Jesu Geburtsjahr und Kreuzigungsdatum

Wann wurde Jesus geboren? Wann wurde er gekreuzigt? Diese Fragen sind nicht glaubensrelevant und an das „richtige“ Datum zu glauben ist nicht heilsentscheidend. Aber trotzdem ist eine Antwort für manche Christen interessant. Immerhin ist Jesus eine reale Person, die als Mensch geboren und gestorben, als Sohn Gottes auferstanden ist und in den Himmel zurückging, aus dem er urspünglich kam. Ich gehe hier auf verschiedene Theorien ein.

Geburtsjahr: 2 v. Chr.

Tiberius wurde 14 n. Chr. Kaiser, Johannes begann seinen Dienst im Jahr 29 n. Chr.

Aber im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Stattalter von Judäa war … erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste …

Lukas 3, 1-2

Jesus trat kurz nach Johannes auf. Er war fast 30 Jahre alt.

Und Jesus war ungefähr dreißig Jahre alt, als er begann …

Lukas 3, 23

Das griechische Wort „archomai“, das hier steht, bedeutet „begann“ (von „arche“= Anfang, Start), also eigentlich: „er begann, dreißig Jahre alt zu werden“. Das bedeutet, Jesus war Ende 29 Jahre / Anfang 30 Jahre alt, also im Jahr 29 oder 30 n. Chr. Damit ist recht deutlich gesagt, dass er nicht älter gewesen sein kann.

Johannes war 6 Monate älter als Jesus:

Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas namens Nazareth gesandt

Lukas 1, 26

Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat auch einen Sohn empfangen in ihrem Alter und ist jetzt im sechsten Monat, sie, die vorher unfruchtbar genannt wurde.

Lukas 1, 36

Johannes war also 30 Jahre alt, als er von Gott berufen wurde. Weil er als Wegbereiter des Messias logischerweise vor Jesus aktiv wurde, kann es nicht sein, dass Jesus – wie einige Historiker behaupten – im Jahr 4 oder sogar 7 v. Chr. geboren wurde. Denn dann hätte Jesus seinen Dienst vor Johannes begonnen. Die Kreuzigung wäre sogar schon Geschichte gewesen, als Johannes im Jahr 29 n. Chr. seine Verkündigung begann. Damit wäre sein Dienst überflüssig gewesen. Nein: Jesus wurde im Jahr 2 v. Chr. geboren und begann seine Verkündigung im Jahr 29 oder 30 n. Chr. Nur das macht Sinn. Damit stimmen – nebenbei bemerkt – auch die Behauptungen nicht, Herodes sei 4 v. Chr. gestorben. Dazu komme ich noch.

Jesus wurde also 1 v. Chr. (astronomisch), 2 v. Chr. (historisch) geboren. Die unterschiedlichen Jahreszahlen liegen daran, dass es astronomisch das Jahr 0 (Null) gibt, nicht jedoch historisch. Nach 1 vor Christus folgt 1 nach Christus.

„…dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging…”

Augustus erließ eine Verordnung, dass alle Bewohner seines Reiches sich in Listen einschreiben lassen mussten. Das war die erste Zählung dieser Art, die es je (zumindest in Israel) gegeben hat.

[1] Es begab sich aber in jenen Tagen, dass ein Befehl ausging von dem Kaiser Augustus, dass der ganze Erdkreis sich erfassen lassen sollte.
[2] Diese Erfassung war die erste und geschah, als Kyrenius Statthalter in Syrien war.

Lukas 2, 1-2

Der Begriff der Zählung macht etwas Schwierigkeiten. Eine Steuerschätzung und deshalb Eintrag in Steuerlisten kann es nicht gewesen sein, denn die gab es vorher schon. Außerdem benutzt Lukas das Wort „apographe“ – Eintragung, Aufzeichnung, Luther: Schätzung. Eine Steuerliste wäre lt. Roger Liebi „apotimesis“. Leider habe ich dieses Wort nicht gefunden. In meinem Wörterbuch steht es nicht und Google übersetzt kein Altgriechisch. Weil Liebi aber ein hervorragender Kenner der biblischen Sprachen ist, unterstelle ich, dass seine Bezeichnung richtig ist. Also: Die Liste, von der Lukas spricht, kann keine Steuerliste sein, sie muss eine andere Bedeutung gehabt haben.

Augustus wurde am 5. Februar 2 v. Chr. Zum „Pater Patriae“ (Vater des Vaterlandes) ausgerufen. Wenn wir annehmen, dass er von allen Bewohner des Römischen Reiches einen Treueeid forderte, könnte dieser in Listen erfasst worden sein. Also könnte es sich um diese Listen gehandelt haben, wenn vor ihm noch niemand diesen Treueeid forderte. Ob zu dem Anlass der Titelverleihung überhaupt jemals eine Volkszählung oder Eintragung in Listen veranlasst wurde, konnte ich nicht feststellen.

Der Titel „Pater Patriae“ wurden vor Augustus schon anderen Herrschern verliehen, der letzte vor ihm war Gaius Julius Cäsar im Jahr 45 v. Chr. Zu dieser Zeit war Israel bereits römisches Herrschaftsgebiet. Wenn man unterstellt, Lukas hat mit seiner Aussage „diese Schätzung war die allererste“ (Luther-Übersetzung) tatsächlich die Eintragung in Listen zum Treueeid gemeint, dürfte zu Cäsars Zeiten keine stattgefunden haben. Entweder, weil Cäsar ein Jahr später ermordet wurde und sich damit der Treueeid erledigt hatte, oder weil er einfach keine entsprechende Verordnung erließ. Auf jeden Fall wurde sie in Israel nicht durchgeführt. Bis zur Machtübernahme von Augustus (der damals noch Octavian hieß) war Israel in ständig wechselnden Kämpfen (u.a. dem ptolomäischen Krieg, der mit dem Tod Kleopatras endete, und dem 100-jährigen römischen Bürgerkrieg) auf unterschiedlichen Seiten eingebunden. In diesen unruhigen Zeiten wäre eine Volkszählung wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen.

Das ist aber nur Spekulation. Gesichert wissen wir nicht, welche Zählung Lukas tatsächlich meinte. Die Erklärung wäre aber recht gut und würde vor allem zeitlich zum Geburtsjahr Jesu passen. Ich lasse sie deshalb als Erklärung gelten.

Geburtsmonat: August, September 2 v. Chr.

Die folgende Information stammt aus einem Vortrag von Roger Liebi

Die Priester sind in 24 Klassen unterteilt (1. Chronik 24), die Klasse Abija ist die 8. Klasse.

Für Hakkoz das siebte (Los), für Abija das achte (Los)

1. Chronik 24, 10

Das Jahr beginnt mit dem Monat Nisan (ca. Mitte März / April) mit dem Passahfest, hier hat die erste Priesterklasse Dienst. Abwechselnd versieht der Reihe nach jede Klasse für eine Woche ihren Dienst. An den Pilgerfesten Passah, Pfingsten und Sukkot (Laubhüttenfest) waren alle Priesterklassen anwesend.

Dieser Monat (= Nisan) soll für euch der Anfangsmonat sein, er sei euch der erste von den Monaten des Jahres!

2. Mose 12, 1

Berücksichtigt man Passah und Pfingsten (7 Wochen später), hatte die 8. Klasse Abija 10 Wochen nach Passah im Mai / Juni Dienst. Für diesen Dienst wurde Zacharias aus der Priesterklasse Abija ausgelost, Ende Mai / Ende Juni wurde Elisabeth schwanger.

Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein Priester mit Namen Zacharias, aus der Abteilung des Abija…

Lukas 1, 5

Maria wurde 6 Monate nach Elisabeth schwanger, also im November / Dezember 3 v. Chr.

Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, auch sie erwartet einen Sohn in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat bei ihr, die unfruchtbar genannt war.

Lukas 1, 36

Neun Monate danach im August / September des nächsten Jahres (2 v. Chr.) wurde Jesus geboren. Nirgendwo in der Bibel steht die Jahreszeit. Der 24. Dezember wurde gewählt, weil er acht Tage vor Neujahr liegt. Am achten Tag findet die Beschneidung statt. An diesem Tag beginnt mit der Beschneidung nach israelischem Verständnis offiziell das Leben eines Jungen. Man wollte mit der Festlegung auf den 24. Dezember feststellen, dass am achten Tag nach der Geburt das Leben des Messias und damit auch das neue Jahr begann. Das passt ja auch zu seinem Namen: Im Griechischen ist der Zahlwert des Namens Jesus 888. Die Zahl acht bedeutet „Neuanfang“. Nebenbei bemerkt war es deshalb auch kein Zufall, dass Noah der achte Patriarch war, acht Personen in der Arche überlebten und David der achte Sohn Isais war. Gott hat mit ihnen einen Neuanfang gemacht.

Das Todesjahr von Herodes dem Großen

Als Jesus geboren wurde, lebte Herodes der Große noch. Er war für den Kindermord in Bethlehem verantwortlich.

Da ergrimmte Herodes sehr, als er sah, dass er von den Weisen hintergangen worden war; und er sandte hin und ließ alle Jungen töten, die in Bethlehem und in seinem ganzen Gebiet waren, von zwei Jahren und darunter…

Matthäus 1, 16

Herodes muss also im Jahr 2 v. Chr. noch gelebt haben. Dem widerspricht jedoch das „offizielle“ Todesjahr Herodes, das lt. Wikipedia das Jahr 4 v. Chr. war. Auch verschiedene Historiker behaupten, „sicher zu wissen“, dass Herodes im Jahr 4 v. Chr. gestorben sei.

In seiner Ausarbeitung bringt Ruggero Sangalli (http://www.katholisches.info/2011/01/in-welchem-jahr-starb-herodes/) folgende Argumente vor:

  • Aus römischen Schriften geht hervor, dass Kaiser Augustus im Jahr 19 v. Chr. Syrien besucht hat. Dies war Herodes’ 15. Regierungsjahr. Da Herodes’ Regierungszeit gemäß der selben Quelle 34 Jahre betrug, muss er also nach dem Besuch noch 19 Jahre regiert haben, also bis zum Jahr 1 v. Chr. oder 1 n. Chr.
  • Lt. Josephus Flavius starb Herodes ca. zwei Wochen nach einer Mondfinsternis und wurde vor dem danach folgenden Passahfest beerdigt. Die im Jahr 4 v. Chr. stattgefundene Mondfinsternis (auf die sich Historiker berufen) fiel nach dem Julianischen Kalender auf den 13. März 4 v. Chr., Passah war am 12. April. Josephus Flavius erzählt, dass am Tag der Mondfinsternis zwei Rabbiner durch ein von Herodes einberufenes Gericht zum Tode verurteilt und durch Verbrennung hingerichtet wurden. Sie hätten einen römischen Adler zerstört, den Herodes an der Außenmauer des Tempels hat anbringen lassen.

    Der 13. März fiel im Jahr 4 v. Chr. auf den 14. Adar, also das Purimfest, ein hohes jüdisches Fest. An diesem Tag hätte Herodes niemals ein Gericht einberufen und zwei Menschen durch Verbrennung hinrichten können. Er hätte einen Volksaufstand provoziert, weil am Purimfest auch Bildnisse von Haman verbrannt wurden (s. die Geschichte von Esther). Anmerkung: Die Mondfinsternis am 13. März 4. V. Chr. war partiell, in der der Mond nur zu 32 % in den Kernschatten der Erde eintrat (Quelle: www.der-mond.de). Er war also noch recht hell. Die von Historikern favorisierte Mondfinsternis am 13. März 4 v. Chr. kann es nicht gewesen sein.
  • Die nächste Mondfinsternis war eine totale und fand am 10. Januar 1 v. Chr. statt, die darauf folgende war eine partielle (Anmerkung: 58 %) am 29. Dezember. Beide Todestage (24. Januar 1 v. Chr. oder 12. Januar 1 n. Chr.) sind möglich und passen zum Geburtsjahr Jesu.

Herodes hätte also im Jahr 2 v. Chr., dem Geburtsjahr Jesu, den Kindermord begehen können. Auch die Hinrichtung der Rabbiner wäre an beiden Mondfinsternissen möglich gewesen.

Wenn Herodes im Jahr 1 v. Chr. oder 1 n. Chr. starb, passen die biblischen Zahlen zusammen und widersprechen nicht den historischen Belegen.

Außerdem hätte sich der Mönch Dionysius Exiguus, der 525 das Geburtsjahr Jesu auf das 754. nach der Gründung Roms (1 v. Chr.) festlegte, nur um ein Jahr verrechnet.

Fazit zu Herodes’ Todesjahr

Wikipedia berücksichtigt die Bibel als historisches (und zeitgenössisches) Dokument aus der Zeit Jesu nicht und hält – offensichtlich aus ideologischen Gründen, um die Bibel ins Unrecht zu setzen – am Jahr 4 v. Chr. als Todesjahr Herodes’ fest (http://de.wikipedia.org/wiki/Herodes).

In diesem Punkt sind Bibel und Wissenschaft uneins. Weil das Geburtsjahr im Lukasevangelium so eindeutig genannt wurde, ist es keine Frage der Interpretation oder Bibelauslegung. Hier kann ich also nur zu dem Schluss kommen, dass die Wissenschaft noch ihre Hausaufgaben machen muss.

Kreuzigung

Über das Datum der Kreuzigung wird viel spekuliert. Ich untersuche zwei Theorien, die in meinen Augen die größten Chancen haben, das richtige Datum zu treffen.

Datum nach Sir Robert Anderson: 11. April 32 n. Chr.

So sollst du denn erkennen und verstehen: Von dem Zeitpunkt an, als das Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen und 62 Wochen. Und Platz und Stadtgraben werden wiederhergestellt und gebaut sein und zwar in der Bedrängnis der Zeiten.

Daniel 9, 25 (Schlachter)

So sollst du denn erkennen und verstehen: Von dem ⟨Zeitpunkt an, als das⟩ Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen. Und 62 Wochen ⟨lang⟩ werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und gebaut sein, und zwar in der Bedrängnis der Zeiten.

Daniel 9, 25 (Elberfelder)

Eine Prophetie Daniels beschreibt, dass der Messias 7+62=69 Jahrwochen (= 483 Jahre) nach dem Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems als König auftritt, bevor er ermordet wird. Je nach Übersetzung kann offensichtlich der Urtext unterschiedlich übersetzt werden. Nach Schlachter 2000 liegen 7+62 Jahrwochen zwischen dem Erlass zum Aufbau Jerusalems und dem Erscheinen Jesu als Messias.

Die Elberfelder nennt 7 Jahrwochen. Dann hätte Jesus bereits 49 Jahre nach dem Erlass erscheinen müssen. Weil der Befehl zum Wiederaufbau im Jahr 445 v. Chr. (bzw. 444 v. Chr., dazu später mehr) erlassen wurde, hätte Jesus im Jahr 396 bzw. 395 v. Chr. auftreten müssen. Weil das nicht der Fall war, müssen wir die Schlachter-Übersetzung als die richtige ansehen. Der Fehler ist offensichtlich den Übersetzern der Elberfelder Bibel bereits aufgefallen: In der Onlinebibel www.csv-bibel.de wurde der Text aus Daniel korrigiert. Er gibt nun den gleichen Zeitraum wie die Schlachterbibel an.

1: Und es geschah im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahr des Königs Artahsasta [= Ataxerxes], (…)
5: … Wenn es dem König gefällt, und wenn dein Knecht wohlgefällig vor dir ist, so wollest du mich nach Juda senden zu der Stadt der Gräber meiner Väter, damit ich sie wieder aufbaue! (…)
7: Und ich sagte zum König: Wenn es dem König gefällt, dann gebe man mir Briefe an die Statthalter jenseits des Stromes mit, damit sie mich durchziehen lassen, bis ich nach Juda komme,
8: dazu einen Brief an Asaf, den Hüter über den Forst des Königs, damit er mir Holz gibt, dass ich die Tore der Burg, die zum Tempelhaus gehört, aus Balken bauen kann und für die Mauer der Stadt und für das Haus, in das ich einziehen will. Und der König gewährte es mir…

Aus Nehemia 2

Lt. Nehemia 2 wurde der Befehl zum Wiederaufbau durch König Ataxerxes (wird in der Bibel Artahsasta genannt) im Monat Nisan in dessen 20. Regierungsjahr gegeben. Dies war lt. Robert Anderson das Jahr 445 v. Chr.

Sir Robert Anderson errechnete das Datum der Kreuzigung wie folgt:

  • Der 1. Nisan im Jahr 445 v. Chr. war der 14. März.
  • In der Prophetie hat ein Monat 30 Tage, das Jahr 360 Tage, unabhängig von der tatsächlichen Länge des Jahres.
  • Anderson kam auf einen Zeitraum von 173.880 Tagen (69 x 7 Jahre x 12 Monate x 30 Tage).
  • Vom 14. März 445 v. Chr. an endet der Zeitraum von 173.880 Tagen am 6. April 32 n. Chr. Dies sei im jüdischen Kalender der 10. Nisan. Laut Anderson ist dies der Palmsonntag, an dem Jesus in Jerusalem als König einritt, fünf Tage bevor er gekreuzigt wurde.

Der 10. Nisan (=Palmsonntag) war der Tag, an dem das Passahlamm ausgesondert wurde:

Redet zur ganzen Gemeinde Israel und sagt: Am Zehnten dieses Monats [Nisan], da nehmt euch ein jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, je ein Lamm für das Haus!

2. Mose 12, 3

Die Kreuzigung Jesu fand am 15. Nisan (= Passah / Karfreitag) statt.

Dieses Datum stimmt auch sehr gut mit den eingangs erwähnten Texten aus dem Lukasevangelium überein, nach dem Jesus seinen Dienst im Jahr 29 n. Chr. begann. Drei Jahre später, also im Jahr 32 n. Chr., wurde er gekreuzigt.

Ich errechne für den genannten Zeitraum zwei Tage mehr, also 173.882 Tage. Allerdings scheinen Sir Robert Anderson einige Fehler unterlaufen zu sein:

Das Datum des Passahfests

Der 1. Nisan 445 v. Chr. war am 13. März, also einen Tag früher als von Anderson angegeben. Der 15. Nisan 32 n. Chr. fiel auf den 14. April, der Palmsonntag damit auf den 9. April, also 3 Tage später als von Anderson angegeben.

Dadurch haben wir einen Zeitraum von 173.886 Tagen, sechs Tage mehr als von Robert Anderson errechnet. Das ist allerdings immer noch recht genau an dem von Daniel genannten Zeitraum und hat für die Beurteilung der Theorie keine Bedeutung.

Der Wochentag

Aus den Evangelien ist eindeutig zu entnehmen, dass der Kreuzigungstag – und damit das Passah – an einem Freitag stattfanden.

Und als es schon Abend geworden war (es war nämlich Rüsttag, das ist der Tag vor dem Sabbat …

Markus 15, 42

Und es war Rüsttag, und der Sabbat brach an.

Lukas 23, 54

Weil es Rüsttag war – jener Sabbat war nämlich ein hoher Festtag

Johannes 19, 31

Sir Robert Anderson scheint das zwar berücksichtigt zu haben, weil der von ihm errechnete 11. April 32 tatsächlich ein Freitag war, allerdings nicht der richtige Tag des Passahfestes: Im Jahr 32 fiel Passah auf den 14. April 32, das war ein Montag.

Die Regierungszeit Ataxerxes‘

In Babylon beginnt die Regierung eines Königs erst nach dem Akzessionsjahr. Ataxerxes‘ 20. Regierungsjahr war also nicht 445, sondern 444 v. Chr. Damit stimmt die Berechnung von Anderson um ein ganzes Jahr nicht.

Datum nach Sir Isaac Newton: 3. April 33 n. Chr.

Sir Isaak Newton hat berücksichtigt, dass der 15. Nisan auf einen Freitag fallen muss und deshalb verschiedene Jahre – auch das von Anderson favorisierte Jahr 32 – ausgeschlossen. Allerdings hat er die Tage nicht berechnet, die laut Daniel 9 zwischen Erlass zum Aufbau und Palmsonntag vergehen müssen. Also hole ich das nach:

Der 1. Nisan 444 v. Chr. war am 1. April. Palmsonntag war am 29. März 33 n. Chr. Die Zeit zwischen diesen beiden Tagen beträgt 173.855 Tage. Da haben wir zwar noch eine Differenz, die diese Theorie unwahrscheinlicher macht, aber dennoch ist das Datum von Newton genauer, weil der 3. April 33 n. Chr. auf einen Freitag fiel und der Beginn der Regierung Ataxerxes‘ stimmt.

Wann fand denn nun die Kreuzigung statt?

Ich gebe zu: Ich war bisher immer ein Verfechter der Theorie von Sir Robert Anderson. Wenn ich allerdings die angegebenen Unklarheiten berücksichtige, bin ich doch auf das Datum von Sir Isaac Newton „umgeschwenkt“. Der Zeitraum zwischen Erlass und Palmsonntag entspricht zwar bei Newton nicht so genau wie bei Anderson der Prophetie Daniels, dafür ist das Kreuzigungsdatum wahrscheinlicher.

Meine Berechnung der Tage habe ich am Ende des Textes aufgelistet.

Zeitpunkt des Passahmahls

Warum hat Jesus das Passahmal vorverlegt?

Zum Ablauf der Ereignisse in der Woche zwischen Palmsonntag und Karfreitag verweise ich auf die Seite „Die Woche vor Passah“.

Jesus feiert am Abend vor der Kreuzigung mit seinen Jüngern Passah.

Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passahmahl mit euch zu essen, ehe ich leide.

Lukas 22, 15

Sie (=“Juden“ gem. Verse 31 und 38) führen nun Jesus von Kaiphas in das Prätorium; es war aber frühmorgens. Und sie gingen nicht hinein in das Prätoirium, damit sie sich nicht verunreinigten, sondern das Passahmahl essen konnten.

Johannes 18, 28

Die Kreuzigung einen Tag später fand ebenfalls zu Passah statt. Während die Passahlämmer geschlachtet wurden, starb Jesus – das Lamm Gottes – am Kreuz. Wie passt das zusammen? Wie konnte Jesus einen Tag früher Passah feiern als die Pharisäer und Sadduzäer? Gab es denn zwei Tage?

Als Erklärung gibt es verschiedene Theorien:

Theorie 1: Unterschiedliche Kalender

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Abendmahl_Jesu)

Historiker behaupten, in Israel gab es unterschiedliche Kalender, nach denen gefeiert wurde: den ägyptischen Mondkalender, der aus Ägypten mitgenommen wurde und den babylonischen aus der Babylonischen Gefangenschaft. Wegen unterschiedlicher Auslegung des Zeitpunkts des Neumonds differieren beide um ca. 30 Stunden.

Allerdings geht diese Theorie nicht darauf ein, dass dann ja auch die anderen Feste an zwei aufeinander folgenden Tagen hätten gefeiert werden müssen.

Diese Theorie habe ich unter der Überschrift “Kritik an der historischen Forschung” näher untersucht.

Theorie 2: Unterschiedliche Festzeiten

(Quelle: „Passahmahl und Abendmahl“ von Heike Schüller https://books.google.de/books?id=G1LTBgAAQBAJ&pg=PT20&lpg=PT20&ots=a0dCVsKZcc&focus=viewport&dq=passahmahl+pharis%C3%A4er+sadduz%C3%A4er&hl=de)

Pharisäer und Sadduzäer feierten zu unterschiedlichen Zeitpunkten Passah, weil sie die Bibel unterschiedlich auslegten.

Im jüdischen Kalender beginnt ein Tag bei Sonnenuntergang (ca. 18 Uhr). Der 15. Nisan beginnt also am Abend des 14. und endet am 15. bei Sonnenuntergang. Entweder findet das Schlachten der Lämmer oder der Verzehr nicht am 15. Nisan statt. Also sagt die genannte Theorie:

  • Die Pharisäer feierten das Passahmahl:
    Schlachten des Lammes am 14. Nisan und Essen nach Sonnenuntergang, also am 15. Nisan.
  • Die Sadduzäer feierten das Passahmal einen Tag später:
    Schlachten des Lammes am 15. Nisan und Essen nach Sonnenuntergang, also am 16. Nisan.

Weil Jesus in seinem Glauben den Pharisäern verwandt war, feierte er am 14. Nisam das Passah.

Denn die Sadduzäer sagen, es gebe keine Auferstehung noch Engel noch Geist; die Pharisäer aber bekennen beides.

Apostelgeschichte 23, 8

Theorie 3: Passah vom 15. bis 22. Nisan

(Quelle: http://www.zentralratderjuden.de/judentum/feiertage/)

Auf der Homepage des Zentralrats der Juden heißt es: „Pessach wird acht Tage lang, vom 15. bis zum 22. Nisan, begangen…“

Wenn wir Passah historisch-biblisch betrachten, haben die Israeliten am Vorabend vor dem Auszug (= 14. Nisan) Passah gefeiert: Ein Lamm wurde geschlachtet und am Abend gegessen.

… und ihr sollt es (=das Passahlamm) aufbewahren bis zum vierzehnten Tag dieses Monats (=Nisan). Und die ganze Versammlung der Gemeinde Israels soll es zur Abendzeit schächten …

2. Mose 12, 6

Der 15. Nisan war der Tag des Auszugs.

Das Fest der ungesäuerten Brote begann mit Passah, also am 14. Nisan:

[14] Und dieser Tag soll euch zum Gedenken sein, und ihr sollt ihn feiern als ein Fest des HERRN bei euren [künftigen] Geschlechtern; als ewige Ordnung sollt ihr ihn feiern.
[15] Sieben Tage lang sollt ihr ungesäuertes Brot essen; darum sollt ihr am ersten Tag den Sauerteig aus euren Häusern hinwegtun. Denn wer gesäuertes Brot isst vom ersten Tag an bis zum siebten Tag, dessen Seele soll ausgerottet werden aus Israel!
[16] Und ihr sollt am ersten Tag eine heilige Versammlung halten, ebenso am siebten Tag eine heilige Versammlung. Keine Arbeit sollt ihr an diesen [Tagen] tun; nur was jeder zur Speise nötig hat, das allein darf von euch zubereitet werden.
[17] Und haltet das Fest der ungesäuerten Brote! Denn eben an diesem Tag habe ich eure Heerscharen aus dem Land Ägypten herausgeführt; darum sollt ihr diesen Tag als ewige Ordnung einhalten bei euren [künftigen] Geschlechtern.
[18] Am vierzehnten Tag des ersten Monats, am Abend, sollt ihr ungesäuertes Brot essen bis zum einundzwanzigsten Tag des Monats, am Abend.
[19] Sieben Tage lang darf sich kein Sauerteig in euren Häusern finden. Denn wer gesäuertes Brot isst, dessen Seele soll ausgerottet werden aus der Gemeinde Israels, er sei ein Fremdling oder ein Einheimischer im Land. [20] So esst kein gesäuertes Brot; überall, wo ihr wohnt, sollt ihr ungesäuertes Brot essen!

2. Mose 12, 14-20

Passah wird nur an einem Abend gefeiert und ist gleichzeitig der Beginn des 8-tägigen Festes der ungesäuerten Brote (Mazzot). Heute – und warscheinlich auch zur Zeit Jesu – werden beide Feste als Passah gefeiert, allerdings vom 15. bis 22. Nisan, nicht – wie im 2. Mose beschrieben – vom 14. bis 21. Nisan.

Der Tag beginnt am Abend des Vortags und endet am Abend, deshalb beginnt der 15. Nisan am Abend des 14. Hier könnte der Unterschied begründet sein: Gott befiehlt, das Passah „am vierzehnten Tag zur Abendzeit“ (Elberfelder: „zwischen den Abenden“) zu schlachten. Das kann zu Beginn oder auch zum Ende des 14. Nisan gewesen sein. Vielleicht hat Jesus sogar – als Gottes Sohn wusste er es – den richtigen Tag als Passah gewählt, während das übrige Volk am 15. mit der Feier begann, also einen Tag später.

Unberücksichtigte Theorie: Passah am Mittwoch

Eine letzte Theorie, die ich bei den Recherchen gefunden habe, behauptet, Jesu habe mit seinen Jüngern bereits am Mittwoch das Passahmal gefeiert. Die Zeit von Donnerstag Abend bis Freitag Früh sei für die beschriebenen Ereignisse zu kurz (Verhör vor dem Sanhedrin, Verhör bei Pilatus, Verhör bei Herodes, Freigabe des Barnabas, Geißelung und Kreuzigung). Außerdem hätten in der Nacht keine Befragungen stattfinden dürfen. Diese Theorie beantwortet unsere Frage nicht, wird aber von einigen populären Zeitschriften veröffentlicht, weshalb ich auf sie eingehe.

Ja, die Zeit ist in der Tat knapp, aber wir wissen nicht, wie lange das einzelne Verhör gedauert hat. Herodes hat für Jesus nicht viel Zeit aufgewendet, weil er ihn lediglich als Zeitvertreib betrachtete. Außerdem hat Jesus mit ihm nicht geredet, weshalb er schnell sein Interesse an seinem “Spielzeug” verlor. Pilatus war wohl etwas gründlicher, aber als Römer hatte er für ein jüdisches Leben nicht viel gegeben. Außerdem war es ihm wichtiger, sich wegen der problematischen Vergangenheit mit den Hohepriestern keinen Fehler zu leisten. Immerhin hatte er von Augustus bereits einen Verweis erhalten und wäre beim nächsten jüdischen Aufstand von Leben und Posten abberufen worden. Ihm war beides sicher wichtiger, als dem Urteil eines jüdischen Wanderpredigers die notwendige Sorgfalt zukommen zu lassen. Allerdings hat ihm das nichts genützt: sechs Jahre später ist ihm genau das passiert. Pilatus beging Selbstmord, wahrscheinlich auf Drängen des Kaisers Tiberius hin.

Dass der Hohepriester sich nicht nach Recht und Gesetz gerichtet hat, ist schon an der gesamten Vorgehensweise der Verhaftung mitten in der Nacht und auch des Verhörs mit falschen Zeugen zu erkennen. Die Kreuzigung war kein ordentliches Gericht – sie war Mord an einem Unschuldigen. Wer, um Macht zu erhalten, bereit ist, einen Mord zu begehen – und nicht einmal vor einem Mord an dem offensichtlichen Messias zurückschreckt – der schert sich nicht um die „Kleinigkeit“ von rechtens zusammengerufenen Gerichten.

Diese Theorie verschweigt außerdem, dass dann ja zwischen Jesu Passah und dem des Volkes zwei Tage gelegen haben. Logischerweise werden die Gründe dafür auch gar nicht erklärt.

Welche Theorie ist richtig?

Wie bereits erwähnt, berücksichtige ich die vierte Theorie überhaupt nicht, weil sie mir zu unwahrscheinlich ist und auch der kirchlichen wie jüdischen Überlieferung widerspricht. Außerdem beantwortet sie nicht die eigentliche Frage.

Wegen der ständigen Angriffe der Historiker auf die israelische Geschichte und Kultur verwerfe ich die Theorie, in Israel habe man zur Zeit Jesu nach zwei Kalendern gelebt. Es erscheint mir auch unwahrscheinlich, weil ein Volk in der Regel eine Kultur und eine Sprache hat – und natürlich auch einen Kalender, um die Feste im gesamten Land am selben Tag zu feiern. Das gilt selbstverständlich auch für das Volk Israel, dem Historiker gern die eigene Kultur absprechen.

Bei der zweiten Theorien kann ich nicht beurteilen, ob sie richtig oder wahrscheinlich ist: Passah wurde von Pharisäern und Sadduzäern an zwei Tagen gefeiert. Das ist natürlich möglich. Ich unterstelle der Schriftstellerin auch eine sorgfältige Recherche.
Wie weit die Festlegung von verschiedenen Daten für das Passahfest durch Pharisäer und Sadduzäer belegt sind, kann ich nicht beurteilen. Nach Aussage der genannten Quelle scheinen Theologen dies zu bestätigen. Allerdings habe ich diese Aussage sonst nirgendwo gefunden.
Jesus starb am Freitag, also an dem Tag, an dem die Sadduzäer ihre Passahlämmer schlachteten. Das Schlachten von Passahlämmern an zwei Tagen ist nicht überliefert. Vielleicht hat sich das Volk nach dem Sanhedrin gerichtet, der zu dieser Zeit zum großen Teil aus Sadduzäern bestand:

Der Hohepriester aber trat auf und alle, die mit ihm waren, nämlich die Sekte der Sadduzäer, und wurden von Eifersucht erfüllt

Apostelgeschichte 5, 17

Ich vermute stark, dass die dritte Theorie (Juden feiern am 15. Nisan Passah) die richtige ist: Jesus hat das Passah gefeiert, wie es im Gesetz festgelegt wurde. Die Juden haben vielleicht aufgrund der langen Zeit, in der kein Passah gefeiert wurde, “vergessen”, wann das Fest stattfindet und es deshalb um einen Tag verschoben.

Auf jeden Fall steht fest, dass Jesus nie gegen Gottes Gebote zum Passahmahl verstoßen hätte. Auch die Jünger hätten als gläubige Juden gegen einen falschen Tag protestiert. Der von Jesus gewählte Tag muss also zumindest erlaubt gewesen sein. Ein Verstoß gegen das Passahgebot wäre für Jesus überhaupt nicht in Frage gekommen.

Mir persönlich erscheint die verbleibende Theorie recht logisch: Das Volk hat aus Tradition am 15. Nisan Passah gefeiert, Jesus aus biblischem Grund am 14. Vielleicht war dieser Tag auch den Jüngern vertraut – es war ja nicht das erste Passah, das sie mit ihm feierten – weshalb es keine Diskussion gab.

Exkurs: Kritik an der historischen Forschung

Wenn man versucht, Israel in der historischen Forschung zu finden, erfährt man, dass die israelische Kultur eigentlich erst während der babylonischen Gefangenschaft begonnen haben soll: Die Israeliten haben dort erst schreiben gelernt (z. B. sollen die Bücher Moses erst in dieser Zeit entstanden sein), die zehn Gebote seien von den Babylonischen Gebräuchen übernommen worden, selbst den Kalender mussten sie sich zuerst aus Ägypten, später aus Babylon mitbringen. Eigene Entdeckungen, Entwicklungen oder Kultur der Israeliten wird in der historischen Forschung noch nicht einmal vermutet. Solche Behauptungen hinterlassen bei mir immer einen schalen – weil antisemitischen – Nachgeschmack.

Was meines Wissens überhaupt nicht berücksichtigt wird:
Israel war ein hochentwickeltes und -zivilisiertes Volk!

Der jüdische Kalender

Der jüdische Kalender ist ein kompliziertes System, der die Monate nach den Mondphasen ausrichtet. Damit die Monate aber nicht durch das Sonnenjahr wandern wie beim islamischen Kalender, werden ganze Schaltmonate eingeführt. Das Ergebnis: nach einem Jahr haben der jüdische und der Sonnenkalender eine Abweichung von nur ein paar Minuten. Durch einen weiteren Schalttag nach 219 Jahren sind beide Kalender synchron. Einen solchen Kalender hat kein zweites Volk. Er beweist mathematische und astronomische Kenntnisse, die die Juden – glaubt man der historischen Forschung – angeblich nie hatten.

Die Person Mose

Mose wuchs in den ersten 40 Jahren seines Lebens (Apostelgeschichte 7, 23) am Hof des Pharaos als sein Enkel auf und hat sämtliche Bildungsmöglichkeiten genossen, die im kulturellen Zentrum der damaligen Welt möglich waren. Selbstverständlich beherrschte er mehrere Sprachen in Wort und Schrift (Apostelgeschichte 7, 22).
Während der nächsten 40 Jahren in Midian (Apostelgeschichte 7, 30) lernte er das Leben in der Wüste kennen. Er lernte, wie man das Vieh versorgt und Weideplätze findet. Dazu gehörte natürlich auch, Wasser in der lebensfeindlichen Umgebung der Wüste zu finden.
Nach seiner 80-jährigen Ausbildung war er Gottes logische Wahl als Führer für das Volk, auch wenn er das selbst nicht so sah.
Als er das Volk Israel aus Ägypten führte, hatte er die besten Voraussetzungen, die für seine Aufgabe notwendig waren: Er war Kenner des höfischen Protokolls, um mit dem Pharao im richtigen Umgangsformen, den passenden Worten und sogar in diplomatischer Sprache zu reden. Deshalb hat er ja auch mit dem Pharao geredet, obwohl Gott ihm Aaron als Sprecher an seine Seite gestellt hatte.
Als das unerfahrene Volk durch die Wüste zog, konnte er es anleiten und zeigen, wie und wo man Wasser und Futter für das Vieh finden würde. Vielleicht war die Unerfahrenheit des Volkes der Grund für die ständigen Angriffe und Vorwürfe gegen ihn.

Das älteste Alphabet

Das älteste Alphabet der Welt wurde in Ägypten gefunden. Laut Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Alphabets) sei es von semitischen Arbeitern benutzt worden. Da stellt sich die Frage, wer das denn wohl gewesen sein könnte? Wikipedia weigert sich, den einfachen Schluss zu ziehen: Als die Ägypter noch Hieroglyphen hatten und die Babylonier, Assyrer und Perser noch Keilschrift benutzten, schrieben die Israeliten bereits ihre Texte mit einem Alphabet.
Mit Sicherheit beherrschten schon die Urväter die Schriftsprache. Mose hat sein erstes Buch wahrscheinlich gar nicht selbst geschrieben, sondern die von den Patriarchen geschriebenen Schriften zusammengetragen und lediglich überarbeitet. Nebenbei sei noch bemerkt, dass die biblischen Schriften nur mit einem Alphabet geschrieben werden konnten. Hieroglyphen oder Keilschrift eigneten sich nicht dafür, weil sie die Feinheiten der Sprache nicht wiedergeben konnten und weil sie zu viel Platz in Anspruch genommen hätten.
Es wird allgemein behauptet, dass die fünf Bücher Mose und auch einige andere ältere Schriften (z.B. das Buch Hiob) erst in der babylonischen Gefangenschaft geschrieben worden seien, weil die Israeliten dort erst schreiben gelernt hatten. Ich habe bisher noch keine Antwort auf die Frage gefunden, wie denn die Israeliten das Alphabet hätten lernen sollen, wenn die Babylonier noch mit Keilschrift geschrieben haben.

Wenn jemand eine Frau nimmt und sie heiratet, und sie findet nicht Gnade vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er ihr einen Scheidebrief schreibt und ihn ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Haus entlässt, …

5. Mose 24, 1

Nach den Gesetzesbestimmungen hätte sich ein Mann überhaupt nicht von seiner Frau scheiden können, wenn er nicht hätte schreiben können.

So schreibt euch nun dieses Lied auf, und du sollst es die Kinder Israels lehren; lege es in ihren Mund, damit mir dieses Lied ein Zeuge sei gegen die Kinder Israels.

5. Mose 31, 19

Das ganze Volk konnte schreiben und deshalb auch die Bücher Moses lesen. Und das bereits vor der babylonischen Gefangenschaft, in der angeblich die Bücher Moses erst geschrieben wurden.

Aus der Bibel können wir immer wieder erkennen, dass das ganze Volk lesen und schreiben konnte. Wenn ein Volk lesen und schreiben können soll, muss die Schrift einfach und leicht zu lernen sein. Das geht nur mit einem Alphabet.

Regierung Salomos

Salomo regierte über große Teile des Gebiets, das später das Babylonische Reich war. Zu seiner Zeit war Israel eine Weltmacht. Wieso sollte es nicht anders herum gewesen sein als von Historikern ständig behauptet und Babylon hat die Kultur aus Israel übernommen? So wäre zu erklären, weshalb die Kalender in Babylon und Israel gleich sind und auch die Monatsnamen ähnlich klingen. Selbst die Sprachen waren verwandt.

Exkurs: Das Buch Hiob

Beim Buch Hiob gibt es Vermutungen, dass es als älteste Schrift des biblischen Kanons noch vor der Sintflut geschrieben wurde. Dann konnte Hiob logischerweise bereits schreiben. Das Buch Hiob hat einige Merkmale, die es von anderen Büchern unterscheidet:

  • Es hat vielen Übersetzern Probleme gemacht, wegen der alten Sprache die richtige Übersetzung zu finden. In der Septuaginta – die griechische Übersetzung des Alten Testaments, etwa 2. Jahrhundert v. Chr. – sind einige Passagen überhaupt nicht übersetzt worden.
  • In Hiob 40-41 werden der Behemot und der Leviatan beschrieben, beide sind urzeitliche Tiere. Wenn man sich unter dem Behemot einen Brachiosaurus vorstellt, passt die Beschreibung. Mit dem Leviatan könnte ein Drache beschrieben worden sein. Auch wenn es heute diese Tiere nicht mehr gibt und ihre mögliche Existenz abgestritten wird: Wie vorsintflutliche Geschichten in allen Kulturen der Menschheit bekannt sind, ist es auch der Drache. Er kommt in allen Kulturen vor und sieht überall ähnlich aus. Vielleicht hat es ihn gegeben, obwohl die Wissenschaft vehement abstreitet, dass Drachen überhaupt möglich sind. Für mich persönlich jedenfalls sind die Beschreibungen der Bibel glaubwürdiger als die der Wissenschaft. Außerdem streitet die Wissenschaft ja auch nicht die Existenz des Bombardierkäfers ab, der ähnlich wie der Drache zwei Substanzen zur Explosion bringen kann.
  • Die beiden ersten Punkte sprechen für eine Abfassung des Buches lange vor allen anderen Büchern, müsste also noch in der Bronzezeit gewesen sein. Hiob kennt aber Eisen (Hiob 28,2). Alte Funde, die man nicht zuordnen kann (oder sich weigert, die richtigen Schlüsse zu ziehen), zeigen eine Hochkultur, die lange vor den Pharaonen existiert haben muss und deutlich weiter entwickelt gewesen sein muss als diese. Vielleicht hat Josephus Flavius Recht und die Pyramiden wurden tatsächlich vor der Sintflut gebaut? Gefundene Eisenablagerungen in den Bauten sprechen dafür. weil die Ägypter erst lange nach dem Pyramidenbau Eisen bearbeiten konnten.

Fazit

Wir haben gesehen, dass Jesus im Jahr 2 v. Chr. geboren wurde, im Jahr 29 oder 30 n. Chr. seinen Dienst begann und am 3. April 33 gekreuzigt wurde. Alle Zeiten stimmen überein, nur die historische Forschung muss noch ein paar Hausaufgaben machen, und den Todestag Herodes‘ korrigieren. Sobald die Historiker hier nachgebessert haben, sind Bibel und Wissenschaft wieder im Einklang. Das ist ein für mich wichtiges Thema: wissenschaftliche Forschung soll die Bibel bestätigen, nicht ihr widersprechen, weil die Bibel als Gottes Wort die höhere Autorität hat. Ich stehe auf dem Standpunkt: Wenn sich Wissenschaft und Bibel widersprechen stimmt entweder die Wissenschaft nicht oder die biblische Auslegung. Weil wir in diesem Fall aber klare Datumsangaben haben, bedarf es keiner Auslegung. Deshalb kann nur die Wissenschaft falsch sein.

Tagesberechnung

Sir Robert Anderson:

14.03.445 v. Chr. bis Palmsonntag am 6.04.32 n. Chr.

vor Christus
14.03.445 bis 31.12.445:292 Tage
444 Jahre x 365 Tage:162.060 Tage
111 Schaltjahre 444 bis 1:111 Tage
nach Christus
31 Jahre x 365 Tage:11.315 Tage
7 Schaltjahre 1 bis 31:7 Tage
01.01.32 bis 06.04.32:97 Tage
Gesamt:173.882 Tage

Sir Isaac Newton:

1.04.444 v. Chr. bis Palmsonntag am 29.03.33 n. Chr.

vor Christus
01.04.444 bis 31.12.444:274 Tage
443 Jahre x 365 Tage:161.695 Tage
110 Schaltjahre 443 bis 1 v. Chr.:110 Tage
nach Christus
32 Jahre x 365 Tage:11.680 Tage
8 Schaltjahre 1 bis 32:8 Tage
01.01.33 bis 29.03.33:88 Tage
Gesamt:173.855 Tage

Der Julianische Kalender, nach dem hier gerechnet wird, hat alle vier Jahre ein Schaltjahr. Ausgleichsjahre wie beim gregorianischen Kalender gibt es nicht.


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Kommentare

2 Antworten zu „Jesu Geburtsjahr und Kreuzigungsdatum“

  1. Burkhard

    Hallo Christoph Michael,

    danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich will gerne einmal versuchen, dir meine Sicht der Zeitabläufe zu erklären.

    Israel war nicht mit Jesus verlobt, sondern mit dem Vater verheiratet, der sich hat scheiden lassen (u.a. Jeremia 3,8. Hier spricht nicht der Sohn sondern der Vater). Jesus hat sich mit der Gemeinde verlobt, wie ich das auch im Artikel “Die Entrückung” in Bezug auf die galiläische Hochzeit beschrieben habe.

    Ich gebe dir Recht: Jesu Taufe war Seine Salbung als König. Aber nur Johannes der Täufer und später die Jünger wussten davon. Deshalb waren Taufe und Wirken Jesu der zweite Schritt zur Inthronisierung. Die Einsetzung als König erfolgt immer in drei Schritten:
    1. der Erbe selbst erfährt, dass er König wird (Jesus ist von Ewigkeit her als Messias und König vorgesehen – 1. Mose 3, 15)
    2. der neue König wird einem kleinen Kreis bekannt gemacht (= Taufe und Wirken Jesu, Johannes der Täufer und die Jünger erkennen Jesus als Sohn Gottes)
    3. der neue König wird der Öffentlichkeit präsentiert (= Einzug nach Jerusalem)

    Daniel 9 ist ab Vers 24 streng chronologisch. Wir können also recht gut den Ablauf von Daniels 70 Jahrwochen erkennen:
    7 Wochen Aufbau Jerusalems durch Nehemia (Daniel 9, 25)
    62 Wochen wird Jerusalem “in bedrängter Zeit” bestehen bis zum Auftritt des Messias (Daniel 9, 25 b)
    Nach den 7+62 Wochen wird der Gesalbte “ausgerottet werden und ihm wird nichts zuteil werden” (Daniel 9, 26). Damit ist ganz klar – zumindest sehe ich das so – die Kreuzigung gemeint. Die Geburt und Jesu Wirken fallen also noch in diese 69 Jahrwochen.

    In Daniel 9, 26 wird auch vom “Volk des kommenden Fürsten” gesprochen, der – wie die weitere Beschreibung klar werden lässt – der Antichrist ist. Damit ist also auch in Vers 27 vom Antichristen die Rede, der den “Bund mit den Vielen” schließen wird.
    Die “Vielen” ist nicht Israel (Israel wird in 5. Mose 7, 7 als kleines Volk bezeichnet) sondern viele Völker. Einen ersten Schritt dahin sehen wir aktuell mit dem “Abrahams Accord”, der von Donald Trump initiiert wurde. Der Antichrist wird diesen Bund mit Israel wesentlich erweitern.

    In der Hälfte der letzten Jahrwoche wird der Antichrist sich selbst als Gott im Tempel anbeten lassen (2. Thessalonicher 2, 4). Das ist der Zeitpunkt, an dem nach Daniel 9, 27 Schlacht- und Speisopfer aufhören. Daraus kann man schließen, dass es einen Tempel geben wird, an dem Israel opfert. Wenn sich der Antichrist als Gott in den Tempel setzt, ist der Tempel verunreinigt. Israel kann nicht mehr opfern. Das Volk wird erkennen, dass der Antichrist nicht der verheißene Messias ist und in die Wüste fliehen (Offenbarung 12, 6). Der Gedanke, dass mit der Entstehung der Gemeinde die Schlachtopfer beendet wurden, ist zwar interessant, aber leider nicht haltbar, weil Israel ja bis zur Zerstörung Jerusalems weiter geopfert hat.

    Ich empfehle dir einmal, meine Beiträge zum Thema “Offenbarung” zu lesen. Dort habe ich einige Dinge beschrieben, wie ich die Endzeitprophetie verstehe.
    Aber – das will ich abschließend klarstellen – wie wir die Prophetie verstehen und auslegen, ist nicht heilsentscheidend. Wir können darüber diskutieren und unterschiedlicher Meinung sein, bleiben aber trotzdem gerettete Gotteskinder, wenn wir Jesus als unseren Herrn akzeptieren und Seinen Kreuzestod für uns in Anspruch nehmen.

  2. Christoph Michael Weil

    Lieben dank für die Recherchen,
    die 70. Jahrwoche soll noch ausstehen, also 7 Jahre. Was aber ist mit der Zeit, die 3,5 Jahre, die Jesus gewirkt hat?
    Jesu Salbung war für mich seine Taufe, dann hat ER seinen neuen Ehe und aufgerichtet und mit seinem Tod den Alten EheBund beendet! (Ehescheidung und Wiederheirat von Israel) JesusGott ließ sich von Israel Scheiden, ein zurück gab es nur duch den Tod des Ehemannes, was das Gesetz nicht beendet, sonndern Erfüllt.
    Für mich sind von der 70. Jahrwoche für das Volk Israel bereits 3,5 Jahre erfüllt!

    Daniel 9:27
    Jesus hat mit dem Einzug als König der Juden, auf einem Esel reitend, einen festen Bund mit den Vielen geschlossen, für eine Woche (Jahrwoche = 7 Jahre); und zur Hälfte der Woche hat ER, Jesus, für die Vielen die ihn als Messias, Retter, König und Gott angenommen haben, Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen!

    Die Jünger Jesu mussten von dan nicht mehr im Tempel Opfern!
    Bis zur Erfüllung der 70. Jahrwoche fehlen demnach für das Volk Israel, den Juden, nur noch 3,5 Jahre.

    Daniel 9:27b weissagt
    Und wegen der Beschirmung der Greuel (für mich der vorgeführte Opferdienst) wird ein Verwüster kommen, und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden.

    Vernichtung und Festbeschlossenes ausgegossen werden = das dritte Wehe, die siebte Posaune, die sieben Schalen Gottes!