sie jetzt).
Danke, dass du meine Schuld am Kreuz getragen hast und mit dir in den Tod gerissen hast.
Ich will dir gehören und bitte dich, dass du die Herrschaft über mein Leben übernimmst.
Danke, dass ich so einfach zu dir kommen darf und du für mich gestorben bist.
Amen

Bleib nicht allein. Suche eine gläubige Gemeinde in deiner Nähe und Christen, mit denen du deinen Glauben teilen kannst. Wenn du Hilfe brauchst, will ich dir gern dabei helfen. Schreibe mir dazu eine Mail über das Kontaktformular.

Unverlierbarkeit des Heils?

Unverlierbarkeit des Heils?

In meinem früheren Artikel “Erwählung oder Entscheidung” habe ich die Bekehrung eines Menschen untersucht und dabei die Aussagen des Calvinismus bewertet. Die Hauptaussage des Calvinismus ist, dass der Mensch sich nicht durch eigene Entscheidung bekehren kann. Gott muss ihn erwählt haben. Diese Erwählung ist unwiderstehlich. Jeder erwählte Mensch wird sich bekehren jeder nicht-erwählte Mensch wird unweigerlich in die Hölle gehen.

Wegen dieser unwiderstehlichen Erwählung und Gnade kann niemand sein Heil verlieren. Der Geist wird jeden so führen, dass er nie so stark sündigen wird, dass er sein Heil verliert – sagt zumindest Calvin. Aus diesem Grund kann kein Mensch, der erwählt wurde, sein Heil wieder verlieren. Sehen wir uns einmal die Verse der Bibel an, die die Unverlierbarkeit unterstützen.

Unverlierbares Heil

44 Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass ihn der Vater zieht, der mich gesandt hat; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.

Johannes 6,44

Wer zu Jesus kommt, muss zunächst von Gott gezogen – oder erwählt – werden. Das ist das Zentrum des calvinistischen Glaubens. Darauf bin ich in meinem früheren Artikel bereits eingegangen. Allerdings spricht Jesus davon, dass er diesen Christen “am letzten Tag” auferweckt. Er muss also bis zum Ende im Glauben gelebt haben.

Das “Ziehen des Vaters” ist die Wirkung des Heiligen Geistes. Jeder Mensch hört irgenwann Gottes Rufen und die Aufforderung des Heiligen Geistes: “Bekehre dich zu Christus”. Das sehe ich nicht als die Erwählung, von der Calvin spricht. Sie ist etwas, was jeder Mensch – ob erwählt oder nicht erwählt – in seinem Leben irgendwann hört.

27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach;
28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.
29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen.

Johannes 10,27-29

38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

Römer 8,38-39

Hier haben wir zwei Verse, die gern als Beweis für die Unverlierbarkeit des Heils zitiert werden. Niemand wird gläubige Christen aus der Hand Gottes reißen können. Niemand kann sie von der Liebe Gottes trennen.

Aber wir müssen schon lesen, was da steht: “Niemand wird sie aus meiner Hand reißen” oder auch “von der Liebe Gottes scheiden” heißt: Ein Christ kann durch Äußere Umstände niemals von Gott oder Seiner Liebe getrennt werden. Aber von sich heraus kann er das schon. Olaf Latzel hatte dazu ein passendes Beispiel gegeben: Wer in einem geschlossenen Atombunker sitzt, der von außen nicht geöffnet werden kann, ist dort sicher. Niemand kann von außen in diesen Bunker hineingehen und ihn herausholen. Er ist aber fähig, die Tür von innen aufzumachen und den Bunker zu verlassen. So ist das Leben eines Gläubigen.

Das bedeutet, dass ein Gläubiger nicht zwangsläufig für immer bei Gott bleiben wird – egal, was auch immer er tut. Nun behauptet ja der Calvinismus, dass ein Gläubiger niemals gegen Gottes Willen verstoßen wird, weil der Heilige Geist ihn hält. Dann muss ich meine Frage vom vorigen Artikel wiederholen: Sind Christen denn Marionetten? Gott hat uns als selbständige und denkende Wesen geschaffen, die einen eigenen Willen haben. Natürlich kann ein Christ gegen Gottes Willen verstoßen. Natürlich kann ein Christ sündigen. Und natürlich könnte er auch so stark und viel sündigen, dass er sein Heil verspielt. Wenn ein Christ beispielsweise homosexuell wird und homosexuell lebt, dann verliert er sein Heil, weil er in Sünde lebt und Gottes Gebote missachtet.

Dazu sagt ein Calvinist, dass dieser Mensch doch nie gläubig gewesen sei. Das könne man daran erkennen, dass er heute gottlos handelt. Dieser Mensch sei ja nie mit dem Heiligen Geist erfüllt gewesen. Dazu sage ich: Das ist eine Schutzbehauptung. Woher will er das wissen? Aus der Gegenwart heraus verurteilt er das ganze Leben eines anderen Menschen?

Noch ein Nachtrag zum Vers aus dem Römerbrief: Ich bin mir sicher, dass Paulus das so gemeint hat: Gott liebt jeden Menschen ohne Unterschied. Er liebt die Christen, die in Seiner Nähe sind und Seine Gebote halten genauso wie den Menschen, der Ihn ablehnt und nichts mit Ihm zu tun haben will. Es gibt einfach keinen Menschen, den Gott nicht liebt. Deshalb können nicht einmal wir selbst uns von Seiner Liebe trennen.

Verlorenes Heil

… in der Bibel …

2 Geh hin und rufe in die Ohren Jerusalems und sprich: So spricht der Herr: Ich denke noch an die Zuneigung deiner Jugendzeit, an deine bräutliche Liebe, als du mir nachgezogen bist in der Wüste, in einem Land ohne Aussaat.
3 Israel war damals dem Herrn geheiligt, der Erstling seines Ertrages; alle, die es verzehren wollten, machten sich schuldig; es kam Unheil über sie, spricht der Herr.
4 Hört das Wort des Herrn, ihr vom Haus Jakob, und alle Geschlechter des Hauses Israel!
5 So spricht der Herr: Was haben eure Väter denn Unrechtes an mir gefunden, dass sie sich von mir entfernt haben und dem Nichtigen nachgegangen und zunichtegeworden sind?
7 Und ich brachte euch in das fruchtbare Land, damit ihr dessen Früchte und Güter genießt; und ihr kamt hinein und habt mein Land verunreinigt, und mein Erbteil habt ihr zum Gräuel gemacht!

Jeremia 2,2-5;7

18 Wehe denen, die ihre Schuld an Lügenstricken hinter sich herschleppen und die Sünde wie an Wagenseilen,
19 die sagen: »Er soll doch eilen und sein Werk beschleunigen, damit wir es sehen; der Ratschluss des Heiligen Israels soll doch kommen und eintreten, damit wir ihn kennenlernen!«
20 Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis erklären, die Bitteres süß und Süßes bitter nennen!

Jesaja 5,18-20

Israel ist Gottes erwähltes Volk. Die Erwählten können ja nach Calvin nicht verloren gehen. Israel allerdings macht eine Ausnahme. Es ist Gottes erwähltes Volk und hat Ihn dennoch verlassen. Die alttestamentlichen Propheten sind voll von Gottes Werben um Sein geliebtes und erwähltes Volk. Wie oft bittet Gott um Israel – man kann es schon “betteln” nennen. Schon nach dem Auszug aus Ägypten musste Gott sich zurück halten, um nicht Sein Volk zu vernichten.

3 Ich will nicht in deiner Mitte hinaufziehen, weil du ein halsstarriges Volk bist; ich würde dich sonst unterwegs vertilgen!

2. Mose 33,3

Ein weiteres Beispiel finden wir in König Saul:

9 Und es geschah, als er (Saul) sich umwandte, um von Samuel wegzugehen, da verwandelte Gott sein Herz, und alle diese Zeichen trafen an jenem Tag ein.
10 Denn als sie dort an den Hügel kamen, siehe, da begegnete ihm eine Schar Propheten, und der Geist Gottes kam über ihn, sodass er in ihrer Mitte weissagte.
11 Als aber alle die, welche ihn zuvor gekannt hatten, sahen, dass er mit den Propheten weissagte, sprach das Volk untereinander: Was ist denn mit dem Sohn des Kis geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten?

1. Samuel 10,9-11

26 Samuel sprach zu Saul: Ich will nicht mit dir umkehren; denn du hast das Wort des HERRN verworfen, und der HERR hat dich verworfen, dass du nicht mehr König über Israel sein sollst!

1. Samuel 15,26

Saul wurde von Gott erwählt, der erste König in Israel zu sein. Gottes Absicht für Israel war nie die Monarchie, trotzdem ließ er zu, dass Israel durch einen König regiert wurde. Saul wurde von Gott erwählt, der erste König zu sein. Gleich nach der Salbung durch Samuel erlebte Saul etwas Ungewöhnliches: Der Geist Gottes erfüllte ihn, weshalb er weissagte und mit den Propheten tanzte. Aber schon kurze Zeit später sündigte er wiederholt und verstieß ganz bewusst gegen Gottes Gebote. Das führte dazu, dass Gott ihn verworfen hat.

Wenn Saul mit dem Heiligen Geist erfüllt war, wieso konnte er sündigen – sogar so schwer, dass er sein Heil und sein ewiges Leben verlor? Ist Gott im Alten Testament ein anderer als im Neuen Testament? Hat er im Alten Testament anders erwählt als heute? Nein, Gott ist unwandelbar und ist im Alten wie im Neuen Testament derselbe. Wenn Gott Menschen erwählt, macht er Sie nicht zu Marionetten. Er lässt ihnen ihren freien Willen, zu sündigen und Gott zu verlassen.

… und heute

Ein gutes Beispiel für Glauben, den man verlieren kann, ist die weltweite Kirche. Dort, wo Christen verfolgt werden, wächst sie. Dort finden Menschen zum Glauben. Bei uns in den westlichen Ländern jedoch – ganz besonders in Europa – verliert sie immer mehr ihren Glauben. Immer mehr Pastoren werden in “liberaler Theologie” gelehrt. “Liberal” heißt: Alles ist erlaubt, kein Mensch geht verloren. Jeder Mensch kann tun, was er will und wird garantiert von Gott gerettet.Das hat heute dazu geführt, dass die Kirche linksgrüne Ideologie verbreitet, statt ihren von ihrem Herrn erteilten Auftrag zu erfüllen: Das Evangelium zu verkünden, durch das Menschen gerettet werden.

Wenn also heute die Kirche ungläubig ist, bedeutet das, dass sie nie gläubig war. Echt jetzt? Die reformierte Kirche unter Martin Luther war nie gläubig? Das glaubt doch noch nicht mal ein eingefleischter Calvinist! Nein, der Glaube kann durch fortgesetztes Sündigen wieder verloren gehen.

Die verfolgte Kirche – besonders in den islamischen Ländern – erfährt Angriffe von außen. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass niemand diese Christen von ihrem Herrn trennen kann, weshalb sie niemand “aus meiner Hand reißen” kann. Die Kirche in Europa dagegen wird von innen zerstört. Das entspricht dem Menschen, der den Atombunker verlässt, wie ich oben beschrieben habe. Eine Wegweiserin für den Untergang der Kirche war die “Totengräberin” der Kirche Dorothea Sölle mit ihrer “Gott-ist-tot-Theologie”. Über sie habe ich einmal den Spruch gehört: “Glaubst du an die Sölle, kommst du in die Hölle.” Schon der Begriff “Gott-ist-tot-Theologie” ist ein Oxymoron: Entweder Gott ist tot, dann ist es keine Theologie oder es ist Theologie, dann ist Gott nicht tot. Diese Lehre hat der Kirche erheblichen Schaden zugefügt, wie wir das heute sehen können.

Christen in Gefahr

4 Denn es ist unmöglich, die, welche einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind
5 und das gute Wort Gottes geschmeckt haben, dazu die Kräfte der zukünftigen Weltzeit,
6 und die dann abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie für sich selbst den Sohn Gottes wiederum kreuzigen und zum Gespött machen!

Hebräer 6,4-6

Mal eine Fragen an die Calvinisten: Warum steht dieser Vers in der Bibel? Wiedergeborene Christen werden hier aufs Schärfste davor gewarnt, ihren Glauben zu verlieren. Einen Weg zurück gibt es nämlich nicht. Der Hebräerbrief wurde an Juden geschrieben, die an den Glauben an Jesus Christus gekommen sind. Dieser Vers aus dem Hebräerbrief spricht also wiedergeborene Christen an. Wenn der Autor die Christen so nachhaltig warnt, dann deshalb, weil Christen sehr wohl ihren Glauben, ihr Heil und ihr ewiges Leben verlieren können. Das können wir daran erkennen, dass hier von “erleuchteten” Christen gesprochen wird (Vers 6), die das gute Wort Gottes “geschmeckt” haben (Vers 5). Ein Christ, der zum Glauben an Jesus Christus gefunden hat und wieder verliert, kann nicht wieder zurück kommen.

8 Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann

1. Petrus 5,8

Dieser Vers aus dem ersten Petrus-Brief bestätigt das: Wenn ein Christ tatsächlich nie verloren gehen könnte, dann wüsste der Satan das. Dann würde er sich keine Mühe mit den gläubigen Christen machen, weil er wüsste, dass sein Tun sinnlos wäre. Auch hätte der Apostel Petrus die Jünger nicht auffordern müssen “nüchtern und wachsam” zu sein. Nein, Christen können vom Satan verführt werden und ihr ewiges Leben verlieren, wenn sie ihm folgen.

Das hatte Vernon McGee in seiner Hörserie “durch die Bibel” einmal bestätigt: Der Satan geht am Samstagabend nicht in die Rotlichtviertel oder Drogenviertel. Diese Menschen hat er bereits “in der Tasche”. Nein, der Satan geht am Sonntag in die Kirche und sucht dort Menschen, die er vom Glauben abbringen kann.

Fazit

Kann ein Christ tatsächlich sein Heil und sein ewiges Leben verlieren? Ich denke, ich habe recht deutlich klar gemacht, dass er das kann. Wir leben besonders heute in einer gefährlichen Zeit. Wir sind ständiger Verführung ausgesetzt, durch die wir die Verbindung zu unserem Herrn verlieren und irgendwann unser ewiges Leben verlieren können Besonders in der heutigen Zeit, in der der Antichrist sein Reich aufbaut, das bald sichtbar wird, müssen wir Christen besonders aufpassen, ihm nicht auf den Leim zu gehen.

Heute lebt jeder Christ in ständiger Gefahr. Wieviel mehr ein Christ, der glaubt, seinen Glauben nie verlieren zu können. Er lebt in besonderer Gefahr und trügerischer – weil falscher – Sicherheit. Lasst uns für diese Geschwister beten, dass sie wegen dieser falschen Sicherheit nicht dem Satan unterliegen.

Erwählung oder Entscheidung?

Erwählung oder Entscheidung?

Wie kommt ein Mensch zum Glauben? Ausschließlich durch die Erwählung Gottes? Oder hat der Mensch auch eine eigene Entscheidungsmöglichkeit? Diese Fragen sind mittlerweile über 500 Jahre alt – eigentlich schon 2.000 Jahre, aber diskutiert werden sie erst seit der Reformation. Sie sind bis heute in der Christenheit ein Reizthema und werden sehr kontovers diskutiert. Viele sehen hier nur ein “entweder – oder” und können die jeweils andere Ansicht absolut nicht tolerieren. Dabei muss ich klar stellen, dass diese Frage keine heilsentscheidende Wirkung hat. Können wir sie überhaupt beantworten? Oder müssen wir sie als „ungeklärten Fall“ abhaken?

Ja, ich weiß: Ich bin nicht im Besitz der ultimativen Wahrheit und habe nicht die absolute Erkenntnis. Was ich hier schreibe, kann deshalb nur Stückwerk sein. Was die klügsten Köpfe der Kirchengeschichte nicht lösen konnten, werde ich nicht in einem kurzen Artikel beantworten können. Trotzdem möchte ich dieses Thema versuchen zu klären, soweit es meine Fähigkeiten zulassen.

Mir geht es dabei vor allem um die Frage: Sind die Erwählung Gottes und Seine Gnade die alleinigen Auslöser für die Bekehrung eines Menschen? Oder kann der Mensch überhaupt etwas zu seiner Bekehrung beisteuern – und sei es nur die Entscheidung, ein “Ja” zu sagen?

Dazu müssen wir uns natürlich zuerst beide Seiten ansehen und die Bibel zu jedem Thema zu Wort kommen lassen. Die folgenden Bibelverse sind nur eine Auswahl zu jedem Thema. Sie geben aber dennoch gut wieder, was die Bibel zu sagen hat. Wir fangen an mit der …

Erwählung Gottes

4 Gott hat uns in Jesus auserwählt vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe.
5 Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens.

Epheser 1,4+5

Gott hat die Menschen erwählt, die Er in Seinem Reich haben möchte – und nur die. Nicht alle wurden erwählt. Diese Erwählung hat bereits vor Beginn der Schöpfung stattgefunden. Gott kannte jeden Menschen bereits, bevor Er ihn schuf und hat einige dazu erwählt, in Seinem Reich und Seiner Gegenwart die Ewigkeit zu verbringen. Niemand kann dieser Erwählung widerstehen. Jeder erwählte Mensch wird sich zwangsläufig bekehren. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass kein Nicht-Erwählter sich bekehren kann – und falls er sich doch bekehren sollte, wird er seinen Glauben wieder verlieren. Das wird die „göttliche Prädestination“ genannt. Heute nennen wir diesen Glauben “Calvinismus”. Er basiert auf den Aussagen des Reformators Johannes Calvin, der ein Zeitgenosse Martin Luthers war.

Calvin schrieb die göttliche Prädestination 1559 in seinem Werk „Institutio“ nieder:

„Wir werden nie und nimmer so klar, wie es sein sollte, zu der Überzeugung gelangen, dass unser Heil aus dem Brunnquell der unverdienten Barmherzigkeit Gottes herfließt, ehe uns nicht Gottes ewige Erwählung kundgeworden ist; denn diese verherrlicht Gottes Gnade durch die Ungleichheit, dass er ja nicht unterschiedslos alle Menschen zur Hoffnung auf die Seligkeit als Kinder annimmt, sondern den einen schenkt, was er den anderen verweigert.“

Johannes Calvin 1559 in “Institutio III 21,1”

Calvin schreibt hier nichts anderes als dieses: Kein Mensch kann von sich aus zum Glauben kommen. Kein Mensch kann überhaupt irgendetwas zu seiner Bekehrung beisteuern. Der einzige Urheber und “Verantwortliche” unseres Glaubens ist Gott allein durch Seine Gnade. Dabei ist es allein Gottes Entscheidung, wen er erwählt und wen nicht. Der Mensch hat keinen Einfluss auf diese göttliche Entscheidung. Gerettete Menschen sind nicht etwas Besonderes oder besser als andere, sie wurden lediglich durch Gottes Gnade gerettet – und nur durch Gnade. Der Mensch hat keine Widerspruchsmöglichkeit.

Die reformierte Kirche hat deshalb “vier Soli”:

  • Solus Christus – Allein Christus
    Christus allein ist die Rettung für die Menschen. Ohne Christus kann niemand zum Vater kommen.
  • Sola Scriptura – Allein die Schrift
    Die Bibel allein ist ausreichend und enthält alle Aussagen zur Bekehrung eines Menschen. Weitere Texte sind unnötig.
  • Sola Fide – Allein durch Glaube
    Nur der Glaube eines Menschen kann ihn retten. Es gibt keine Werksgerechtigkeit – keine Taten, durch die wir uns den Himmel verdienen könnten.
  • Sola Gracia – Allein durch Gnade
    Nur durch Gottes Gnade werden wir gerettet. Der Mensch kann nichts dazu beisteuern.

Während ich persönlich die ersten drei “Soli” absolut unterschreiben kann, weil sie biblisch begründbar sind, kann ich das letze “Sola” nur mit einer kleinen Einschränkung akzeptieren. Das werde ich am Ende dieses Artikels in meinen Fazit versuchen zu erklären.

6 Denn ein heiliges Volk bist du für den HERRN, deinen Gott; dich hat der HERR, dein Gott, aus allen Völkern erwählt, die auf Erden sind, damit du ein Volk des Eigentums für ihn seist.
7 Nicht deshalb, weil ihr zahlreicher wärt als alle Völker, hat der HERR sein Herz euch zugewandt und euch erwählt — denn ihr seid das geringste unter allen Völkern —,
8 sondern weil der HERR euch liebteund weil er den Eid halten wollte, den er euren Vätern geschworen hatte, darum hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.

5. Mose 7,6-8

Gott hat also Israel ausgewählt, weil Er es liebt. Das war der einzige Grund. Israel ist nicht besonders herausragend oder etwa besser als andere Völker. Gott hat aus eigenem Antrieb Sein Volk erwählt. Deshalb hat Israel eine besondere Stellung unter allen Völkern. Weil Israel Gottes auserwähltes Volk ist, haben alle biblischen Prophetien Israel im Blick. Israel steht unter dem besonderen Schutz Gottes.

10 als Rebekka von ein und demselben, von unserem Vater Isaak, schwanger war,
11 als die Kinder noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten — damit der gemäß der Auserwählung gefasste Vorsatz Gottes bestehen bleibe, nicht aufgrund von Werken, sondern aufgrund des Berufenden —,
12 wurde zu ihr gesagt: »Der Ältere wird dem Jüngeren dienen«;
13 wie auch geschrieben steht: »Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehasst«.
14 Was wollen wir nun sagen? Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das sei ferne!
15 Denn zu Mose spricht er: »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und über wen ich mich erbarme, über den erbarme ich mich«.
16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.
18 So erbarmt er sich nun, über wen er will, und verstockt, wen er will.
19 Nun wirst du mich fragen: Warum tadelt er dann noch? Denn wer kann seinem Willen widerstehen?
20 Ja, o Mensch, wer bist denn du, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch das Gebilde zu dem, der es geformt hat: Warum hast du mich so gemacht?
21 Oder hat nicht der Töpfer Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre, das andere zur Unehre zu machen?

Römer 9,10-21

Dieser Abschnitt ist recht deutlich und sagt, dass Gott Menschen geschaffen und sie erwählt hat (Gefäß zur Ehre). Alle anderen hat Er nicht erwählt (Gefäß zur Unehre). Deshalb ist Gott aber nicht ungerecht. Gott hat nur die Erwählten im Blick, die Seine Kinder sind. Die Nicht-Erwählten werden von Ihm zwar auch gesehen, aber nicht zu sich gerufen. Zu diesem Römer-Text passt ein Ausspruch Salomos aus dem Buch der Sprüche:

4 Alles hat der HERR zu seinem bestimmten Zweck gemacht, sogar den Gottlosen für den Tag des Unheils.

Sprüche 16,4

Salomo sagt hier das gleiche wie Paulus: Gott erschafft den einen Menschen für den Himmel, den anderen für die Hölle.

Fragen und Antworten

Kommen wir nun noch einmal zu den obigen Fragen und versuchen auf der Basis der “Erwählungstexte” eine Erklärung. Ich versuche einmal, mich in die Haut eines “Calvinisten” zu versetzen und diese Fragen von seiner Sicht aus zu beantworten. Calvin ist in seiner “Institutio” nicht auf das Schicksal der Nicht-Erwählten eingegangen. Er hatte nur die Erwählten im Blick.

Jeder calvinistische Prediger würde wahrscheinlich sagen, dass die Nicht-Erwählung lediglich die Abwesenheit von Erwählung bedeutet, wie Dunkelheit die Abwesenheit von Licht ist. Damit hat Gott nicht die Entscheidung für die Hölle der Ungläubigen getroffen, sondern lediglich den Himmel für die Erwählten.

Weil Gott den Erwählten einen Platz in Seinem Himmel schafft, ist er nicht ungerecht, nur weil die Nicht-Erwählten dort keinen Platz bekommen.

Mein Fazit

Ich muss dazu erwidern, dass man Gott unterstellen muss, nicht alle Menschen zu lieben. Wenn er auch die Nicht-Erwählten lieben würde, hätte Er sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Außerdem muss ich dann auch die Frage stellen, warum Gott überhaupt die Nicht-Erwählten geschaffen hat? Damit es spannender wird auf der Erde?

Calvinisten blenden komplett aus, dass Gott sehr bewusst entscheidet, wer zu Ihm kommen darf und wer nicht. Die Nicht-Erwählten haben dann eben Pech gehabt.

Wenn Israel allein von allen Völkern erwählt wurde, wurden alle anderen Völker nicht erwählt. Heißt das, dass dann nur Israel gerettet wird, alle anderen aber nicht? Was ist denn dann mit den Christen, die doch bekanntlich aus aller Herren Länder stammen und offensichtlich ebenfalls von Gott erwählt wurden? Die Erwählung des Volkes Israel wird übrigens von Calvin überhaupt nicht erwähnt.

Wenn ein Mensch nichts zu seiner Bekehrung beisteuern kann und sie nur einfach “über sich ergehen” lassen kann, weil Gott ja der einzig Aktive ist, muss ich mich auch fragen, ob die Erwählten nur Marionetten sind? Warum können sie dann überhaupt noch sündigen?

Soweit meine Einschätzung zu den Aussagen von Johannes Calvin und der Prediger, die ihm folgen. Nehmen wir uns einmal die Kehrseite vor, nämlich die …

Entscheidung des Menschen

4 Verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, und erkennst nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?

Römer 2,4

Der Mensch ist als Gottes Geschöpf verpflichtet, Gott zu suchen und Ihn als seinen Herrn anzuerkennen. Das kann er aber nicht von sich aus. Ohne Gott wird das nicht möglich sein. Wenn Gott ihn nicht direkt anspricht und ihn zu Sich zieht, hat kein Mensch die Chance, sich zu bekehren. Das trifft auf Erwählte wie Nicht-Erwählte zu. Darauf werde ich später noch zurück kommen.

20 Sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, sodass sie keine Entschuldigung haben.
21 Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.

Römer 1,20+21

Gott hat diese Welt geschaffen. Wer sich ein wenig mit der Schöpfung auseinander setzt und sich fragt, wie sie funktioniert, dem muss klar sein, dass es einen Schöpfer gibt. Ihm muss auch klar sein, dass dieser Schöpfer kein gewalttätiger und ungerechter Menschenhasser sein kann, sondern ein liebender und fürsorglicher Vater. Warum sonst hätte Er die Welt so perfekt, phantasievoll und schön geschaffen, wie sie ist?

9 Der Herr zögert nicht die Verheißung hinaus, wie etliche es für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, dass jemand verlorengehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe.

2. Petrus 3,9

Hier haben wir einen mächtigen Gegensatz zu den obigen Versen der Vorsehung Gottes. Gott wartet auf jeden Einzelnen. Er ruft jeden “Komm doch zu mir”. Weil so wenige auf diesen Ruf antworten, lässt er die Gläubigen länger mit der Erfüllung Seiner Prophetien warten, damit auch die Ungläubigen die Chance haben, Gottes Ruf zu beantworten und sich bekehren oder ihn abzulehnen.

11 Sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern daran, dass der Gottlose umkehre von seinem Weg und lebe! Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen! Warum wollt ihr sterben, o Haus Israel?

Hesekiel 33,11

4 [Gott] will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

1. Timotheus 2,4

Also: Gott will nicht, dass irgendein Mensch verloren geht. Alle sollen Ihn erkennen und Ihn als Herrn akzeptieren. Es ist unlogisch, dass Gott einerseits in den Himmel erwählt oder in die Hölle verwirft, aber gleichzeitig nicht will, dass jemand verloren geht. Wie passt das zusammen, wenn doch – so Calvin – Gott selbst dafür verantwortlich ist, dass jemand verloren geht?

Diese Verse reichen aus, um zu sehen, dass die Erwählung Gottes nicht der einzige Grund sein kann, warum ein Mensch gerettet wird oder verloren geht. Es muss auch die Entscheidung des Menschen eine Rolle spielen. Der Mensch muss also “ja” zu Jesus Christus und Seinem stellvertretenden Kreuzestod sagen. Das ist ja auch logisch, denn Gott hat den Menschen mit eigener Persönlichkeit und eigenem, freien Willen geschaffen. Gott will keine Maschinen oder Marionetten. Er will freie Menschen, die aus freier Entscheidung Ihn lieben, Ihm gehorchen und Ihm ihre Liebe zeigen.

Die Hölle war nie für den Menschen bestimmt

41 Dann wird er auch denen zur Linken sagen: Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist!

Matthäus 25,41

Wie bitte? Die Hölle ist bereitet dem Teufel und seinen Dämonen? Nicht für Menschen? Richtig. Gott wollte nie, dass irgend ein Mensch in die Hölle geht. Wir waren immer für das Leben bestimmt. Ein Gericht oder ewige Hölle hat Gott nie für uns Menschen vorbereitet. Er wollte schon immer, dass wir leben. Die Hölle war nur für den Satan und den Dämonen bestimmt.

Zwei widersprüchliche Aussagen in Gottes Wort …

Das ist jetzt schwer zu verstehen: Wie kann Gott einerseits Menschen vor Anbeginn der Zeit zum Himmel erwählen und damit andere Menschen für die Hölle bestimmen, aber andererseits nicht wollen, dass jemand verloren geht? Kann man das überhaupt vereinbaren? Mir ist bei diesen Gedanken folgender Ausspruch Gottes eingefallen, der vom Propheten Jesaja aufgeschrieben wurde:

8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr;
9 sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.

Jesaja 55,8+9

Gott ist der Schöpfer. Er hat uns Menschen erdacht und geschaffen. Wir sind Seine Geschöpfe und stehen deshalb weit unter Seinem Wesen und Seiner Intelligenz. Hier sagt Er, dass wir Seine Gedanken nicht nachvollziehen können. Es gibt in Seinem Handeln und Reden nun einmal scheinbare Widersprüche, die wir nicht verstehen können, aber trotzdem keine Widersprüche sind. Dieses Thema ist eines davon. Deshalb müssen wir diese Spannung aushalten und darauf vertrauen, dass Gott keine Fehler macht.

Der Apostel Paulus hatte mit diesen Gegensätzen überhaupt kein Problem. Ich habe oben Texte von ihm zitiert, die beide Seiten stärken. Im Römerbrief hat er Verse zu beiden Gegensätzen geschrieben. Ob Paulus einfach nur diesen Gegensatz verstanden und hingenommen hat oder er selbst eine Erklärung für diesen scheinbaren Widerspruch hatte, wissen wir nicht.

Ich persönlich lehne das calvinistische Denken ab. Der Gott der Bibel, den ich kennengelernt habe, hat alle Menschen im Blick. Er liebt alle Menschen. Vor etlichen Jahren gab es einen sehr schönen Spruch, mit dem manche Autos über die Straßen fuhren: “Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt”. Das bedeutet, dass Gott auch die Nicht-Erwählten liebt. Er will übrigens, dass auch sie sich bekehren. Einen wichtigen Vers der Bibel, der von Calvinisten gern “übersehen” wird, finden wir im ersten Brief des Apostel Johannes:

1 Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt! Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten;
2 und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.

1. Johannes 2,1+2

Jesus ist für die Sünde der ganzen Welt gestorben. Nicht nur für die wenigen, die Seinen Tod für sich persönlich akzeptieren. Ich kann nicht sehen, dass dieser Text anders zu verstehen ist, als er dort offensichtlich steht. Mich würden die Kommentare der Calvinisten zu diesem Vers interessieren.

Das Dramatische an der Aussage des Apostels Johannes ist: Jeder Mensch steht sündlos vor Gottes Thron am Ende der Zeit. Jesus hat für alle Sünden bezahlt. Die Nicht-Erwählten werden deshalb nicht wegen ihrer Sünde in die Hölle gehen, sondern weil sie nicht geglaubt haben. Sie haben Gottes Angebot abgelehnt.

… und ein Versuch der Lösung

Ich glaube nicht, dass wir diesen Widerspruch als “nicht lösbar” abhaken müssen. Ich denke vielmehr, dass es eine Möglichkeit gibt, diesen Widerspruch zu lösen, so dass wir Menschen ihn verstehen können. Meine Lösung mag vielleicht nicht punktgenau Gottes Denken treffen, aber sie ist ein Versuch, diesen Widerspruch für menschliches Denken verständlich aufzulösen. Ich möchte nun versuchen, im Folgenden beide Gegensätze zu vereinigen.

Lothar Gassmann hat einmal ein Bild beschrieben, um eine Lösung herbeizuführen: Alle Menschen stehen in einem Raum mit vielen Türen. An einer Tür steht der Name “Jesus Christus”. Geht ein Mensch durch diese Tür und dreht er sich um, dann sieht er auf der Rückseite der Tür: “Du bist erwählt”.

Dazu passt eine Lösung, mit der ich mir selbst diesen scheinbaren Widerspruch zu erklären versuche: Gott als Schöpfer von Zeit und Raum steht außerhalb der Schöpfung. Er ist deshalb zeitlos und kennt keine Zeit. Für Ihn sind Gegenwart und Zukunft gleichermaßen zu sehen. Aus diesem Grund kann Er uns Prophetien geben, die lange Zeit, bevor sie eingetroffen sind, aufgeschrieben wurden. Etwa ein Drittel des biblischen Textes besteht aus Prophetie.

 9 Gedenkt an das Frühere von der Urzeit her, dass Ich Gott bin und keiner sonst; ein Gott, dem keiner zu vergleichen ist.
10 Ich verkündige von Anfang an das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, werde ich vollbringen.

Jesaja 46,9+10

Weil Gott also ohne Zeit ist, kannte Er die Zukunft eines jeden Menschen ganz genau, noch bevor dieser Mensch geboren wurde. Er weiß auch, wer sich bekehren wird und wer nicht. Meine Lösung sieht deshalb so aus: Gott hat die Menschen erwählt, von denen Er wusste, dass sie sich zu ihm bekehren werden. Alle anderen hat er nicht erwählt, weil sie sich nie bekehren werden.

Dazu passt auch ein Ausspruch des Propheten Maleachi:

3 Ist nicht Esau Jakobs Bruder?, spricht der HERR. Dennoch habe ich Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehasst; und sein Gebirge habe ich zu einer Wildnis gemacht und sein Erbteil den Schakalen der Wüste gegeben.

Maleachi 1,3

Warum hat Gott Jakob und nicht Esau erwählt? Hat Er zufällig die richtige Entscheidung getroffen? Nein, Gottes Entscheidungen basieren auf Seinem Wissen um die Zukunft. Er wusste, dass Jakob Ihm folgen würde und Esau nicht. Deshalb hat Er Jakob erwählt.

Damit haben wir eine Umkehr zur Prädestinationslehre von Johannes Calvin: Die Menschen bekehren sich nicht deshalb nicht zu Gott, weil Er sie nicht erwählt hat – Gott hat sie nicht erwählt, weil sie sich nicht bekehren. Hier werden also Ursache und Wirkung miteinander vertauscht. Damit steht die Entscheidung des Menschen im Mittelpunkt und ist für die Erwählung entscheidend. Aus diesem Grund ist Gott nicht ungerecht, weil er Menschen zur Hölle erwählt hat, sondern weil sie nicht an Ihn glauben. Dennoch ist die Gnade Gottes entscheidend. Und damit komme ich zum vierten “Sola” …

Sola Gracia – Allein die Gnade

Dieser Grundsatz ist natürlich richtig. Ich will ihm auch nicht widersprechen – zumindest nicht vollständig.

29 Siehe, dies alles tut Gott zwei- oder dreimal mit dem Menschen,
30 um seine Seele vom Verderben zurückzuholen, damit sie erleuchtet werde mit dem Licht der Lebendigen.

Hiob 33,29-30

Die “Hauptlast” zu unserer Bekehrung trägt Gott. Durch Seinen Heiligen Geist werden Menschen zu Ihm gerufen. Wie wir im Buch Hiob lesen, gibt es im Leben eines jeden Menschen zwei oder drei Momente (manchmal auch mehr), in denen ein Mensch spürt: “Hier bin ich gemeint. Gott spricht zu mir. Jetzt muss ich mich entscheiden.” – und diese Entscheidung trifft er auch. Entweder er bekehrt sich zu Gott, öffnet Ihm sein Herz und nimmt Ihn als Herrn und Heiland an – oder er entscheidet “nichts”. Keine Entscheidung ist aber auch eine Entscheidung. Diese Entscheidung kann man nicht “auf die lange Bank” schieben. Sie muss sofort getroffen werden, denn sie kommt vielleicht nie wieder.

Irgendwann ist es vorbei. Dann fragt Gott nicht mehr. Damit geht dieser Mensch unweigerlich in die Hölle. Ein Beispiel dafür finden wir im zweiten Buch Mose: Der Pharao wird aufgefordert, das Volk Israel, das in Ägypten versklavt wurde, ziehen zu lassen.

Zuerst verstockt der Pharao sein Herz selbst (2. Mose 7,22; 2. Mose 8,11+15+28; 2. Mose 9,7+34). Danach verstockt Gott das Herz des Pharaos (2. Mose 9,12; 2. Mose 10,1+20+27). Gott gab dem Pharao Zeit, dem göttlichen Befehl zu gehorchen. Danach war Schluss. Gott selbst verstocke den Pharao, weshalb dieser sein Volk in den Untergang führte.

Wir lernen also daraus: Ein Mensch kann “ja” oder “nein” zu Gott sagen. Diese Entscheidung trifft er frei und unbeeinflusst von Gottes Willen oder Erwählung. Gott spricht mit Seinen Menschen – und zwar mit jedem Einzelnen. Jeder hat das schon einmal erlebt. Gottes Gnade für den Menschen ist, dass er mit uns spricht. Seine Gnade zeigt sich am freiwilligen und stellvertretenden Tod Seines Sohnes Jesus Christus am Kreuz. Dort wurden unsere Schulden beglichen. Wenn das keine Gnade ist, dann weiß ich nicht, was es sonst ist.

Ein Freund hat mir die Geschichte seiner Bekehrung erzählt: Er war in einem christlichen Vortrag. Am Ende wurde zur Entscheidung aufgerufen: “Wenn du Jesus folgen willst, komm nach vorne. Wir werden für dich beten.” Er spürte ganzu deutlich: Jetzt muss ich mich entscheiden. Gott ruft mich. Gleichzeitig spürte er aber auch den Satan, der ihn zurückhalten wollte. Er war gefangen zwischen zwei Mächten und wusste, dass er jetzt eine Entscheidung treffen musste. Weil er allein nicht gehen konnte, bat er einen Freund, mit ihm nach vorne zu gehen. Als er aufstand, war die “satanische Bremse” gelöst. Er hat sich bekehrt und ist heute ein fröhlicher Christ. Das bestätigt, was ich behaupte: Gott ruft uns durch Seinen Heiligen Geist zu sich. Die Entscheidung, ob wir zu Ihm gehören wollen, treffen wir allein.

Ein wichtiger Rat

Ich hatte bereits weiter oben den Text aus Jesaja zitiert, in dem Gott uns klar macht, dass wir Seine Gedanken nicht nachvollziehen können. Deshalb kann mein Versuch, eine Brücke zwischen den gegensätzlichen Bibelaussagen zu schlagen, nur ein Versuch bleiben. Was unser Herr wirklich denkt, werden wir wohl erst erfahren, wenn wir ihn persönlich fragen dürfen. Wahrscheinlich hat Gott eine ganz andere Lösung zu dieser Streitfrage.

Dabei ist es natürlich wichtig, den Anderen stehen zu lassen. So lange er ein gerettetes Gotteskind ist, das den stellvertretenden Kreuzestod Christi für sich persönlich angenommen hat, können wir als Geschwister darüber diskutieren, ohne unsere eigene Meinung als absolut und als die einzig Richtige darzustellen. Mit anderen Worten: Wir dürfen darüber diskutieren, aber nicht streiten. Deshalb ist dieser Artikel lediglich ein Versuch, dieses Thema zu behandeln und dabei die biblischen Aussagen zu vereinen. Den eines ist klar: Gottes Wort hat keine Widersprüche oder Irrtümer.